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Auf einmal ist Hoffnung

Titel: Auf einmal ist Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burk Michael
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ihrem Blick. Auf der Konsole standen zwei gleich große Fotos in Silberrahmen. Das eine war eine Porträtaufnahme von Jennifer aus jüngster Zeit. Das andere zeigte eine ebenfalls ausgesprochen schöne Frau, die Jennifer ähnlich sah, nur eben mit einer Frisur wie vor gut zwanzig Jahren. Er erkannte die Fotos vom Büro wieder, doch er ließ es sich nicht anmerken.
    »Meine Mutter«, sagte sie kaum hörbar, als sie sah, daß er auf die Fotos schaute.
    Er schwieg.
    »Sie ist ein paar Tage nach meiner Geburt gestorben«, fuhr sie in sich versunken fort.
    Er spürte, daß sie bewegt war, und ließ ihr Zeit.
    Sie schloß die Augen, um sich der Erinnerung hinzugeben, und ihre Worte galten mehr ihr selbst. »Mein Vater hat es mir an meinem zwölften Geburtstag erzählt. Meine Mutter muß eine wundervolle Frau gewesen sein. Schön. Gütig. Verständig. Heiter. Sie hatte schon zwei Fehlgeburten hinter sich und wünschte sich endlich ein Kind. Und das war dann ich. Aber sechsunddreißig Stunden vor der Geburt passierte es. Blasensprung. Fieber. Krise. Geburt. Fünf Tage danach war meine Mutter tot.«
    Es verging eine Weile, ohne daß einer von ihnen ein Wort sprach. Er zündete sich eine Zigarette an.
    Jennifer sah wie durch ihn hindurch. Stille breitete sich aus. Von der neunundsiebzigsten Straße drangen undeutlich die Geräusche des dichten Verkehrs ins zehnte Stockwerk herauf.
    Nach ein paar Zügen drückte er die Zigarette wieder aus. »Hat Ihnen Ihr Vater erzählt, woran Ihre Mutter gestorben ist?«
    »Er hat mir alles gesagt, was ich Ihnen gerade geschildert habe«, sagte sie erstaunt.
    »Ich meine, hat er Ihnen auch gesagt, wodurch all diese Symptome ausgelöst wurden?«
    »Ich verstehe Sie nicht.«
    »Diese Symptome müssen einen Ursprung gehabt haben, meine ich. Einen auslösenden Umstand. Eine akute Schwäche, eine Krankheit.«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie verschlossen.
    Wieder schwiegen sie beide. Sie hielt den Kopf gesenkt.
    Dann hob sie den Blick: »Warum interessiert Sie diese Todesursache?«
    »Nur als Arzt«, sagte er warmherzig, »genauso, wie ich an Ihrem jetzigen seelischen Zustand Anteil nehme.«
    »Es ist schön, daß Sie das sagen. Aber ich kann noch immer nicht glauben, daß mein Vater tot sein soll.«
    Er tat, als wolle er sie trösten, sprach mitfühlend auf sie ein, beugte sich vor und legte seine Hand auf ihre. Aber wie abwesend zog sie ihre Hand zurück.
    Er kam noch einmal auf seine Mutter, die angebliche Tänzerin, zu sprechen, schmückte die Erzählung geschickt mit ein paar Namen der internationalen Tanzgeschichte aus, erwähnte Rudolf Nurejew, Anna Pawlowa, Waclaw Nijinskij.
    Er sah, wie ihre Wangen zu glühen begannen, und war sich seines weiteren Vorgehens nun absolut sicher.
    Er lehnte sich gegen die marmorne Konsole, zündete sich eine Zigarette an und sagte in den Rauch hinein wie nebenbei: »Sosehr wir uns auch verstehen, Miss Kahn, muß ich zugeben, daß ich enttäuscht bin.«
    »Habe ich etwas falsch gemacht?« Sie lächelte unsicher.
    »Sie haben mir nicht die Wahrheit gesagt.« Er legte das abgebrannte Streichholz nachdenklich in den Aschenbecher auf dem Tisch.
    »Nicht die Wahrheit?« Sie ahnte, worauf er hinauswollte, und spürte, wie ihr heiß wurde.
    »Ich meine, vorhin, als ich Sie gefragt habe, ob Sie etwas entdeckt hätten.« Er lehnte sich wieder gegen die Konsole, und seine Worte kamen besonnen.
    »Sie täuschen sich, Mister Lopez.« Sie wagte nicht, ihn anzusehen.
    »Sie haben gesagt, daß Sie die Uhr aufziehen wollten.«
    »Wenn ich das gesagt habe, traf es auch zu«, antwortete sie zögernd.
    »Die Uhr lief aber.«
    »Sie beobachten sehr genau.«
    »Es ist mein Beruf. Ich habe das Gefühl, Sie verschweigen mir etwas.«
    »Wenn die Uhr lief, dann wäre sie sicher nicht mehr allzu lange gelaufen.«
    »Es war die Formulierung, die mich aufhorchen ließ, Jennifer. Von der Uhr zum Sekretär war es nur ein kleiner Gedankensprung.« Er sah sie eindringlich an. Als sie nichts entgegnete, setzte er hinzu: »Wollen Sie mir wirklich noch immer etwas verschweigen?«
    »Ich verschweige Ihnen nichts«, sagte sie mit freimütigem Gesichtsausdruck, doch ihre Stimme schwankte leicht.
    Er ließ keinen Blick von ihr, zog nachhaltig an der Zigarette, blies den Rauch weit von sich und sagte lächelnd: »Was haben Sie dem Sekretär entnommen?«
    »Nichts.«
    »Wirklich nichts?«
    »Glauben Sie mir etwa nicht?« fragte sie ruhig und hob das Kinn an.
    »Sie haben die Sachen in Ihre

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