Auf einmal ist Hoffnung
bitte.«
»Okay, ich öffne keinem Fremden.«
»Ich komme wieder, sobald ich kann.«
Sie zuckte gleichgültig die Schultern.
Er zögerte.
»Nun geh schon«, forderte sie ihn auf.
»Allright«, sagte er entschlossen, blieb aber stehen und fügte hinzu: »Ich habe May versprochen, daß ich mich heute um sie kümmere.« Es galt mehr ihm selbst, und er hatte dabei den Hintergedanken, daß er in Kahns Laden womöglich doch mehr über die geheimnisvolle grüne Tasche und Monroe Kahns Tod in Erfahrung bringen könnte.
11
In der Lobby des George Washington Hotels war an diesem frühen Vormittag schon ziemlicher Betrieb. In langer Reihe standen Gäste mit Gepäck vor dem Kassenschalter mit dem halbhohen, vergitterten Aufsatz, durch dessen Öffnung der Geldverkehr abgewickelt wurde, in diesem Fall die Vorauszahlung. An der Reception drängten sich Gäste, nahmen Schlüssel in Empfang, hinterließen Nachrichten, stellten die üblichen Fragen.
Zenon Menendez trat gemeinsam mit Roberto Rocha aus einem der drei Lifts. Sie gingen am Flur zu den Büros vor über, an dessen Wand die mehr als hundert kleinen Safes an gebracht waren, am metallenen Briefkasten vorbei und zielstrebig auf die Drehtür zu, die auf die Straße führte.
Sie hatten sich einen Plan gemacht und sich vorgenommen, ihren Auftrag heute hinter sich zu bringen. Deshalb hatten sie es eilig. Doch gerade als sie die Drehtür erreichten, holte ein junger Bellman sie ein und sprach Menendez an: »Sir, für Sie ist ein Gespräch da.«
Menendez war einen Augenblick lang unschlüssig. Es konnte nur Vacas sein. Ihm aber wollte er jetzt nicht Rede und Antwort stehen.
Doch dann gewann sein Pflichtbewußtsein die Oberhand. »Ich spreche von meinem Zimmer aus«, wies er den Bellman an und wandte sich bestimmend an Rocha: »Komm mit.«
Er hatte sich nicht geirrt, es war Vacas. »Was ist mit dem Mädchen?« griff er Menendez sofort lautstark an, nachdem der sich kurz gemeldet hatte.
»Wir haben den ganzen Abend darauf verwandt«, ging Menendez sogleich in die Abwehr.
»Mit welchem Ergebnis?« fragte Vacas hart, ließ sich auf keine Ausflüchte ein.
»Wir haben ihr Haus beobachtet, wir haben telefoniert.«
»Mit welchem Ergebnis?« wiederholte Vacas und hob ärgerlich die Stimme.
»Sie war nicht zu Hause. Was sollten wir tun! So etwas kommt vor.«
»Wie lange habt ihr das Haus beobachtet?« unterbrach Vacas.
»Bis kurz nach Mitternacht.«
»Und danach? Oder glaubt ihr, das Leben sei um Mitternacht zu Ende? Was habt ihr danach gemacht? Habt ihr Hamilton ausgequetscht? Die Chinesin?«
Menendez gab keine Antwort.
»He, ich habe dich was gefragt, Compañero!« schrie Vacas in den Apparat.
»Wir setzen auf heute«, sagte Menendez beherrscht.
»Auf heute? Und verschenkt eine ganze Nacht? Seid ihr noch bei Trost?« Vacas war außer sich, und es dauerte eine Zeitlang, bis er sich wieder beruhigte. »Wie wollt ihr vorgehen?«
»Wir sind auf dem Weg zu dem Mädchen.«
»Und? Bringst du gleich deine Kanone in Stellung?« Es klang bissig.
»Wir werden sie zunächst aushorchen und die Schraube erst anziehen, wenn es nötig ist. Denn so einfach, wie du denkst, ist der Auftrag wirklich nicht.« Er hatte mehr oder weniger Rochas Argumentation übernommen. Der Fehlschlag von gestern hatte ihn dazu gebracht.
»Aushorchen!« Vacas machte sich über Menendez lustig und ließ gleich darauf seinem Ärger freien Lauf: »Ihr verspielt wertvolle Zeit. Erhöht euer Risiko. Und verliert die anderen aus den Augen! Hamilton. Die Chinesin. Und die Polizei!«
Wieder war es still in der Leitung. Menendez nahm diese Vorwürfe nicht zur Kenntnis. Er war entschlossen, heute genau nach seinem Plan vorzugehen.
»He, bist du noch da?« fragte Vacas schroff.
»Ja, Compañero Telesphoro, ich habe deine Meinung gehört«, antwortete Menendez beherrscht und fügte hinzu: »Da ist noch etwas. Es wäre gut, wenn auch wir mit dir Verbindung aufnehmen könnten, dann hätten wir mehr Bewegungsfreiheit.«
Es dauerte eine Weile, bis Vacas antwortete: »Bueno, ich bin auf Cozumel, und meine Nummer ist drei-sechs-drei-acht-fünf-fünf. Noch etwas?«
»Nein, Compañero.«
»Also nehmt ihr euch erst Hamilton vor und die Chinesin«, stellte Vacas nachdrücklich fest.
»Wir müssen jetzt los, sonst verpassen wir das Mädchen«, sagte Menendez unmißverständlich.
»Zum Teufel noch mal! Ihr sollt euch zuerst Hamilton vorknöpfen! Hast du endlich begriffen? Hamilton ist näher an Kahns Laden dran als
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