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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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ich das las, und die feinen Härchen auf meinen Armen richteten sich auf. Diese alte Schriftrolle, die Schriftrolle des Rechtshäuptigen Kranichs, jedenfalls lautete so der Titel auf der Bambusrolle, beschrieb ganz eindeutig, wer einem Drachenbullen dienen durfte. Erneut fühlte ich, wie die Fühler von Ehrgeiz und Hoffnung versuchten, das Grabmal zu durchdringen, in welches ich meinen unmöglichen Traum eingesperrt hatte.
    Ich las weiter, wie unter Zwang.
    Jeder Drachenmeister, der sich diesen Titel durch seinen reinen Dienst an einem oder mehreren Bullen in den Ländern verdient hat, die von Imperator Fa regiert werden, mag ebenso dem Bullen dienen, jeder Komikonpu, der das Privileg einer Lehrzeit bei einem solchen Drachenmeister genossen hat, und alle Gekürten und Diener, die an Sa Gikiro von dem bullengeleiteten Willen dieses Drachenmeisters gekürt wurden, mögen gleichfalls dienen; desgleichen jeder von der Chanoom-Sekte; und auch ähnliche Personen, die von heiligen Messern gereinigt wurden, dürfen, mit Einwilligung des Tempels oder des Drachenmeisters, dem Bullen dienen, falls das nötig oder erwünscht ist. Diese, und nur diese, dürfen dem Bullen dienen, jetzt und für alle Zeiten, nah und fern. Hiermit verkündet von Imperator Wai Fa-sren.
    Ich starrte die Steinwände an.
    Ich war von einem heiligen Messer gereinigt worden; ich hatte den Kuneus gedient, den ausgemusterten Bullen, in dem vom Tempel gebilligten Konvent Tieron. Bedeutete das, dass ich einem Drachenbullen so dienen konnte wie der Kriegerfürst unserer Brutstätte?
    Ich hörte ein Schlurfen hinter mir. Ein Grunzen. Den Schrei eines Mannes, Drachenjünger Gens gemurmelte Antwort. Hastig schob ich die uralte Schriftrolle wieder in ihre Bambusrolle zurück und stand gerade von meinem Stuhl auf, als Drachenjünger Gen in die Felskammer stolperte. Er stürzte und zog einen Mann mit sich.
    »Hilf mir, Junge!«, blaffte er mich an und betonte dabei das Wort Junge. »Der Mann braucht Hilfe.«
    Ich legte die Bambusrolle auf den Tisch und trat neben ihn, während ich nervös kontrollierte, dass der Überwurf korrekt über dem Ausschnitt meiner Tunika saß und meine kleinen Brüste verdeckte.
    Der Mann, den der Drachenjünger stützte, trug die versengten und zerrissenen Reste einer Makmaki-Kutte, deren Kapuze abgerissen war, sodass sie jetzt in Fetzen von seinen Schultern herunterhing. Der Mann war vollkommen von Ruß bedeckt, und seine Augen wirkten wie weiße Nüsse unter der dicken, öligen Schicht auf seinem Gesicht. Seine rechte Wade blutete heftig.
    »Dieser verdammte Narr hat sich geschnitten, als er eine Ruine in der Nähe plünderte. Ich bin ihm über den Weg gelaufen, als ich von anderen Verletzten zurückkam … Schaff diese Rollen da weg, Junge, bevor wir darüber stolpern! Und jetzt hilf mir, den Mann in die Hängematte zu heben – komm schon, los!«
    Der Verwundete schrie, als wir ihn anhoben und bäuchlings in eine der beiden Hängematten der Kammer wuchteten.
    »Mach nicht so ein Geschrei, Mann!«, blaffte Drachenjünger Gen ihn an. »Wo ist dein Stolz? Das ist nur ein Kratzer!«
    Es war alles andere als ein Kratzer. Die Wunde war sehr tief, direkt unter dem Knie, und die freigelegten Sehnen und Knochen schimmerten wie weißes, feuchtes Porzellan, im starken Kontrast zu dem von Ruß geschwärzten roten Fleisch.
    Sofort erinnerte ich mich an den Makmaki-Bruder, der eine ganz ähnliche Verletzung von der Dschungelkatze davongetragen hatte, vor meinem misslungenen Mordversuch.
    Gleichzeitig fiel mir auch ein, wie hartnäckig Kiz-dan darauf bestanden hatte, dass der verwundete Bruder am nächsten Morgen zum Tempel Ornisak geschafft werden sollte.
    Eine wilde, verzweifelte Hoffnung ließ mein Blut wallen. Vielleicht waren sie ja gar nicht in ihrem Gawabe gewesen, als die Zone niedergebrannt wurde! Sondern hatten sich hier aufgehalten, im Tempel Ornisak.
    »Was glotzt du, Junge? Hol Wasser, Verbände!«
    »Habt Ihr einen Mann behandelt, der eine ganz ähnliche Verletzung aufwies, an dem Morgen der Zerstörung?«, fragte ich und stand wie angewurzelt da.
    »Was?«
    Der Mann in der Hängematte kreischte ähnlich wie ein Wildschwein.
    »Habt Ihr einen Mann behandelt …?«
    »Erscheint dir das der rechte Zeitpunkt für eine müßige Plauderei zu sein, Junge?«
    »Ich muss es wissen«, würgte ich hervor. »Ein Mann, ein Zwilling. Er ist von einer jungen Frau mit einem Baby hergebracht worden, einem Jungen, der gerade laufen lernte …«
    »Ich

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