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Auf ewig unvergessen

Auf ewig unvergessen

Titel: Auf ewig unvergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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so eine Art Hobby von mir, so wie Briefmarken sammeln, etwas, mit dem ich mich beschäftige, wenn ich nicht koche oder putze.“
    »Nun, er ist der Mann im Haus. Männer wollen im Mittelpunkt stehen. Und dann bist du in den Schlagzeilen und gibst Interviews im Fernsehen.«
    »Hör zu, Mutter! Ich möchte nicht über Rick sprechen, in Ordnung? Dabei werde ich nur wütend.«
    »In Ordnung, sprechen wir nicht über ihn, und natürlich helfe ich dir.«
    »Ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen sollte, Mutter.«
    Rita wurde rot und winkte mit der Hand ab. »Dafür sind Mütter nun einmal da.«
    »Oma!« brüllte Kathy aus der Küche, »ich kann den Schokoladensirup nicht finden.«
    »Wozu braucht sie um halb acht Uhr morgens Schokoladensirup?« wollte Betsy misstrauisch wissen.
    »Das geht dich nichts an«, erklärte ihre Mutter bestimmt.
    »Ich komme schon, Liebling. Er steht zu weit oben, da kommst du nicht dran.«
    »Ich muss gehen«, meinte Betsy und schüttelte resignierend den Kopf. »Und bitte beschränke das Fernsehen auf ein Minimum.«
    »Wir werden heute Morgen ausschließlich Shakespeare lesen und Algebra üben«, gab ihre Mutter zur Antwort und verschwand in der Küche.
    Reggie Stewart wartete am Besuchsschalter des Gefängnisses auf Betsy. Stewart hatte in einigen unbefriedigenden Berufen gearbeitet, bis ihm klargeworden war, dass er Talent für Nachforschungen besaß. Er war schlank, einen Meter achtzig groß, hatte struppiges braunes Haar und wasserblaue Augen und fühlte sich in karierten Flanellhemden, Jeans und Cowboystiefeln am wohlsten. Stewart hatte eine ungewöhnliche Art, die Dinge zu sehen, und verbreitete um sich eine Aura des Sarkasmus, die manche Leute abschreckte. Betsy gefiel, wie er seine Phantasie einsetzte und seine Fähigkeit, bei anderen Leuten Vertrauen zu erwecken. Diese Fähigkeiten hatten sich bei den Fällen Hammermill und Peterson als unschätzbar erwiesen, wo die eindeutigsten Beweise für die Erniedrigung der Frauen von den Verwandten des Opfers geliefert worden waren und die wahrscheinlich unter Hass und Familienstolz begraben geblieben wären, wenn es da nicht Reggies Überzeugungskraft und Beharrlichkeit gegeben hätte.
    »Fertig, Chef?« fragte Stewart und erhob sich von der Bank, auf der er gewartet hatte.
    »Immer«, gab Betsy mit einem Lächeln zurück.
    Stewart hatte den Besuchsschein für sie beide ausgefüllt. Ein Beamter saß hinter einer Glasscheibe in einem Wachraum. Betsy schob ihren Besuchsschein und ihren Ausweis durch einen Schlitz in der Scheibe und bat um einen offenen Besuchsraum für Darius. Sobald der Wachbeamte ihr sein Okay gab, nahmen sie und Reggie sämtliche Metallgegenstände aus ihren Taschen, legten Uhren und Schmuck ab und durchquerten den Metalldetektor. Die Wache untersuchte Betsys Aktenkoffer und holte dann den Aufzug herunter. Als er da war, steckte Betsy den Schlüssel für den siebten Stock in das passende Schloss und drehte ihn um. Der Aufzug führ nach oben, und die Türen öffneten sich in den gleichen engen Flur, den Betsy schon gestern betreten hatte. Diesmal ging sie ganz zum Ende des Flurs und wartete vor einer massiven Stahltür, in deren obere Hälfte eine dicke Glasscheibe eingelassen war. Durch die Scheibe konnte sie die beiden Besuchszimmer sehen. Sie waren leer.
    »Darius entwickelt sich zu einem sehr anspruchsvollen Klienten«, erzählte Betsy Stewart, als sie auf den Wachbeamten warteten. »Er ist gewohnt, das Kommando zu haben, er ist hochintelligent und steht unter enormem Druck.«
    »Verstanden.«
    »Wir hören heute nur zu. Die Kautionsanhörung ist nicht vor neun, also haben wir eine Stunde. Ich möchte seine Version von den Vorfällen in Hunters Point hören. Wenn wir bis neun nicht fertig sind, dann machen wir später weiter.«
    »Wegen was ist er angeklagt?«
    Betsy zog eine Kopie der Anklageschrift aus ihrem Aktenkoffer.
    »Das sieht nicht gut aus, Chef«, meinte Stewart, nachdem er die Anklagepunkte gelesen hatte. »Wer ist Mister X ?«
    »Der Mann. Die Polizei hat keine Ahnung, wer er ist. Drei Finger wurden ihm abgeschnitten. Sein Gesicht und die restlichen Fingerspitzen waren mit Säure verätzt. Der Mörder hat außerdem den gesamten Kiefer mit einem Hammer zertrümmert, um eine Identifizierung anhand der Zähne zu verhindern.«
    Stewart zog eine Grimasse. »Auf die Fotos vom Tatort bin ich nicht scharf.«
    »Sie sind das Schlimmste, was mir je untergekommen ist, Reg. Schau sie dir bloß vor dem Frühstuck an.

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