Auf ein prima Klimakterium
Zitrone und dem Chilipulver vermengen, die Shrimps in Butter und geschnittenem Estragon dünsten, pfeffern und salzen und kurz vor dem Servieren auf die Suppe geben. Einen größeren Dip geschlagene Sahne in die Tellermitte, eine Prise Kreuzkümmel, eine Prise geröstete Sesamkörner, ein paar gehackte Estragonblätter darauf verteilen, eine kleine Käsestange beilegen. Bon appétit!
Lust auf reife Weiblichkeit
Carpe diem – Pflücke den Tag
»›Liebe ist schrecklich rau‹, sagte ich, während ich mich dämlich auf dem Bärenfell vor dem Kamin räkelte. ›Zieh dich an, Kleines‹, brüllte er aus der Dusche, ›ich kann dich sonst nicht länger verleumden‹. ›Ach sag an‹, seufzte ich in mich hinein und zog meinen frierenden Wintermantel über meine nackte Orangenhaut.«
Bei brasilianischem Kaffee, mit Zimt und Sahnehäubchen, resümiert eine alte Freundin, aus Miami angedüst, in respekteinflößenden Schlangenlederstiefeln und mit sechzigjährigen Dreadlocks, auf meiner kleinen Landhaus-Chaiselongue über ihren zeitgenössischen Miami-Lover jüngeren Jahrgangs, ihren Sexy-Hengsto, wie sie ihn mir mit sattem Gelächter an meine Zimmertapete imaginiert.
»Ja, ja«, antworte ich, »wenn die gute alte Lust in ihre Jahre kommt, da ist Kuscheln angesagt, keine Verhüterlis mehr im Suitcase, die sich nach ihren Einsatzbefehlen sehnen, keine Eisprung-Temperatur-Bestimmungen, kein Monatspillen-Futter, sondern freie zärtliche Vereinigung, vertrauensvolle tantrische Hingabe. Diese Zeit ist doch die Krönung für uns Frauen«, lege ich nun meine Essenz mit wissendem Lächeln auf das blaue Tablett, das noch die letzten Scheiben eines himmlischen Zitronenkuchens beherbergt.
»Alte Fabuliererin«, kontert nun Sexy-Hexy, »du hast dich doch seit Jahren nicht mehr in unseren sexuellen Dschungelcamps fündig gemacht und wie Dornröschen hinter deiner Hecke versteckt. Bei uns modernen Frauen ist Polarität angesagt. Anziehung und Abstoßung im Wechselspiel der Geh-und-Komm-Zeiten. Geile Alpha-Männchen werden mit Fessel-Ritualen domestiziert, dass ihnen Hören und Sehen vergeht. Dazu benötigen wir einen schneidenden Ton in der Stimme, strafende Knute, Augenbinde, auch bei jüngeren Schnittchen mit straffem Popo, capito, meine dornige Rose?«, wirft mir die Gefährtin aus freudigen Jugendtagen an den Kopf und kippt sich einen kräftigen Schluck meines selbst gebrauten Ingwer-Zitronen-Minze-Cocktails in ihren aufgespritzten Kirschenmund Marke XXL.
»Die angewandte Augenbinde versperrt wohl den Blick auf die Cellulite-Plantagen? Sehr clever von euch«, rutscht mir da verschmitzt aus dem Mund, der sich gleich danach von einem kräftigen Löffel würziger Kokosmilch-Hühnersuppe, mit Koriandergrün veredelt, verwöhnen lässt. Dieses delikate Süppchen hatte ich in den letzten Stunden liebevoll für meine Besucherin komponiert, die nun mitsamt Erfahrungs-Katalog forsch im ersten Gang Berggetriebe weiterfährt.
»Ja, ja, unsere ungeliebte Menopause mit ihrer trockenen Problemzone im Gepäck. Gleitgels, -cremes und -zäpfchen in allen Variationen, wenn du weißt, was ich meine, meine Liebe! Was für ein Stressfaktor neben der monatlichen Botox-Schiene. Die jüngeren männlichen Kaliber verlangen doch hie und da nach der horizontalen Position und die Konkurrenz schläft beileibe nicht«, wahrsagt sie und stürzt sich eilig in ihren Zottel-Nerz, um das schon angekündigte vierteljährliche Date mit ihrem leibhaftigen Ehegespons in der bayerischen Metropole anzuvisieren.
Jetzt versuche ich meine Wortkaskaden an die Frau zu bringen: »Du musst jetzt in deinen herbstlichen Gezeiten genügend Kalzium zu dir nehmen, mindestens 1500 mg pro Tag, aber nur wenn dein Vitamin-D-Spiegel damit übereinstimmt, also viel frische Luft und viel Fisch essen. Und mein Geheimtipp! Der Mönchspfeffer setzt peu à peu die Wassereinlagerungen der Cellulite frei. Gönn dir das natürliche Hormon der Cimicifuga-Silberkerze, dann klappt’s auch wieder mit den feuchten Zonen. Was macht deine Familie? Meine Enkeltochter hat Abitur geschafft und …« Da ist sie auch schon weg und ich rede nur noch mit dem offenen Fenster eines schicken, schwarzen Cabriolets, das sich mit einem Raubkatzensprung aus dem Staub zu machen beginnt.
»Gott schütze dich, meine jung gebliebene Prinzessin aus frohen Kindertagen, und vergiss dein altes Dornröschen nicht«, schicke ich der rasanten Lenkerin liebevoll mit auf den Weg. Gleich werden all meine Gedanken in einem
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