Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)
Original und Helens Übersetzung ins Englische – sollte ein großer geschäftlicher Erfolg werden. Doch das zweibändige Werk war kaum gedruckt, als die Polizei erschien und beide Auflagen beschlagnahmte. Madeleine B. Stern, die die Geschichte der English Press erforscht hat, vermutet, daß Napoleon, der sich ein Jahr später zum Kaiser krönen sollte, mit derantimonarchistischen Tendenz von Helens Kommentaren unzufrieden war. Als ob der Schaden nicht schon groß genug gewesen wäre, stellte sich bald heraus, daß die Briefe gefälscht waren. Helen allerdings hat sich bis zu ihrem Ende standhaft geweigert, das zu glauben.
1813 war Stone finanziell am Ende und mußte die Verlagsdruckerei abgeben. Mit Alexander von Humboldts und Aimé Bonplands Voyage aux régions équinoxiales du Nouveau Continent hatte er sich übernommen, kein Wunder angesichts des enormen Umfangs dieses verwirrend vielteiligen Werkes und der kostspieligen Ausstattung mit Karten und Bildern.
»Gestochenes Widmungsblatt, 69 gestochene Tafeln auf 68 Blättern, 27 davon handkoloriert, in Farbe gedruckt oder in Farbe gedruckt und von Hand fertig gestellt, 4 in Sepia gedruckt. Fachmännisch gebunden in rotem Halbmaroquin über zeitgenössischen, mit rotem Papier überzogenen Deckeln, der flache Rücken wird durch goldene Bänder in sechs Teile geteilt, deren zweiter beschriftet ist. Ein feines Exemplar eines der großen Monumente wissenschaftlicher Forschungsreisen.«
Aus der Beschreibung eines Exemplars der Vues de Cordillères et Monumens des Peuples Indigènes de l'Amérique , zu erwerben zum Preis von 39 394.07 £.
Während Stone druckte und drucken ließ, hatte Helen begonnen, Humboldt und Bonpland ins Englische zu übersetzen, eine Fronarbeit, die sich über viele Jahre hinzog. Sie wird sie (auf ihre damenhafte Art) oft verflucht haben. Aber sie ist dabei geblieben. Der erste Band der Personal Narrative of Travels to the Equinoctial Regions of the New Continent, during the Years 1799-1804 erschien 1814 in London, der letzte erst nach ihrem Tod im Jahre 1829.
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Die Palme der Beständigkeit – von allen historischen Personen, die mir in meinem Leseleben begegnet sind, ist Helen Maria Williams die treueste. Ihre Beziehungen waren auf Dauer angelegt, die zu ihrer Familie, den Freundinnen und Freunden, ihr Lebensgefährte war wirklich einer. Sie war unerschütterlich loyal gegenüber ihren Bekannten, ihren prominenten Gästen, deren Geheimnisse sie ebenso für sich behielt wie ihre großen und kleinen Schwächen. Nur wenn sie oder Stone öffentlich von Weggefährten angegriffen wurden – wie etwa von Madame de Genlis –, wehrte sie sich. Treu war sie auch sich selbst. Obwohl sie nur noch selten Gedichte schrieb, blieb sie Helen, die Dichterin, und veröffentlichte 1823 noch einmal einen Band mit Poems on Various Subjects.
Und natürlich hat sie auch unbeirrbar an ihrer großen Liebe festgehalten, der Revolution, das heißt an ihren Idealen. In ihren Sketches of the State and Manners and Opinions of the French Republic von 1801, bis zum Sturz Napoleons die letzte eigenständige politische Veröffentlichung, schildert sie, wie barbarisch das royalistische Terrorregime nach der Wiedereinnahme der Republik Neapel gegen seine Gegner wütete und welch üble Rolle der in England vergötterte Admiral Nelson und seine Geliebte Lady Hamilton dabei spielten. Als sie sich wieder zu Wort meldete – A Narrative of the Events Which Have Taken Place in France from the Landing of Napoleon Bonaparte on the 1 st of March 1815 till the Restauration of Louis XVIII –, schloß sie mit ihrem ceterum censeo , der Hoffnung, daß Europa nach all den politischen Umwälzungen der letzten Jahrzehnte eine Epoche des Friedens beschieden sein werde und vor allem, »daß der lange profanierte, aber ewig heilige Name der Freiheit im 19. Jahrhundert an der Tagesordnung sein wird«.
Ihre Souvenirs , die Helens Neffe Charles Coquerel posthum in seiner französischen Übersetzung veröffentlichte (das englische Original ist verloren), schrieb sie, um sich gegen den Vorwurf zu verteidigen, sie sei den Prinzipien der Revolution untreu geworden.
»Ich verzeihe es leicht, wenn man mich anklagt, die Revolution verteidigt zu haben, aber ich kann nicht verzeihen, daß man mich anklagt, sie verraten zu haben.
37 Helen Maria Williams.
Punktierstich, 1816.
Ich habe in meinen Werken mich zweifellos oft geirrt, indem ich mir ein wahrscheinlich voreiliges Urteil über
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