Auf ewig und einen Tag - Roman
Eve. »Na schön, dann lass mich wissen, wie ich dir dazu verhelfen kann.« Ihre Stimme klang etwas
angestrengt, aber nicht so sehr, dass es einem unbefangenen Zuhörer aufgefallen wäre.
»Verstehst du, wir beide sind vielleicht die Einzigen, die wissen, was zwischen dir und dem Abgeordneten gelaufen ist. Und ich würde lieber nichts davon verlauten lassen, wenn es keinen Grund dafür gibt. Zu viele Leute könnten dadurch verletzt werden, das wissen wir beide. Alles, was ich für meinen eigenen Seelenfrieden brauche, ist, dass du mir sagst, dass du mit seinem Ertrinken nichts zu tun hast.«
»Natürlich habe ich nichts damit zu tun! Seine Frau hat den Polizisten erklärt, dass er betrunken war, und ich schätze, er ging zum Strand und ist von den Klippen gestürzt. Kommt mir ganz einleuchtend vor. Außer er hatte so große Schuldgefühle meinetwegen, wegen des Mädchens, das er vergewaltigt hat, und wegen dem, was er seiner Frau angetan hat, dass er selbst reingesprungen ist. Ich hab schon lange, bevor er verschwunden ist, mit ihm Schluss gemacht!«
Sie war eine gute Lügnerin. Ihre Augen blitzten vor Zorn, sie zeigte keine Spur von Angst. Gott, sie war gut darin, aber das wusste ich natürlich längst.
»Du weißt, ich musste dich das fragen, ja? Das Erste, was mir nach seinem Verschwinden durch den Kopf ging, war, dass ihr beide vielleicht ein heimliches Rendezvous geplant habt. Und ich wollte mit dir reden, wollte aber keinen Aufruhr machen, nachdem es schon genügend davon gibt.« Er drehte den Hut in seinen Händen, als wäre er ein Lenkrad. »Oder dich verletzen, weil ich nämlich immer noch etwas für dich empfinde. Die Zeit, die wir zusammen waren, war doch eigentlich ganz schön.«
»Ja, das war sie, nicht?« Ihre Stimme klang sanft, als spräche sie zu einem Kind, oder einem Liebhaber.
»Ich schätze, ich werde immer was für dich empfinden.«
Sie lächelte breit, etwas zu strahlend. »Ich auch für dich.«
»Wie auch immer, es ist für alle Beteiligten am besten, wenn es keine weiteren Debatten gibt. Sicherlich halten es manche Leute für Selbstmord, und einige denken, seine Frau hat ihn umgelegt. Aber solange es keine Beweise gibt, müssen wir alle davon ausgehen, dass es irgendein saublöder Unfall war.«
»Ich nehme mal an, dass er irgendwie saublöd war«, sagte Eve.
Brad strich sich mit den Fingern durchs Haar.
»Ich schätze mal, das Wichtigste an der Sache ist, dass der Autopsie-Bericht ergeben hat, dass es sich eindeutig um Tod durch Ertrinken handelte.«
»Nun, das war es sicher.«
»Wir können keine Gewalteinwirkung feststellen, und in seinen Lungen ist Meerwasser.«
Eves Lächeln verblasste. Sie drehte sich zu mir um. Ohne zu blinzeln, sahen wir uns an. »Was genau heißt das?«
»Es heißt, dass das Wasser ihn getötet hat. Sein Körper war ziemlich zerschunden, überall Schürfwunden durch den Sturz von den Klippen. Danach war er bewusstlos, schätze ich, und deshalb ist er wahrscheinlich ertrunken.«
»Er hat Wasser eingeatmet?« Ihre Stimme klang heiser.
»Nun, das versteht man unter Ertrinken, richtig?«
In dem Moment ging die Haustür hinter mir auf. Justin trat mit aufgewühltem Blick in die Diele. »Ich hab den Wagen gesehen. Was ist los?« Er wollte beichten, seine Stimme klang zu angespannt. Es war Wasser in den Lungen. Wir haben es getan. Sag ihm, dass wir es waren. Ich ging rückwärts die Treppe hinauf. Justin blickte mit zusammengepressten Lippen zu mir auf, dann drehte er sich zu Eve um.
Eve schüttelte den Kopf, ihr Gesicht war blass. »Brad wollte gerade gehen, nicht wahr, Brad? Du bist nur gekommen, um die schönen alten Zeiten wiederaufleben zu lassen.«
»Du Mistkerl.« Justins Augen wirkten nackt, ungeschützt.
Brad zog die Augenbrauen hoch. »Gibt’s hier ein Problem?«
»Das glaube ich schon. Mit sechzehn ist es Unzucht mit Minderjährigen, oder hat man dir das auf der Akademie nicht beigebracht?«
»Sie war diejenige, die hinter mir her war, Justin. Es war in völligem gegenseitigem Einverständnis.«
Eves Blicke schossen zwischen Brad und Justin hin und her, sie biss sich auf die Lippen.
»Ja, ich bin sicher, die Bullen kaufen dir das ab«, sagte Justin lächelnd. »Ah, warte, du bist ja selbst ein Bulle.«
»Hör zu, vergiss jetzt mal deinen Anfall von Eifersucht. Ich weiß, was du versucht hast, als wir beide noch zusammen waren. Sie hat mir erzählt, wie du damals hinter ihr her warst, als du kein Recht dazu hattest, aber das ist jetzt
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