Auf ein prima Klimakterium
gefüllt, mit handgefertigten Etiketten versehen, wartet schon aufgereiht auf ihre angehenden Verzehrer. »Köstlich«, benote ich nach einer Probe das erzielte Geschmackserlebnis. Für andere zu kochen, sie mit neu entdeckten Gewürzen bekannt zu machen, mundende Essenzen aufzutischen, die sich aus Gewürzmischungen nach eigenem Gusto herauskitzeln lassen, beschert mir immer ein tiefes Glücksgefühl, vor allem wenn es mir wieder einmal gelingt, die Sinne meiner Gäste zu streicheln und ihren Geschmacksnerven durch meine bayerisch-surinamische Küche, wie ich meine Art zu köcheln nenne, bis dato ungeahnte Genüsse zu bescheren. Eine Tafelrunde, die sich aus einer Gruppe verschiedenartigster Menschen zusammengewürfelt hat, möglichst sieben bis neun Personen, gibt mir einen großen Ansporn, aber auch bei einer kleineren Konstellation bin ich hoch motiviert dabei.
Nach all den Jahren hallen die klugen Aussagen meines Mentors durch mein Innerstes und ich versuche, diese mit viel Einfühlungsvermögen und Respekt an meine Mitmenschen weiterzuleiten.
»Kümmerst du dich nur um die Ernährung eines einzelnen Menschen, hat das einen Wirkungsradius auf die ganze Welt«, mahnte er mich so oft. »In unsere Beziehungen, ob Freundschaft oder Liebschaft, bringen wir alle einen Hunger nach emotionaler Unterstützung mit ein. Ob Nahrung, Herzenswärme, Anerkennung, Freundschaft und rückhaltlose nahrhafte Spiegelung aller Facetten einer Persönlichkeit, ob positiv oder negativ ausgelegt, verschaffen diese ein warmes Gefühl des Selbstwerts und einer Geborgenheit, die sich aus dem Urschoß unseres Schöpfers speist. Durch eine ausgeglichene Ernährung durch unsere Mütter fühlen wir uns geliebt und abgesichert, wir sind mit der Welt geeint. Ist aber die orale Nahrungszufuhr mit ihrem notwendigen biologischen Sättigungsprinzip, vor allem in den ersten Monaten nach der Geburt, gestört, wirkt sich das unselig auf die spätere Erwachsenenzeit aus. Der Mensch fühlt sich dann ungeliebt und definiert sich permanent über Projektionsflächen auf mütterliche Personen, die den frühen Entzug von Nahrung, nun durch Entzug von Zuwendung und Anerkennung, wiederholen. Der Erwachsene fühlt sich bestraft, wird nun alles versuchen, um durch Sublimierung vermeintlich nahrhafte Zuwendung, sei es durch Streit und Zank, zu erlangen. Das verletzte Ich ertrinkt oft im Alkoholtrauma, versucht durch das Aufbürden von schweren Sorgen an Familienmitglieder und auftretende chronische Erkrankungen Zuwendung und Versorgung von seiner Mitwelt zu ertrutzen.«
Diese Erkenntnisse habe ich mir schon während meiner Ausbildung zu Lebzeiten meines Lehrherrn sehr zu Herzen genommen und immer wieder schmerzhaft bestätigt gefunden. Ein mutterverletztes Wesen sehnt sich zeitlebens nach Mutterschutz, wird aber, innerhalb eines Freundschaftsbundes, einem mütterlich herbeigesehnten Menschen, nach einer erfüllenden, nahrhaften ersten Periode, als Extrakt einer späten Rache, plötzlich zum feindseligen Gegenüber mutieren.
»Liebe mich dann, wenn ich es am wenigsten verdiene, denn dann brauche ich es am meisten«, habe ich in so einer schmerzhaften Phase meines Lebens in mein kleines Notizbüchlein geschrieben und beschlossen, trotz allem auch weiterhin mein Lebensmuster auf Fürsorge, Ernährung und Kommunikation mit meinen Mitmenschen auszurichten. Ich liebe sie und werde nicht müde, mich mit ihnen auszutauschen, sie zu ehren, zu nähren und zu studieren, was wahrscheinlich meinem kosmischen Auftrag total entspricht.
Da wir gerade bei dem Begriff Nahrung sind, darf ich Ihnen, liebe Leser, zum Thema Austausch meine neue Marmeladen-Komposition zum Nacherschaffen offenbaren!
Marmalada Kokolimetta
(4 Gläser à 200 ml)
Ich verwendete dazu:
600 g saftige Birnen
2 Limetten
40 ml Kokoslikör
30 g Kokosraspeln
370 g Gelierzucker zum Kaltrühren
Die Birnen werden gewaschen, geschält und gewürfelt, die Schale der Limetten fein abgezogen, der Saft der Limetten ausgepresst und über die Birnenwürfel gegeben. Den Kokoslikör und die Kokosraspeln zusammen mit dem Gelierzucker untermischen, mit einem Pürierstab mixen und in die vorbereiteten Gläser füllen. Handbemalte Etiketten, mit Namen versehen, machen Freude.
Neptuns Rückkehr wird erst am morgigen Tage gefeiert, schon heute vertraue ich meine delikate Nachspeise dem Kühlschrank an.
Neptuns Dream-Cream
1 frische Ananas habe ich in Würfel geschnitten und zusammen mit dem Fleisch von 3 saftigen
Weitere Kostenlose Bücher