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Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
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konnte nicht anders. Meine Hand reagierte vollkommen unabhängig von mir. Sie streckte sich über seinen Arm hinweg und legte sich auf das beschriebene Blatt.
    Justin hielt inne und legte dann den Füller weg. Ohne aufzublicken, fuhr er mit dem Finger eine stockende S-Linie zwischen meinen Knöcheln nach. Ich schloss die Augen, ärgerlich über meine Hand, konnte aber nichts dagegen machen. Sie hatte totale Kontrolle über mich.
    Unten klingelte es an der Haustür.
    Ich fuhr zurück und steckte die Fäuste unter die Achseln. »Was machst du da?«
    »Ich hol es!«, rief Gillian.
    Justin rührte sich nicht. Er hielt den Blick aufs Pult gerichtet. »Was machst du?«
    »Ich hab überhaupt nichts gemacht.« Ich sank aufs Bett und öffnete gezwungenermaßen die geballten Fäuste. »Verdammt, Justin, warum hast du mich hierherkommen lassen?«
    »Du weißt, warum. Glaubst du, es war meinetwegen?«

    Meine Zunge wollte Ja sagen, also biss ich darauf. Fest.
    Dann drehte er sich um, sein Blick war böse, sein Kiefer angespannt. »Du hast einen bestimmten Duft, weißt du das? Wie Lavendel irgendwie, aber intensiver, nicht ganz so süß. Und jedes Mal, wenn ich zum Arbeiten in diesen Raum komme, kann ich ihn riechen.«
    »Justin, nicht.«
    »Dann kann ich nicht mehr denken, und alles, was ich schreibe, klingt so hölzern wie ein Geschichtslehrbuch.« Er hob die beschriebenen Blätter hoch. »Nichts davon kann ich verwenden, es ist totaler Mist.«
    »Hör auf!« Ich krallte die Finger in die Decke, als könnte mich das Gewebe der Baumwolle aufrecht halten. »Ich muss nach Boston zurück.«
    »Du kannst nicht weg.«
    »Machst du Witze? Du sagst mir, du seist besessen von meinem Duft - was erwartest du denn von mir? Eve glaubt bereits zu wissen, weshalb ich hier bin. Sie glaubt, sobald sie fort sei, würde ich ihren Platz einnehmen.«
    »Genau deshalb kannst du nicht weg.« Justin schob seinen Stuhl zurück und ging zum Fenster. »Hältst du dich wirklich für unwiderstehlich? Glaubst du im Ernst, ich sei so schwach?«
    Das hätte er nicht sagen sollen. Der Krampf in meiner Brust ließ nach. Ich begann, mich zu hassen.
    »Ich liebe Eve, Kerry. Sie ist meine Frau, die Mutter meines Kindes, und ich lasse nicht zu, dass sie verletzt wird, jetzt nicht und nicht nachdem sie gestorben ist. Aber wenn du jetzt gehst, weiß sie, dass ihr Misstrauen berechtigt war, dass du nicht bleiben konntest, weil du dich davor gefürchtet hast, was einer von uns tun könnte.«

    »Hey, Jussy?«, rief Eve von unten.
    Ich krümmte mich über meinen angezogenen Beinen zusammen.
    »Also schreibe ich weiterhin Mist, weil ich keine andere Wahl habe. Und ich werde nicht über dich nachdenken, weil ich das nicht will, und wir werden beide für Eve da sein.« Er knüllte seine Papiere zusammen und warf sie in den Abfall. »Ich muss zu meiner Frau«, sagte er, drehte sich um und ging hinaus.
    Den Kopf auf die Knie gelegt, saß ich da. Er liebte Eve, natürlich tat er das. Ein Teil von mir hatte sich vielleicht irgendwelche falschen Hoffnungen gemacht. Aber diese Hoffnungen waren wie eine Flutwelle, dem Anschein nach vielleicht erfreulich, aber in Wirklichkeit voller Tücke. Wir hatten ein Spiel gespielt, wir drei, und ich hatte verloren. Und es war kein Spiel, das man jemals wieder spielen konnte.
    »Erst kommt das Jäten, dann das Pflanzen.« Die Stimme kam von draußen.
    Ich stand auf, um hinauszusehen. LoraLee, Eve, Justin und Gillian knieten am Blumenbeet, umringt von Töpfen mit bunten Petunien, deren Blüten dick und prall wie aufgeworfene Lippen wirkten.
    »Es wird aussehen wie Konfetti«, sagte Gillian.
    »Es wird aussehen wie eine Leichenhalle«, sagte Eve lächelnd.
    »Pscht«, sagte LoraLee und warf das Wurzelende eines Unkrauts auf sie. »Ich finde, du könntest dich mal dran gewöhnen, dir die Hände dreckig zu machen.«
    »Arme Petunien«, sagte Eve.
    »Kein Mitleid, ich hab kein Mitleid. Ich und die Petunien wissen nichts von Mitleid, wir lächeln bloß und lächeln - so lange, bis unsere Zeit gekommen ist.« Sie nickte Gillian zu. »Das
ist gar kein so schlechter Wahlspruch fürs Leben, und zum Teil bin ich auch hergekommen, um das deiner Mama zu sagen. Ich finde, diese Blumen lächeln, und man kann gar nicht anders, als ihr Lächeln zu erwidern.«
    »Nun, ich lächle ja«, antwortete Eve. »Was auch immer deine Gründe gewesen sein mögen, sie herzubringen, ich lächle, und du hast recht, wenn du meinst, ich soll mir die Hände schmutzig machen.

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