Auf einmal ist Hoffnung
Menendez Varnay an.
Varnay wußte nun endgültig, woran er war. Er versuchte zu bluffen: »Ich habe den Alarmknopf gedrückt. Sie kommen nicht aus dem Haus hinaus.«
»Sie irren, Sir«, versuchte Rocha die Situation zu retten, »wir wollen Ihnen wirklich nur ein paar Fragen stellen und Ihr Apartment durchsuchen.«
»Wir wollen, daß du uns keine Schwierigkeiten machst!« sagte Menendez mit erhobener Stimme zu Varnay.
»Meine Wohnung durchsuchen?« rief Varnay erregt dazwischen und stellte unmißverständlich fest: »Nur mit einem Durchsuchungsbefehl der Staatsanwaltschaft!« Er nahm den Hörer hoch und wollte eine Nummer tippen.
Doch Menendez drückte sofort die Gabel hinunter. »Hörst du schlecht? Du sollst dich ruhig verhalten! Oder du wirst an uns keine Freude haben!« Es war eine offene Drohung für Varnay.
»Ihr seid 'ne Nummer zu klein für mich«, antwortete Varnay abschätzig, ging an den beiden Männern vorbei zur Tür und hatte schon die Hand am Knauf. Seit es ihm vor vielen Jahren einmal gelungen war, in Chikago einen jugendlichen Gelegenheitsräuber in die Flucht zu schlagen, hatte er es sich zum Grundsatz gemacht, sich durch nichts und niemanden mehr einschüchtern zu lassen.
Doch als er gerade den Türknauf drehte und, halbnackt wie er war, vor den zwei Männern das Weite suchen wollte, war Menendez heran, stellte sich ihm in den Weg. Varnay wollte vorbei, Menendez drückte ihn beiseite, Varnay wehrte sich und stieß dem kräftigen Menendez sein Knie in den Unterleib, daß der Cubaner unwillkürlich für einen Moment zusammenzuckte.
Aber Menendez war für Varnay zu stark. Ein Faustschlag in den wabbeligen Bauch des alten Mannes, und Varnay schrie vor Schmerz auf. Doch Varnay ließ nicht nach. Blind vor ohnmächtiger Wut rammte er Menendez seinen Schädel gegen das Kinn und schlug wie besessen um sich.
Von da an verlief alles sehr schnell. Menendez hielt auf einmal die Webley in der Hand, den Lauf auf Varnay gerichtet und schrie: »Stop!«
Varnay aber nahm die Warnung nicht ernst und stürzte sich mit verzerrtem Gesicht auf Menendez, um ihm die Waffe aus der Hand zu schlagen. Der Schuß war kaum zu hören. Die Mündung der Webley hatte sich tief in Varnays Bauch gedrückt.
Varnay sackte mit großen Augen vornüber, versuchte sich vergebens an der Kommode festzuhalten und schlug schwer auf dem hellen Spannteppich auf. Im Nu verbreitete sich eine bizarre, blutrote Struktur über den Teppich.
Menendez versetzte dem leblosen Körper, der vor ihm lag, noch einen Fußtritt, wie um seine Tat zu rechtfertigen.
Rocha trat heran und beugte sich über Varnay. Dann hob er den Blick zu Menendez hoch und stellte fassungslos fest: »Er ist tot.«
Zenon Menendez stand unbeweglich. Die Arme hingen schlaff an ihm herunter. Seine Hand hielt kraftlos die Pistole umschlossen. Es schien, als erkenne der bärenstarke junge Mann, daß er Joseph Varnay vollkommen sinnlos getötet hatte.
Doch dann straffte er seinen Körper, sah auf den Toten hinunter und sagte trotzig: »Er hätte uns die Polizei auf den Hals gehetzt.«
Roberto Rocha erhob sich langsam.
Die beiden Männer standen sich so nahe gegenüber, daß jeder des anderen Atem spürte. Keiner sprach ein Wort. Doch ihre Blicke fraßen sich feindselig ineinander.
»Ich habe dich von Anfang an gewarnt«, sagte Rocha und bewegte die Lippen kaum. Er wußte, daß er vor einer Entscheidung stand und suchte seine Chance.
»Mit deiner Tour schaffen wir den Auftrag nie«, entgegnete Menendez hart.
Rocha sagte entschlossen: »Gib das Ding her!« Er meinte die Webley.
»Du bist naiv. Dumm und naiv.« Menendez lächelte abfällig.
»Gib her!« Rocha ließ keinen Zweifel daran, daß er unnachgiebig bleiben würde.
»Dumm, naiv und eingebildet«, wiederholte Menendez.
Er hatte noch nicht zu Ende gesprochen, da packte Rocha mit eisernem Griff das Handgelenk des anderen und verdrehte es mit einer derartigen Kraft, daß Menendez unwillkürlich die Hand öffnete und die Webley fallen ließ. Es vollzog sich so blitzartig, daß Menendez zu spät reagierte.
Doch dann hieb er Rocha die Faust in den Unterleib, mehrmals, so daß der andere zusammensackte. Im Fallen aber umfaßte Rocha das Knie des Mestizen und zog ihm die Beine weg. Sie kämpften miteinander wie um ihr Leben. Sie kamen wieder auf die Beine, tauschten ganze Serien von Schlägen aus, verbissen sich geradezu ineinander, droschen blindwütig und keuchend aufeinander ein und waren im Nu schwer gezeichnet. Rocha
Weitere Kostenlose Bücher