Auf einmal ist Hoffnung
schoß das Blut aus der Nase, Menendez hatte eine Rißwunde unter dem Auge. Der junge, bullige Menendez aber war dem asketischen Rocha überlegen.
Daß Rocha den ungleichen Kampf letzten Endes dennoch für sich entscheiden konnte, verdankte er einem Zufall. Menendez streckte ihn mit einer gekonnten rechten Geraden nieder. Schon im Taumeln dachte Rocha, daß es jetzt für ihn endgültig aus sei. Als er aber am Boden aufschug, fiel er mit der offenen Hand genau auf die Webley. Blitzschnell nahm er seine Chance wahr. Er mobilisierte seine letzten Kräfte, umfaßte die Waffe und richtete den Lauf auf Menendez, der über ihm stand und zum entscheidenden Schlag ausholte. »Stop!«
Menendez erstarrte in der Bewegung. Aus seinem verschlagenen Gesicht wich alles Blut. Doch schon im nächsten Augenblick fühlte er sich Rocha, trotz der Waffe, wieder überlegen. »Du bist kein Killer!« verhöhnte er ihn. »Du bist ein Schlappschwanz!« Und seine Faust jagte auf Rochas Kopf zu.
Da drückte Rocha ab. Im Unterbewußtsein, wie um sich zu beweisen.
Krachend schlug die Kugel in den Spiegel hinter Menendez ein. Glas splitterte und spritzte zur Seite.
Menendez war wie versteinert und wagte nicht zu atmen. Das höhnische Lächeln war verschwunden, nackte Angst verzerrte sein Gesicht.
Rocha hatte unwillkürlich richtig gehandelt. Er hatte den anderen nicht töten, sondern ihn nur von sich abhalten wollen.
Einen Atemzug lang herrschte Stille. Dann sagte Menendez mit metallisch kehliger Stimme: »Du bist wahnsinnig!«
»Jetzt weißt du wenigstens, woran du bist«, entgegnete Rocha und atmete heftig.
Eine Weile schwiegen sie. Nur ihre Augen sprachen.
»Du hättest mich um ein Haar erschossen«, begann Menendez drohend leise.
»Ja.« Rocha hatte sich beruhigt.
»Das wirst du büßen.«
»Versuch's.«
»Du hast keine Chance.«
»Versuch's«, wiederholte Rocha, und mit der Waffe dirigierte er Menendez in einen der Sessel.
»Du kommst nicht mal ins Hotel zurück.« Menendez gehorchte in ohnmächtiger Wut.
Rocha ging nicht darauf ein. »Ich könnte dich hier festbinden und die Polizei verständigen.«
»Und warum tust du's nicht?«
Menendez versuchte sarkastisch zu sein, aber es gelang ihm nicht.
»Weil ich eine bessere Idee habe«, erwiderte Rocha beherrscht.
»Auch wenn du mich abknallst, bist du verloren.« Menendez mußte schlucken.
»Elena hat lange genug gelitten.« Rochas Worte galten mehr ihm selbst.
»Elena?« Menendez wurde hellhörig. »Du willst mich als Faustpfand?« Hohn stand ihm im Gesicht. »Vacas läßt nicht mit sich handeln.«
»Als einer vom Servicio Secreto Especial darf man nicht Wehleidig sein«, spottete Rocha und setzte befehlend hinzu: »Los, steh auf! Du gehst voran. Langsam! Ein zu schneller Schritt, und du hast verloren, noch ehe das Spiel begonnen hat!«
8
Louis zeigte Jennifer, wo die Kaffeemaschine stand, und sagte Patrick, in welchem Schrank sich die Tassen befanden. Er selbst suchte verzweifelt die Büchse mit dem Kaffee, fand sie endlich auf dem obersten Bord, wohin er sie heute früh eigenhändig geschoben hatte.
»Ohne Harriet bin ich verloren«, resümierte er für sich selbst.
Er warf drei gehäufte Eßlöffel Kaffee in die Maschine, Jennifer goß Wasser hinein, brachte die Maschine in Gang, Louis holte die Milch aus dem Kühlschrank, Patrick stellte inzwischen die Tassen bereit, und alle drei waren von ihrem gemeinsamen Tun sehr angetan.
So hatte sich die Atmosphäre zwischen ihnen etwas aufgelockert. Sie gingen zurück in die Bibliothek, tranken ihren Kaffee, und Louis fragte gutgelaunt: »Wieviel Zeit gibt mir euer Flugzeug noch?«
»Wir fliegen in genau vier Stunden«, antwortete Patrick und schränkte ein: »Das heißt natürlich, wenn das Ihre Zeit überhaupt erlaubt, Louis.«
Louis steckte sich eine Zigarette an, und Patrick tat es ihm gleich. Jennifer saß gedankenversunken in einem der Sessel, von dem aus sie einen Blick durchs Fenster auf einen der weißen Zapotebäume und zwei der Zwergpalmen hatte.
»Wo bist du gerade, Jenny?« fragte Louis einfühlsam, als ahne er, woran sie dachte.
»Bei meinem Vater«, sagte sie kaum hörbar.
Er nickte, denn er hatte richtig vermutet. »Er war ein wunderbarer Mann«, sagte er mehr zu sich selbst, und für Jennifer bestimmt: »Nicht viele Menschen haben das Glück, so einen Vater zu haben.«
Niemand entgegnete etwas, und seine Worte standen im Raum. Louis wandte sich an Patrick, glaubte, ihm Monroe nahebringen zu müssen:
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