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Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
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miteinander geschlafen …«
    »Du Dreckstück!« Ich schlug mit der Hand nach ihr, sie schrie auf und sprang zurück.
    »Vielleicht werde ich dieses Baby bekommen!«, sagte sie. »Vielleicht werde ich es bekommen und Justin heiraten, und es gibt rein gar nichts, was du je dagegen machen kannst!«
    Sie lief in den Gang hinaus, und ich hörte ihre Schritte die Treppe hinunterpoltern.
    Sie hatte ein altes, elfenbeinfarbenes Flanellnachthemd mit verblichenem Rosenmuster angehabt, das ihr nur noch bis zur Mitte der Wade reichte und einen Riss am Saum hatte. Aus irgendeinem
Grund ging ich zur Kommode und zog das gleiche Nachthemd heraus, das ich seit Jahren nicht mehr getragen hatte. Ich hielt es fest, als ich unter mein Bett nach dem Schuhkarton mit meinen Bildern griff und nach dem mit Blutwurz verschmierten Tupperware-Behälter tastete, der darunter verborgen war. Und aus irgendeinem Grund musste ich lachen. Ich lachte und lachte, stumm zitternd, vielleicht weil ich Tränen einfach satthatte.
     
    Das war nicht ich, nein. Es war etwas kochend Heißes wie glühende Lava.
    Ich hasste sie. Hasste sie nicht nur, sondern verachtete sie mit einer Kraft, die mir die Luft nahm. Ich wollte an ihrem Haar reißen, meine Nägel in ihre Haut graben. Stattdessen griff ich in ihre Schublade: Der Geruch von Parfüm, rosa und rote Seide und Spitze, und eine klappernde Plastiktüte.
    Ich öffnete eine von Eves Ginflaschen und nahm einen Schluck daraus. Die Flüssigkeit brannte auf meiner Zunge. In der Tüte befanden sich ein Sechserpack Bier und eine Reihe Miniaturflaschen. Ich nahm eine kleine braune Flasche mit Kahlúa, öffnete sie und trank einen Schluck. Er war süß und scharf. Meine Hand zitterte, als ich in den Behälter griff und den beißenden schwarzen Brei in den Hals der Kahlúa-Flasche goss. Ich schraubte die Flasche wieder zu, schüttelte sie langsam, starrte sie an und wusste nicht genau, welchen Effekt ich erwartete. Aber sie sah noch genau wie vorher aus, ganz harmlos, mit orangefarbener Schrift auf dem braunen Etikett.
    Ich überlegte nicht, was ich tat, hätte es auch nicht gekonnt, selbst wenn ich es gewollt hätte. Und trotzdem fand die Flasche irgendwie den Weg in die Plastiktüte zurück, die Tüte landete in
Eves Schublade, und ich legte mich auf mein Bett, wo ich an die Decke starrte. Eine Melodie ging mir durch den Kopf, ein Flötenklang, zart und luftig. Ich blickte auf meine Hände hinab, die Hände einer Mörderin, und lauschte.

32
    Ich wartete. So vergingen die nächsten Wochen. Doch es war kein passives, sondern ein kribbelndes, angstvolles und hungriges Warten.
    Hin und wieder nahm ich den Kahlúa aus Eves Schublade und hielt ihn, von einem peinigenden Entsetzen vor der Flasche und vor mir selbst erfüllt, zwischen den Handflächen. Bis ich innerlich aufschrie, die Flasche wieder in die Schublade steckte, als wäre sie eine Spinne oder eine heiße Kartoffel, und nichts empfand außer einem flehentlichen Bitte, Bitte. Lass es bitte aufhören. Bitte rette uns. Lass es bitte bald vorbei sein.
    Ich verbrachte so viel Zeit wie möglich im Schlafzimmer, vielleicht um Eve fernzuhalten, und jedes Mal, wenn sie sich der Kommode näherte, verkrampfte sich mein ganzer Körper. Wenn ich sie tatsächlich nach der Flasche hätte greifen sehen, ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn … Aber die meiste Zeit blieb sie weg und kam erst spät nachts heim. Ich beobachtete sie heimlich und tat, als würde ich schlafen. Während der ganzen Zeit redeten wir nicht. Und dann kam der Tag, der letzte Tag, als ich ins Schlafzimmer trat und Eve auf dem Boden mit meinem Schuhkarton sah. Ich erstarrte.
    Ganz in sich versunken blickte sie auf die Bilder. Sie hatte mich nicht hereinkommen hören. Unter den Bildern sah ich den schwarz-fleckigen Tupperware-Behälter, den ich hätte wegwerfen sollen.

    Sie hob ein Bild hoch, auf dem wir beide ein Rad schlugen und unsere Höschen dabei zu sehen waren. Sie hielt es lange in der Hand, und während ich sie beobachtete, spürte ich eine große Sehnsucht nach ihr, nach den zwei Mädchen in ihren Sommerkleidern und ihrer Alltagsunterwäsche.
    Eve nahm ein anderes Bild, und dann noch eines, und hielt den Blick darauf fixiert, als wollte sie es sich einprägen. Und dann plötzlich, ohne Vorwarnung, spannte sich ihr Kiefer an, und sie riss ein Bild entzwei.
    Ich zog die Luft ein, sie drehte sich zu mir um. Ihre Augen waren rot, ihre Schultern jedoch entschlossen gestrafft. Sie zögerte nur

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