Auf einmal ist Hoffnung
sind jetzt beim Thema Monroe Kahn«, sagte Patrick, und sein Blick ging von Louis zu Jennifer, wie um von ihr Zustimmung zu erheischen.
Sie aber schwieg und schaute gedankenverloren an ihm vorbei.
Louis sprach zu Patrick: »Mon hat mir den Befund gezeigt.«
»War er Ihrer Meinung nach einwandfrei?« fragte Patrick gespannt.
»Ich kenne nicht den genauen Ablauf der Untersuchung, also auch nicht die Art, wie die Werte errechnet wurden, sondern ich habe nur den schriftlichen Extrakt in Händen gehalten«, wich Louis einer genauen Stellungnahme aus.
»Wie war der Extrakt Ihrer Meinung nach?«
»Nicht präziser und nicht unpräziser als jeder andere Befund, der auf einer serologischen Untersuchung basiert.«
»Also sind Fehlerquellen nicht auszuschließen«, stellte Patrick mit Nachdruck fest.
»Absolut«, sagte Louis beifällig, »in beiden Richtungen.« Doch er setzte sarkastisch hinzu: »Nur wirkt die Fehlerquelle in der krebspositiven Richtung leider tödlich.«
Die beiden Männer diskutierten noch eingehend über die anderen Verfahren, einen Krebs so frühzeitig wie möglich zu erkennen, und Patrick redete sich dabei gefühlsstark den Kopf heiß. Louis aber blieb der ruhige Fachmann, der die Probleme kühl aus der Sicht der Wissenschaft behandelte. Er brachte unter anderem die sogenannten ›Marker‹ in die Debatte, tumorspezifische Markierungen an den nervösen Empfangsorganen der Zellen, die aber auch nur teilspezifisch sein könnten, nach seiner Erkenntnis.
Jennifer war währenddessen wie abwesend. Sie hatte sich tief in den Sessel zurückgelehnt, hatte die Beine übereinandergeschlagen, den Ellenbogen aufs Knie gestützt, und den Kopf auf die Hand gelegt. Doch auf einmal ging durch sie ein Ruck, sie fuhr hoch und unterbrach die Diskussion der Männer, indem sie laut ihren Gedanken aussprach: »Kann Vaters Tod mit dem Krebs zusammenhängen?« Ihre Frage galt Louis.
»Du meinst, medizinisch?« Louis war erstaunt.
»Wie sonst?« Sie wußte nicht, worauf er hinauswollte.
Er überging ihren Einwand und antwortete klar: »Soweit ich durch euch informiert bin, nein.«
»Kann der Krebs ihn entscheidend geschwächt haben? Ich meine, so stark, daß er den zwei Eindringlingen nicht mehr genug körperlichen Widerstand leisten konnte?« Patrick kam Jennifer zu Hilfe.
»Nein«, sagte Louis entschieden, »Mon war achtundsechzig, und die beiden Männer waren offenbar wesentlich jünger. Da hatte er keine Chance.«
»Hätte er auch keine gehabt, wenn er nicht vom Krebs gezeichnet gewesen wäre?« fragte Patrick hartnäckig.
»War er denn vom Krebs gezeichnet?« entgegnete Louis ungewöhnlich hart.
Patrick spürte, daß Louis das Thema wechseln wollte, und fragte ihn deshalb noch einmal besonders eindringlich: »Hätte er eine Chance gehabt, wenn er keinen Krebs gehabt hätte?«
»Er hatte keine Chance. Genügt das nicht?« Louis hob ungeduldig die Stimme an. Auch jetzt noch wich er der Wahrheit bewußt aus.
Bedrücktes Schweigen breitete sich aus. In der Ferne hörte man ein Auto fahren. Nach einer Weile ergriff Louis wieder das Wort und sagte überlegt: »Es ist wenig sinnvoll, wenn wir uns vordergründig nur auf die nackten Fakten der Story beschränken. Wenn ihr nicht halbwegs mit dem Hintergrund vertraut seid, könnt ihr den Vorfall wohl kaum erfassen.«
Niemand entgegnete ihm etwas. Patrick hatte den Kopf gesenkt. Louis sprach ihn direkt an: »Sind Sie bereit, Patrick sich mit diesem Hintergrund zu befassen?«
Patrick nickte, ohne daß er den Kopf hob.
»Allright.« Louis schweifte von neuem ins allgemeine ab: »Seit vielen Jahren werden geradezu übermenschliche Anstrengungen unternommen, dem Krebs Einhalt zu gebieten. Es wird operiert, bestrahlt, medikamentös behandelt. Es werden immer wieder neue Mittel ausprobiert, um diesem Ungeheuer beizukommen. Die Chemotherapie erzielt dabei auch oftmals Erfolge.« Es schien, als spreche er ausschließlich zu Jennifer.
»Chemotherapie?« Sie sah Louis verständnislos an.
»Chemotherapeutica sind Arzneimittel, die im Körper Bakterien oder Viren bekämpfen können«, erklärte Louis ihr geduldig.
»Bei welcher Art von Krebs wurden bisher die meisten Erfolge erzielt?« wollte Patrick wissen.
»Ohne eine Rangordnung aufzustellen, kann man davon ausgehen, daß bei der Bekämpfung von Blutkrebs, also von Leukämie, vor allem bei Kindern, in letzter Zeit sehr gute Erfolge auftreten.«
»Was bedeutet das genauer?« setzte Patrick nach.
»Eine noch nicht zu
Weitere Kostenlose Bücher