Auf ewig unvergessen
konzentriert. Als er um ihn herum ging, sah er die Blutflecken auf dem Sessel und dem Boden. Streifen von festem Klebeband, die dazu benutzt sein konnten, die Beine eines Mannes zu fesseln, klebten an den Sesselbeinen. Auf dem Tisch, direkt neben dem Sessel, lag ein blutverschmiertes Küchenmesser.
»Wie geht's deinem Magen?« fragte Barrow. »Dies hier ist ein Tatort, und ich möchte nicht, dass du dein Frühstück im ganzen Raum verteilst.«
»Ich war schon öfters an einem Tatort, Ross. Ich war auch an der Baugrube, wenn du dich erinnerst.«
»Ja, so war's wohl. Wirf einmal einen Blick hierher!«
Neben dem Messer stand eine Plastikschüssel. Highsmith blickte hinein und wurde bleich. In der Schüssel befanden sich drei Finger.
»Mister X«, sagte Barrow langsam.
Highsmith ging um den Sessel herum, damit er einen Blick auf die Sitzfläche werfen konnte. Sie war mit Blut getränkt. Ihm wurde übel. Außer den drei Fingern hatten Mister X auch noch die Genitalien gefehlt, und Randy wollte nicht derjenige sein, der sie fand.
»Ich weiß nicht genau, wer hier zuständig ist«, meinte Barrow, als er um den Sessel herumkam. »Ruf am besten die Staatspolizei an.«
Highsmith nickte und sah sich nach einem Telefon um.
Im vorderen Raum war keines. Nach hinten lagen noch zwei weitere Räume, einer davon war das Badezimmer. Aus Angst vor dem, was er finden würde, öffnete Highsmith nur ganz vorsichtig die andere Tür. Im Zimmer war gerade genug Platz für ein einzelnes Bett, einen Schrank und einen Nachttisch, auf dem das Telefon stand.
»He, Ross, sieh dir das an!«
Barrow kam in den Raum. Highsmith deutete auf einen Anrufbeantworter neben dem Telefon. Das aufleuchtende rote Licht zeigte an, dass sich Nachrichten auf dem Band befanden.
Highsmith sondierte einige der Mitteilungen, bevor er bei einer verweilte.
»Mr. Oberhurst, hier spricht Betsy Tanenbaum. Ich rufe nun schon zum dritten Mal an. Würden Sie mich bitte in meinem Büro zurückrufen. Die Nummer ist 555-1763. Sie sollten dringend mit mir Kontakt aufnehmen. Ich habe von Lisa Darius die Einwilligung, dass Sie mir über den Fall Auskunft geben dürfen. Rufen Sie mich bitte zu jeder Zeit an. Mein Telefonservice kann mich auch zu Hause erreichen, wenn Sie nach den Bürostunden oder am Wochenende anrufen.«
Der Anrufbeantworter gab einen Piepston von sich. Barrow und Highsmith sahen sich an.
»Oberhurst wurde von Lisa Darius angeheuert, dann wurde er gefoltert und seine Leiche auf dem Baugelände der Darius-Baugesellschaft gefunden«, zählte Barrow auf.
»Warum hat Lisa Darius ihn angeheuert?«
Barrow blickte durch die Tür auf die durchwühlte Kommode.
»Ich frage mich, ob Darius wirklich nach der Akte über sich gesucht hat.«
»Langsam, Ross. Wir wissen nicht, ob Darius das getan hat.«
»Randy, nimm einmal an, Darius hat herausgefunden, was in dieser Akte stand, und es war etwas, was ihm gefährlich werden konnte. Ich meine, wenn er das hier getan, Oberhurst gefoltert, ihm die Finger und den Schwanz abgeschnitten hat, dann doch deshalb, weil sich in der Akte etwas befinden muss, was für ihn wahres Dynamit ist. Vielleicht etwas, das beweist, dass Darius der Rosenmörder ist.«
»Was meinst du... Verdammte Scheiße! Lisa Darius. Er konnte nicht früher an sie heran, weil er, seit wir die Leichen gefunden haben, im Gefängnis war.«
Barrow griff nach dem Telefon und wählte.
4
Der Oberste Gerichtshof von Oregon hat seinen Sitz in der Landeshauptstadt Salem, fünfzig Meilen südlich von Portland. Die Fahrzeit von einer Stunde war das einzige, was Victor Ryder an seinem Beruf nicht gefiel. Nach all den Jahren, in denen er sieben Tage die Woche sechzehn Stunden am Tag in seiner Privatpraxis geschuftet hatte, war die eher ruhige Arbeit am Gericht eine wahre Erholung.
Richter Ryder war Witwer. Er wohnte in einem braunweißen Haus im Tudorstil, das von einer hohen, immergrünen Hecke abgeschirmt wurde. Das Anwesen befand sich in den Portland Hights auf den Westhills. Vom Wintergarten an der Rückseite des Hauses hatte man einen geradezu atemberaubenden Blick auf Portland und Mt. Hood.
Ryder schloss die Eingangstür auf und rief nach Lisa. Die Heizung im Haus war an, und überall brannte Licht. Aus dem Wohnzimmer drangen Stimmen. Er rief noch einmal nach Lisa, aber es kam keine Antwort. Niemand war da, als er ins Wohnzimmer trat. Nur der Fernsehapparat lief. Offenbar kamen die Stimmen, die er gehört hatte, daher. Ryder schaltete das Gerät ab.
Am
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