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Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
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gefallen.«
    Sie streckte die Arme nach mir aus, und ich ließ mich von ihr halten, wollte weinen, aber ich hatte keine Tränen mehr, nichts mehr war in mir, außer diesem Wissen. Alles aufgezehrt, alles leer - keine Tränen, nur noch Schwärze.

    In dieser Nacht wachte ich gegen Mitternacht auf, und noch bevor ich die Augen öffnete, spürte ich Eve neben mir, die mich ansah. Ich spähte durch meine Wimpern.
    Mit schlaffem Gesicht kniete sie an meinem Bett, und Tränen strömten über ihre Wangen. Sie weinte leise, ohne zu zittern oder um Luft zu ringen. Es hätte Lack sein können, der auf ihrer Haut glänzte.
    Plötzlich erinnerte ich mich an den Tag, als wir mit Tränen in den Augen, die kleinen Finger eingehakt, einen Pakt geschlossen hatten. Wenn eine von uns sterben sollte, würde die andere ihr folgen, damit wir im Himmel vereint wären. Weil wir ohne einander nichts wären. Weil weiterleben Verrat wäre.
    Ich öffnete die Augen, und mein Gesicht verzerrte sich vor Abscheu. »Was?«
    Sie fuhr zurück, als wäre sie geschlagen worden. Ich funkelte sie an und drehte mich weg, aber Eve packte mich am Ärmel. »Ich muss dir was sagen.«
    »Versuch’s erst gar nicht.«
    »O Gott, es tut mir leid, es tut mir so leid. Ich hab versucht, einen Grund zu finden, eine Möglichkeit, der Sache einen Sinn zu geben, es irgendwie gutzumachen. Aber es gibt keinen, und jetzt weiß ich nicht, an wen ich mich wenden kann.«
    »Warum gehst du nicht zur Hölle?«
    »Nein, Kerry, du musst es mich erklären lassen. Es gibt etwas, das schlimmer ist als das, schlimmer als alles andere.«
    Ich lachte schrill auf. »Schlimmer, als den Mann zu töten, den du seiner Frau weggenommen hast? Schlimmer, als ihn über den Rand von Daddys Boot zu stoßen und zuzusehen, wie er untergeht?«
    Eve sah mich an und schüttelte den Kopf. »Die Sache …
die Sache ist die, du hast vor zwei Wochen deine Periode bekommen.«
    Die Worte jagten mir grauenvolle Angst ein. Weil ich sie sofort verstand.
    Vor fünf Jahren hatten wir unsere erste Periode bekommen, in derselben Woche, und danach immer zur gleichen Zeit, manchmal einen Tag oder zwei Tage vor oder nach dem Beginn unseres Zyklus, aber immer gleichzeitig. Ich sah den trüben Schein der Angst auf ihrem Gesicht. Und ich wusste Bescheid.
    »Ich bin schwanger«, sagte sie.
    Das Wort hing wie etwas Greifbares in der Luft, wie etwas Rundes, Fleischiges, das ich zwischen meinen Handflächen drücken konnte. »Nein«, sagte ich.
    »Ich hab alle Tests gemacht, drei verschiedene Tests, und alle waren positiv.«
    O Gott. Eine brennende Hitze stieg in mir auf. Und ein Teil von mir wollte sich mit ihr zusammenkuscheln, vielleicht unter ihr Bett kriechen, bis die ganze Welt verschwand. Der andere Teil wollte sie schütteln, es aus ihr herausschütteln. Stattdessen zischte ich: »Na, was zum Teufel hast du denn gedacht, was passieren würde?«
    Ihr Gesicht wirkte aufgequollen. Sie sah mich flehentlich an, und ich wollte für sie da sein, ihre Schwester sein, aber es war einfach zu viel. Ich grub die Fingernägel in die Handflächen. »Was machst du jetzt, Eve, ha? Jetzt hast du den Vater des Babys ins Meer geworfen - was willst du ihm dann erzählen, wenn es groß ist?«
    Eves Gesichtszüge verhärteten sich. Sie blickte weg und wischte sich mit beiden Händen die Tränen ab. Nach einem Moment des Schweigens sah sie mich wieder an. »Justin ist der Vater.«

    Ihre Stimme war so weich, so ruhig, aber ihre Worte ergaben überhaupt keinen Sinn. Der Raum rotierte um mich, Luft brauste an meinen Ohren vorbei. Ich lächelte und stellte mir vor, sie habe etwas ganz anderes gesagt, was ich nur falsch verstanden hatte.
    »Es ist seines, Kerry. Es kann von keinem anderen sein. Ryan und ich, wir haben immer Kondome benutzt.«
    »Du bist ein solches Miststück«, sagte ich so beiläufig, als machte ich ihr Komplimente über ihr Haar. »Ich hab’s kapiert, weißt du. Ich hab kapiert, was du vorhast. Ja, du denkst, ich tu einfach so, als wär’ ich schwanger, und damit ist die Sache zwischen den beiden ein für alle Mal vorbei, und dann täusche ich eine Fehlgeburt vor und geh weiterhin mit jedem Typen ins Bett, der mich will.«
    »Halt den Mund!«, schrie sie, von Schluchzen unterbrochen. »Ich bin schwanger, Kerry, und Justin ist der Vater. Und ich sag’s ihm nicht, erst wenn ich sicher weiß, was ich tun werde. Aber ich hab’s die ganze Zeit in mir gespürt, ich wusste es von Anfang an, von dem Moment an, nachdem wir

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