Auf ewig unvergessen
Fuß der Treppe ins Obergeschoß rief Ryder erneut nach Lisa. Wenn sie ausgegangen war, warum lief dann der Fernsehapparat? Er ging den Flur entlang zur Küche. Lisa wusste, dass sich ihr Vater gewöhnlich, sobald er zu Hause war, eine Kleinigkeit zu essen nahm, also ließ sie Mitteilungen für ihn immer am Kühlschrank zurück. Die Kühlschranktür war übersät mit Rechnungen und Cartoons, die mit Magneten auf der glatten Oberfläche befestigt waren, aber Ryder fand keine Nachricht. Auf dem Küchentisch standen zwei Kaffeetassen und ein angeschnittener Kuchen auf einer Kuchenplatte.
»Muss wohl mit einer Freundin weggegangen sein«, dachte Ryder und wunderte sich über den laufenden Fernsehapparat. Er schnitt sich ein Stück Kuchen ab, biss hinein und ging dann in Lisas Zimmer. Alles befand sich da, wo es hingehörte, es gab nichts, was verdächtig schien. Trotzdem hatte Ryder ein ungutes Gefühl. Er wollte gerade in sein Zimmer gehen, um sich umzuziehen, als die Türglocke läutete. Zwei Männer drängten sich vor der Tür unter einen Schirm zusammen.
»Richter Ryder? Ich bin Randy Highsmith vom Büro des Bezirksstaatsanwalts von Multnomah County. Das ist Detective Ross Barrow von der Polizei in Portland. Ist Ihre Tochter da?“
»Handelt es sich um Martin?«
»Ja, Sir.«
»Lisa wohnt bei mir, aber im Moment ist sie nicht da.«
»Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?«
»Beim Frühstück. Warum?«
»Wir wollen ihr ein paar Fragen stellen. Wissen Sie, wo wir sie erreichen können?«
»Leider nein. Sie hat keine Nachricht zurückgelassen, und ich bin gerade erst nach Hause gekommen.«
»Könnte sie bei einer Freundin sein?« fragte Highsmith in beiläufigem Tonfall, um Ryder seine Besorgnis nicht spüren zu lassen.
»Ich weiß es wirklich nicht.« Ryder fiel der Fernsehapparat wieder ein, und er runzelte die Stirn.
»Stimmt etwas nicht, Sir?« wollte Barrow wissen und bemühte sich, seine Stimme ganz normal klingen zu lassen.
»Nein. Nichts Ernstes. Es standen zwei Kaffeetassen auf dem Küchentisch, so dass ich angenommen habe, sie hätte eine Freundin zu Besuch gehabt. Sie haben Kaffee getrunken und Kuchen gegessen, aber gleichzeitig lief im Wohnzimmer der Fernsehapparat.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Barrow.
»Der Apparat lief, als ich nach Hause kam. Ich verstehe nicht, warum sie das Gerät nicht ausschaltet, wenn sie mit einer Freundin in der Küche sitzt oder das Haus verlassen hat.«
»Kommt es häufiger vor, dass Ihre Tochter aus dem Haus geht und keine Nachricht hinterlässt?« wollte Barrow wissen.
»Sie hat ja eigentlich nicht mehr bei mir gewohnt. Erst als Martin ins Gefängnis kam, ist sie wieder bei mir eingezogen. Aber sie weiß, dass ich mir Sorgen um sie mache.«
»Gibt es etwas, was Sie uns bisher verschwiegen haben, Sir?«
Ryder zögerte. »Lisa hat große Angst, seitdem Martin wieder frei ist Sie hat davon gesprochen, den Staat zu verlassen, bis er wieder hinter Gittern ist.«
»Sie hätte Ihnen aber gesagt, wo sie hingeht?«
»Das nehme ich an.« Ryder schien sich plötzlich an etwas zu erinnern. »Martin hat Lisa an dem Abend, an dem er entlassen wurde, angerufen. Er sagte ihr, in Portland gäbe es keinen Ort, an dem sie sicher sei. Vielleicht hat er wieder angerufen, und sie ist in Panik geraten.«
»Hat er ihre Tochter bedroht?« fragte Barrow.
»Ich glaube das, aber Lisa war sich nicht sicher. Es war ein seltsames Gespräch. Ich weiß nur, was Lisa sagte und was sie mir erzählt hat.«
Highsmith gab dem Richter seine Visitenkarte. »Bitten Sie ihre Tochter, mich gleich anzurufen, wenn sie wieder auftaucht. Es ist wichtig.«
»Ganz bestimmt.«
Barrows und Highsmith gaben dem Richter die Hand und gingen.
»Das gefällt mir nicht«, meinte Barrows, sobald die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte. »Es ähnelt zu sehr den anderen Fällen. Besonders die Sache mit dem Fernseher. Sie hätte ihn ausgemacht, wenn sie mit einer Freundin weggegangen wäre.«
»Es gab keine Rose und keinen Zettel.«
»Ja, aber Darius ist nicht blöd. Wenn er sich seine Frau geschnappt hat, dann wird er das nicht an die große Glocke hängen. Er kann seine Methode geändert haben, um uns auf eine falsche Spur zu lenken. Irgendwelche Vorschläge?«
»Nicht den geringsten. Es sei denn, du bist der Meinung, wir hätten genug in der Hand, um Darius einzulochen.«
»Das haben wir nicht.«
»Dann warten wir ab und hoffen, dass Lisa Darius mit einer Freundin unterwegs ist.“
Teil 7 Auf
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