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Auf ewig unvergessen

Auf ewig unvergessen

Titel: Auf ewig unvergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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Dunkeln tappen lasse, also werde ich Ihnen sagen, dass wir Ihren Klienten wegen Entführung, Folterung und Ermordung von drei Frauen und einem Mann anklagen werden.«
    Page zog ein Farbfoto von Wendy Reisers Leiche aus einem Briefumschlag und reichte es Betsy. Sie erbleichte. Das Bild war unmittelbar, nachdem man die Leiche ausgegraben hatte, gemacht worden. Die nackte Frau lag im Schlamm. Betsy konnte die Einstiche am Bauch sehen und die Einschnitte und Brandmale an ihren Beinen. Außerdem konnte sie deutlich Wendy Reisers Gesicht sehen; selbst im Tode schien sie noch zu leiden.
    »Das ist es, was Martin Darius Frauen antut, Betsy, und das ist möglicherweise nicht das erste Mal. Wir haben ziemlich sichere Beweise, dass vor zehn Jahren ein Mann namens Peter Lake in Hunters Point im Staat New York sechs Frauen auf dieselbe Art umgebracht hat. Außerdem haben wir den unumstößlichen Beweis, dass Peter Lake und Martin Darius ein und dieselbe Person sind. Vielleicht sollten Sie mal Ihren Klienten darüber befragen.
    Und noch etwas. Es wird noch eine Frau vermisst. Dies ist ein einmaliges Angebot: Wenn sie lebt und Darius uns sagt, wo sie ist, können wir vielleicht ein Geschäft machen.«
    Die Tür des Gefängnisaufzuges öffnete sich in einen schmalen Flur, der in braunen und gelben Pastelltönen gestrichen war. Dem Aufzug gegenüber lagen drei massive Türen. Betsy benutzte den Schlüssel, den ihr die Wache gegeben hatte, als sie sich am Besucherschalter angemeldet hatte. Die mittlere Tür öffnete sich in einen kleinen Raum. Vor ihr befand sich eine Wand, die in der Mitte durch eine schmale Balustrade geteilt wurde. Unterhalb war Beton, darüber kugelsicheres Glas. Betsy legte ihren Notizblock auf die Balustrade und setzte sich auf den unbequemen Klappstuhl. Dann nahm sie den Hörer von dem Telefonapparat, der an der Wand neben ihr befestigt war. Auf der anderen Seite der Glaswand hob Martin Darius den Hörer ab. Er trug einen orangefarbenen Overall, doch sah er immer noch so beeindruckend aus wie damals in ihrem Büro. Sein Haar und der Bart waren sorgsam gekämmt.
    Er saß aufrecht und locker auf seinem Stuhl. Darius beugte sich vor, bis er fast die Scheibe berührte. Nur seine Augen blickten etwas wild, doch war dies das einzige Zeichen von Beunruhigung.
    »Wann ist die Kautionsanhörung angesetzt?« fragte Darius.
    »Noch überhaupt nicht.«
    »Ich habe Ihnen gesagt, dass ich hier heraus will. Sie hätten als erstes heute Morgen einen Termin dafür festlegen müssen.«
    »So läuft das nicht. Ich bin Anwalt und kein Laufbursche. Wenn Sie jemanden brauchen, den Sie herumkommandieren können, dann empfehle ich Ihnen ein Hausmädchen.«
    Darius starrte Betsy einen Moment an, dann verzog er den Mund zu einem eisigen Grinsen.
    »Tut mir leid. Zwölf Stunden an diesem Ort sind nicht gut fürs Gemüt.«
    »Ich habe mich heute Morgen mit Alan Page getroffen, dem Bezirksstaatsanwalt. Er hat mir ein paar interessante Sachen erzählt. Außerdem zeigte er mir Fotos vom Tatort. Die drei Frauen sind gefoltert worden, Martin. Ich habe schon eine Menge Schreckliches gesehen, doch so etwas noch nicht. Der Mörder hat sie nicht einfach umgebracht, er hat sie abgeschlachtet. Sie aufgeschnitten...«
    Betsy brach ab; die Erinnerung an das, was sie gesehen hatte, nahm ihr den Atem. Darius beobachtete sie, und sie wartete darauf, dass er etwas sagen würde. Als er keine Anstalten machte, fragte sie: »Kommt Ihnen etwas davon bekannt vor?«
    »Ich habe diese Frauen nicht umgebracht.«
    »Ich habe Sie nicht gefragt, ob Sie sie umgebracht haben. Ich habe gefragt, ob Ihnen das bekannt vorkommt.«
    Darius studierte Betsy. Ihr gefiel gar nicht, wie er sie beobachtete; sie fühlte sich wie auf dem Seziertisch.
    »Warum verhören Sie mich?« wollte Darius wissen. »Sie arbeiten für mich und nicht für den Staatsanwalt.«
    »Mr. Darius, ich entscheide, für wen ich arbeite, und im Moment bin ich nicht so sicher, ob ich für Sie arbeiten will.«
    »Page hat Ihnen irgendetwas erzählt, stimmt's? Er hat Ihnen etwas in den Kopf gesetzt.«
    »Wer ist Peter Lake?«
    Betsy hatte mit einer heftigen Reaktion gerechnet, doch nicht mit dieser. Der eisige Ausdruck in Darius' Gesicht verschwand. Seine Lippen begannen zu zittern; plötzlich sah er aus wie ein Mann, der gleich in Tränen ausbrechen würde.
    »Also weiß Page über Hunters Point Bescheid.«
    »Sie sind nicht aufrichtig zu mir gewesen, Mr. Darius.«
    »Ist das der Grund hierfür?« fragte

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