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Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
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mir um. »Ich möchte zum Beacon Hill hinaufgehen.«
    »Beacon Hill? Das ist Privatbesitz.«
    »Wen kümmert das? Es wäre nicht das erste Mal, dass wir das Gesetz brechen.« Sie blickte wieder auf die Straße, dann schüttelte sie den Kopf. »Sie sagte, ich würde früher sterben, als ich denke.«
    »Ich kann nicht glauben, dass du ihr diesen Mist abgekauft hast.«
    »Ich möchte dort raufgehen. Von dort oben kann man die ganze Insel überblicken. Ich meine, ich hab nie anderswo gelebt, hier ist es, wo alles passiert ist. Ich muss es im Ganzen sehen, es mit den Armen umschließen.«
    Ich wusste, was sie meinte. Es war das gleiche Gefühl, das ich bei der Rückkehr mit der Fähre hatte, dass alles, was mich zu dem gemacht hatte, was ich war, sich so vertrackt auf einen einzigen Ort konzentrierte. »Also gut«, sagte ich.
    Wir fuhren, so weit es ging, den Beacon Hill hinauf und parkten den Wagen. Mühevoll schob ich Eves Rollstuhl zum Gipfel
hinauf, stand dann neben ihr und sah auf die Insel hinaus. Ein Blick wie dieser hatte die Menschheit einst glauben lassen, die Erde sei flach. Im Zentrum lag die Insel, darum auf allen Seiten das blaue Tuch des Wassers, ein Universum ohne Ränder und Enden.
    »Es bringt einem zu Bewusstsein, wie klein die Insel ist«, sagte ich.
    »Und jedes Jahr wird sie wegen der Brandung noch kleiner. Vor ein paar Jahren mussten sie den Leuchtturm zurückversetzen, damit er nicht von den Klippen stürzte.«
    Ich sank zu Boden und zog die Knie an die Brust. »Erinnerst du dich an die Studien aus unserer Kindheit? Als sie festgestellt haben, dass in ein paar hundert Jahren die Insel ganz verschwunden sein wird? Das war so beängstigend. Und die gleiche Angst bekam ich, als ich erfuhr, ein großer Asteroid könnte einschlagen und die ganze menschliche Rasse auslöschen.«
    »Ich stellte mir vor, dass wir alle unsere Häuser in die Mitte der Insel verlagern müssten. Ich sah Daddy, wie er das Haus auf einen Laster verlud und wegschaffte.«
    »Und dann kommt das Wasser immer näher und näher, und plötzlich ist es an unserer Haustreppe, und wir müssen uns entscheiden, ob wir weggehen oder ertrinken.«
    Eve lächelte vage. Als ich ihr Lächeln erwiderte, wurde ihr Ausdruck härter. »Gott, ist mir schlecht.«
    »Möchtest du nach Hause?«
    »Mir ist nicht auf diese Art schlecht. Weißt du, was ich dachte? Ich überlege mir ständig, was wir uns damals wohl gedacht hätten, wenn wir uns so wie jetzt hätten sehen können? Himmel, ich hätte mich umgebracht und mir eine Menge Schwierigkeiten erspart.«

    »Hör auf damit, Eve.« Ich betrachtete ihren Rollstuhl. Was hätte ich getan, wenn ich all das vorhergesehen hätte? »Sieh dir an, was du erreicht hast. Sieh dir Gillian an.«
    »Ja, ich war wirklich eine tolle Mutter.«
    »Sieh dir an, wie großartig sie ist. Du warst eine erstaunliche Mutter.«
    Eve griff in die Tasche, um ihr Pillendöschen herauszunehmen. Ihr Gesicht war bleich vor Schmerzen. »Ich hab gehört, wie ihr gestern ihre Rolle geprobt habt.«
    »Sie ist nicht schlecht, weißt du, sie spricht ihren Text sehr lebendig. Und hast du sie in dem Schweinchenkostüm gesehen, das ich genäht habe, mit den Ohren und dem Ringelschwänzchen? Vielleicht hast du ja einen Filmstar großgezogen?«
    »Um Gottes willen - ich hoffe nicht.« Sie ließ sich tiefer in ihren Rollstuhl sinken. »Letztes Jahr hab ich für Halloween ein Katzenkostüm genäht. Hat sie dir davon erzählt?«
    Mist, was sollte ich darauf antworten? »Nun, ich bin sicher, deine Katze war besser als mein Schwein. Der einzige rosa Stoff, den ich im Quilt-Laden finden konnte, war mit kleinen Napfkuchen bedruckt, also habe ich einen Gymnastikanzug gekauft und ihr Ohren aus Glanzpapier gemacht.«
    »Ich hab gehört, was sie letzte Woche sagte, als wir die Kulissen gebaut haben. Dass sie möchte, dass du bleibst.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie wollte bloß nett sein. Höflich eben.«
    »Richtig.« Sie sah zum Horizont hinaus. »Weißt du, warum ich nie an den Esstisch komme?« Sie sprach langsam und mit fester Stimme. »Ich kann euch alle hören. Sie erzählt dir, dass Karen ihre neue beste Freundin ist. Sie fragt, ob sie aufbleiben darf, um den Film am Sonntagabend anzusehen, und dann
kommt sie zu mir. Sie sieht mich mit diesen unheimlich großen Augen an und umarmt mich so vorsichtig, als könnte ich zerbrechen.« Eves Atem kam stoßweise. Sie schloss die Augen, kämpfte eine Weile und versuchte, genügend Luft zu bekommen.
    Ich

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