Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf ewig unvergessen

Auf ewig unvergessen

Titel: Auf ewig unvergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
Vom Netzwerk:
Die Frauen wären innerhalb von Sekunden im Kofferraum eines Autos verschwunden, und alles wäre vorbei.«
    Nancy fühlte, wie sie eine Gänsehaut bekam. Außer ihnen befand sich niemand auf dem Parkplatz. Sie kamen jetzt in den unbeleuchteten Bereich. Nancy drehte den Kopf, so dass sie Lake sehen konnte. Er beobachtete sie nachdenklich. Sie blieb bei ihrem Wagen stehen.
    »Deshalb wollte ich Sie begleiten«, fuhr Lake fort. »Keine Frau ist sicher, bis er nicht gefasst ist.«
    »Denken Sie darüber nach, was ich Ihnen gesagt habe, Peter.«
    »Gute Nacht, Nancy. Ich denke, wir werden gut zusammenarbeiten. Nochmals vielen Dank für Ihr Verständnis.«
    Nancy setzte mit ihrem Ford rückwärts aus der Parklücke und fuhr davon. Im Rückspiegel konnte sie sehen, wie Lake ihr nachsah.
6
    Nancy stand im Dunkeln und absolvierte ihr Krafttraining nach dem Plan, den Ed und sie aufgestellt hatten. Sie machte ihre Übungen mit dem Maximum an Gewicht, was sie noch handhaben konnte. Sie bog ihren Unterarm in Richtung der Schulter und brachte dabei erst die rechte, dann die linke Hantel nach oben. Ihr ärmelloses T-Shirt war schweißdurchtränkt. Die Sehnen zeichneten sich in ihrem Nacken ab.
    Etwas passte nicht zusammen. Lake hatte versucht, sich an sie ranzumachen. Als Ed gestorben war, hatte sie für Monate jedes Interesse an Sex verloren. Es hatte ihr Schmerzen bereitet, auch nur ein Pärchen Hand in Hand gehen zu sehen. Doch Lake hatte ihre Hand gehalten und gestreichelt, so wie man es bei einer Geliebten tun würde. Die Bemerkung, sie würden gut zusammenarbeiten, war ein eindeutiger Annäherungsversuch gewesen.
    Nancy beendete das Training, legte die Gewichte auf den Boden und atmete ein paar Mal tief durch. Es war fast sechs Uhr, und sie war schon seit halb fünf auf den Beinen. Ein Alptraum hatte sie geweckt, und danach konnte sie nicht wieder einschlafen.
    Frank hatte Lake zu den Verdächtigen gezählt, und sie hatte ihm widersprochen. Doch langsam wurde sie unsicher und erinnerte sich daran, was Dr. Klien gesagt hatte. Lake war intelligent und umgänglich; es wäre einfach für ihn gewesen, das Vertrauen der Opfer zu erlangen. Die Ermordeten waren die Art von Frauen, die er jeden Tag in seinen Klubs traf, und er war der Typ Mann, an den diese Frauen gewöhnt waren.
    Der planende Psychopath ist ein Mensch, der kein Mitleid mit anderen kennt oder sich Sorgen um sie macht. Ein Mensch, der Gefühle vorspiegelt. Hatte sie Lake im Coffee Shop einen Moment ohne Maske gesehen, zwischen der Erinnerung an sein erstes Treffen mit Sandra und dem Bemühen, die richtige Reaktion darauf zu zeigen? Da hatte es einen kurzen Augenblick gegeben, in dem Lake jede Gefühlsregung vermissen ließ.
    Klien hatte auch gesagt, dass diese Verbrecher an der Polizeiarbeit interessiert waren. Lake als erfahrener Strafverteidiger wusste alles über die Vorgehensweise der Polizei. Nancy legte sich auf den Boden und machte fünfzig Liegestütze. Was sonst eine einfache Sache war, erschien jetzt kompliziert. Sie konnte sich nicht konzentrieren. In ihrem Kopf spukte das Bild von Lake herum, wie er allein im Dunkel des Parkplatzes wartete. Woher wusste er von Bundys falschem Gipsverband? Dr. Klien hatte es nicht erwähnt.
    Nach dem Krafttraining waren Ed und sie immer eine Sechs-Meilen-Runde durch die Nachbarschaft gelaufen. Ed war kräftiger als Nancy, doch sie war die bessere Läuferin. An Sonntagen machten sie immer einen Wettlauf, und der Verlierer musste dann das Frühstück zubereiten. Der Sieger konnte bestimmen, wann und wie sie sich lieben würden. Nachdem Ed erschossen worden war, brachte Nancy es zwei Monate lang nicht fertig, die Geräte anzufassen oder eine Runde zu laufen.
    Einhundert Liegestütze. Hoch, runter, hoch, runter. Ihre Bauchmuskeln waren hart und gespannt. Ihre Gedanken waren auf dem dunklen Parkplatz bei Peter Lake. Sollte sie Frank und Wayne davon berichten? Redete sie sich das alles nicht nur ein? Würde ihr Verdacht die Untersuchung nicht in eine falsche Richtung lenken und den wirklichen Mörder entkommen lassen?
    Es war Viertel nach sechs geworden. Die Geräte befanden sich in einem kleinen Raum neben dem Schlafzimmer. Die Sonne ging gerade über den reichen Vororten im Osten auf. Nancy zog ihre Hosen und das Shirt aus und warf beides in den Wäschekorb. Nach Eds Tod hatte sie zugenommen. Außer einem Monat in ihrem zweiten Universitätsjahr, als sie wegen einer Sehnenzerrung pausieren musste, war dies das erste Mal seit der

Weitere Kostenlose Bücher