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Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
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auf. »Das ist mir jetzt egal, Justin. Soll ich dir mal was sagen? Weißt du, dass Wasser in seinen Lungen war? Mr. Maclean hatte Wasser in den Lungen, was bedeutet, dass ich ihn umgebracht habe. Aber die Wahrheit ist, es schert mich einen Dreck. Ich hab ihn umgebracht, und ich könnte auch Eve umbringen. Ich könnte euch, ohne mit der Wimper zu zucken, beide umbringen!«
    Ich schlug mit dem Arm nach ihm und rannte nach unten und auf die Straße hinaus. Ich dachte, ja hoffte, er würde mir nachlaufen, mich festhalten wie an dem Tag, als er mich zum ersten Mal geküsst hatte. Und wenn er mich tatsächlich aufhielte, wusste ich nicht, was ich tun würde. Ich würde es zulassen, ich würde ihn schlagen, ich würde ihn töten.
    Aber er ließ mich gehen, eine Tatsache, die mich lächerlich machte. Natürlich ließ er mich gehen, weil ich nicht Eve war. Ich konnte niemals Eve sein. Ein Feuerwerk. Es stimmte, diese Macht hatte Eve schon in der Kindheit gehabt. Ein Zwillingspaar, vollkommen identisch, außer dass die eine immer gewusst hatte,
wie man das Wohlwollen anderer Leute und die Aufmerksamkeit auf sich zog, während die andere sich an sie klammerte, zuschaute und auch etwas abzukriegen versuchte. Eve kannte unsere Rollen nur zu gut und förderte sie noch. Es gab keinen Grund für Justin, mich zu wählen.
    Bei LoraLees Haus blieb ich stehen und wusste doch, dass ich nicht hineingehen konnte. Was sollte ich ihr sagen? Und was konnte sie mir schon raten, das irgendetwas besser machen würde? Dennoch blieb ich eine ganze Weile stehen und starrte auf ihre Tür.
    Was konnte ich tun? Ich konnte hier leben, hier auf der Veranda unter den klingelnden Windspielen schlafen, umgeben von Ebereschenbüschen und Geranien. Und mit der Zeit wäre ich in der Lage, Justin und Eve aus meinen Gedanken zu verbannen, meine Mutter zu verbannen, die Verzweiflung, die der Grund für den Tod meines Vaters gewesen sein musste, die Existenz eines bestimmten Tupperware-Behälters. Alles fort, nur noch Löcher, und ich wäre wie etwas von Motten Zerfressenes, zart wie Spitze, aber sauber wie gebleicht. Ich setzte mich auf die Verandastufen und blickte zu den verrottenden Balken hinauf.
    Hinter mir ging die Tür auf. »Kerry, Kind.«
    Ich erschrak und sprang auf.
    »Gerade hab ich an dich gedacht.« Sie lächelte, sodass ich die rosa Lücken sehen konnte, wo früher einmal zwei Zähne gesessen hatten. »Schau dir nur die Tomaten an, die wir gepflanzt haben, und die neuen Blumen. Bevor du dich’s versiehst, werden wir Tomatenbrote essen.«
    »LoraLee …«, flüsterte ich.
    Sie sah mich einen Moment mit forschendem Blick an, dann
nickte sie kurz. »Sieht aus, als könntest du eine Tasse Tee vertragen.«
    Ich folgte ihr in die Küche und setzte mich an den Tisch, während sie von draußen Wasser holte. Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. Ich sah ihr zu, während sie das Holz im Ofen anzündete, und wünschte, sie könnte in meinen Augen lesen, hatte aber gleichzeitig Angst, sie würde es tatsächlich tun.
    Sie setzte sich mir gegenüber und lehnte sich, die Hände über dem Bauch gefaltet, zurück. Ihre ganze Haltung schien auszudrücken: Also, schieß los.
    »Kann ich deinen Ring mal anprobieren?«, fragte ich.
    LoraLee zog die Augenbrauen hoch und reichte ihn mir. Er war groß genug, um an meinen Daumen zu passen. Ich drehte ihn, und die geschliffene Glätte des Holzes fühlte sich an wie ein Kuss auf meiner Haut. Wie konntest du zulassen, dass er dich verließ? , wollte ich sie fragen. Doch stattdessen stellte ich die andere Frage, die hinter allem stand. »Was machst du, wenn du nicht mehr weiterweißt?«
    Falls die Frage sie überrascht hatte, so zeigte sie es nicht. Sie klopfte mit einem Finger auf den Tisch und dachte nach. Schließlich nickte sie. »Gott gibt dir alles, was du brauchst, um eine Entscheidung zu treffen«, antwortete sie. »Hör einfach zu, was er dir sagt.«
    »Er redet nicht«, erwiderte ich, gab ihr den Ring zurück und beobachtete die Dampfsäule, die vom Wasserkessel aufstieg.
    LoraLee stand auf und nahm zwei Becher vom Regal. »Seine Stimme ist in dir, wenn du nur genau genug hinhörst.«
    »Erinnerst du dich, wie du einmal gesagt hast, du glaubst nicht an den Himmel, weil du nicht an die Hölle glaubst?« Die Worte sprudelten aus mir heraus, ich klang verzweifelt. »Was ist
dann mit dem Teufel? Wenn du an Gott glaubst, musst du dann nicht auch an den Teufel glauben?«
    »Die Stimme des Teufels ist eine

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