Auf ewig und einen Tag - Roman
ein gelbes Blatt, das auf die Veranda zu tanzte, das erste, das ich in diesem Jahr gesehen hatte. Als es zu Boden fiel, trat ich mit dem Turnschuh darauf und zerrieb es auf dem Zement zu gelbem Staub. Und dann lief ich, ohne nachzudenken, zu Justins Haus.
Während des vergangenen Jahres hatte Justin in der Werkstatt seines Dads gearbeitet, Autos repariert und die klapprigen Mopeds verliehen, die die Touristen so toll fanden, alle anderen
jedoch verachteten. Diesen Sommer hatte ich ihn nicht oft gesehen. Justin hatte nicht nur einen neuen Job, sondern auch seinen Führerschein gemacht und einen gebrauchten Wagen gekauft, der rasselte, wenn der Motor gestartet wurde. Und er hatte eine neue Freundin namens Leslie. Sie war Schülerin in der Oberstufe, blond, ständig kichernd und süß. Eve und ich hassten sie.
Als ich an dem Baum zwischen unseren Häusern vorbeikam, klopfte ich viermal auf den Stamm, heimlich, falls jemand mich beobachtete. Vier war meine Glückszahl, da ich am vierten Tag des vierten Monats geboren wurde, und ich benutzte sie immer, wenn ich Halt brauchte. Ich hatte bestimmte Ticks, wie auf Bäume zu klopfen, durch drei teilbare Zahlen zu vermeiden und die Toilette zu verlassen, bevor die Spülung aufgehört hatte. Keine schlimmen Ticks, nichts, was mein Leben beeinträchtigt hätte, aber dennoch seltsam genug, um sie selbst vor Eve zu verbergen.
Ich klopfte viermal an die Tür der Caines, und Mrs. Caine öffnete. Um ihre dicke Taille war einer ihrer losen Sarongs geschlungen, und ihr blondes Haar stand in wirren Büscheln um ihr Gesicht wie eine Wolke aus Pusteblumen. »Nun, Kerry«, sagte sie. »Wir sehen euch kaum mehr, seit ihr erwachsen geworden seid, und jetzt plötzlich eine nach der anderen. Wir haben euch vermisst.«
Ich blinzelte. »Eve war hier?«
»Eigentlich will ich euch drei ständig zum Essen einladen. Aber ich bin so schlecht in diesen Dingen. Briefe schreiben, Freunde anrufen, ständig will ich das tun, aber ich kann mich nie aufraffen, es wirklich zu machen.«
»Also war sie hier, um Justin zu besuchen?«
»Gestern Nachmittag, aber er hat bis spät gearbeitet. Arbeite lang, wenn du jung bist und die Kraft dafür hast, meint sein Vater. Aber ich finde, man vergeudet die besten Jahre seines Lebens mit Arbeit - du nicht auch?« Sie zuckte die Achseln. »Er ist draußen in seinem Büro, wenn du zu ihm willst.«
»Danke.« Ich wandte mich zum Gehen. Mein Herz klopfte, und ich hatte das Gefühl, einen Wettlauf zu machen. Die Erste, die durchs Ziel geht, gewinnt den Preis.
Ich ging zu dem Schuppen zwischen dem Haus der Caines und unserem. Justin saß am Boden, lehnte gegen zwei Kopfkissen und schrieb in ein Notizbuch. Das sandfarbene, wirre Haar war ihm in die Augen gefallen. Sein Büro, früher einmal eine Töpferwerkstatt, war mit Papieren übersät, die den Boden bedeckten und an den Wänden klebten. Vor Jahren hatte er die Innenwände tannengrün gestrichen und Reihen von Steinen aus dem Meer auf die Töpferregale und Fensterbretter gelegt, gemeinsam mit Dingen in Formen, die er interessant fand: knotige Stöcke und Batikschals, eine Honigwabe und eine halb heruntergebrannte Kerze. Das gelbliche Licht vor den dunklen Wänden ließ den Raum wie eine Höhle wirken - still, intim - und verbarg vielleicht etwas Gefährliches.
Justin lächelte abwesend, als ich eintrat, dann wandte er sich wieder um und murmelte etwas in Richtung seines Blocks. »Morwyn saß am Spiegelteich und zündete ihre Laterne an, und in dem Licht, das die Flamme reflektierte, sah sie ihn. Oder im Licht, das der Mond reflektierte? Wenn sie den Mond sieht, kann sie darüber nachdenken, wie spät es ist.«
»Hallo«, sagte ich.
»Weil sie diese Ahnung hat, wird sie ihn im Morgengrauen treffen«, sagte er.
Ich setzte mich neben ihn, die Fäuste unter die Schenkel geschoben. Ich glaubte, seine Körperwärme zu spüren. »Sie wird ihn treffen?«
»Mhm.« Er lehnte sich mit aufgestützten Armen zurück. »Tut mir leid. Leslie hasst es, wenn ich das tue, wenn ich so lange brauche, jene Welt zu verlassen und in diese zurückzukommen. Komm wieder auf die Erde , sagt sie dann.«
»Mir gefällt es.« Ich spürte, wie ich rot wurde. »Ich meine, du hast eine wunderbare Welt in deinem Kopf. Ich würde lieber dort mit dir sein als hier.« Unsere Blicke trafen sich einen Moment lang, und in dieser Sekunde spürte ich eine Verbindung zwischen uns, die unser ganzes Leben lang anhalten würde. Justins Augen, so voller
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