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Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Titel: Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Naumann
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hoffen, fuhr er fort. »Man wirkt, man wird getrieben, man hält sich und sorgt nur, sich selbst nie zu verlieren. Alles übrige hängt nicht von uns ab. Mein Weg liegt gar bestimmt vor mir.«
    Was ihn nicht daran hinderte, bald auch noch von ganz anderen Wegen und einem Neuanfang mit Therese zu träumen. Zuerst würde er den dritten Band seiner Ansichten ausarbeiten, am liebsten in der Schweiz, wo er wieder mit ihr und Huber zusammenleben wollte. Danach plante er eine Reise nach Südfrankreich. »Meine Feder in der Hand, auf meinem Esel oder Maultier, durchirrte ich Provence und Languedoc, und schriebe was ich sähe. Dieses Tagbuch müßte mir sehr einträglich werden, weil ich beinahe nichts verzehrte und noch viel leichter als im Jahre 1790 arbeite und schreibe.« Später könnten sie vielleicht nach England ziehen. Sogar über die Umzugsmodalitäten hatte er sich schon Gedanken gemacht. »Meine Sachen, Bücher und dergleichen die ich noch behielte, ließ ich von Straßburg nach Auxonne und dann die Rhone hinab gehen. Wir schifften uns zu Marseille oder zu Livorno nach London ein, und träfen dort unsere kleine Einrichtung ohne Mühe.«
    Während Forster Luftschlösser baute, konkretisierten sich Thereses Pläne für eine Zukunft ohne ihn. Am Neujahrstag 1793 hatte sie Straßburg verlassen und war nach Neuchâtel gereist, damals eine preußische Enklave in der Schweiz, wo alte Freunde von ihr wohnten. Dort wollte sie auf Huber warten. Für sie war die Ehe mit Forster – »6 Jahre erzwungene Liebe« – zu Ende. Aber es dauerte noch Wochen, bis er davon erfuhr. Wie es dazu kam, ist, wie so manches in dieser Geschichte, unklar. Therese beteuert, daß Forster schon 1790, nach der Rückkehr von derReise mit Humboldt, von ihrer Beziehung zu Huber erfuhr, aber wieviel hat sie ihm tatsächlich gesagt? Von wem waren Luise und Georg? Beide von Huber (wie heute meist angenommen wird)? Nur Georg von Huber? Wußte sie es selber?
    Ein Brief Körners an Schiller vom 26. Februar legt nahe, daß Therese Huber auffordern mußte, sich endlich offen zu ihr zu bekennen und Forster über ihre Zukunftspläne aufzuklären. »Er hat seinen Abschied gefodert. Sein Verhältnis zu Forsters Frau liegt jetzt offen am Tage. Ein Brief den sie an ihn aus der Schweiz geschrieben, und an mich jedoch ohne sich zu nennen zur Bestellung geschickt hatte, ist von mir an seine Eltern geschickt und von diesen eröffnet worden. Sie hat ein Kind von ihm, verlangt ihn zum Manne , fodert Entdeckung gegen Forster, der bisher getäuscht worden ist. Huber hat seinen Eltern inzwischen selbst seine Lage entdeckt, und schreibt daß Forsters beide mit ihm einverstanden sind. Was sagst Du zu diesem allen?«
    Caroline Böhmer allerdings schrieb Meyer, sie habe Huber dazu gedrängt, Forster nicht länger hinzuhalten. Warum war sie eigentlich immer noch in Mainz? Teilnahme an Forster, nicht etwa revolutionäre Sympathien hätten sie dort festgehalten, behauptete sie im nachhinein. Und überhaupt, sie habe keine Ahnung von den politischen Ereignissen außerhalb von Mainz gehabt.
    »Einer Gemeinschaft mit meinem tollen Schwager, der nie meine Wohnung betreten hat, macht ich mich nicht schuldig. Allein meine Verbindung mit Forster in Abwesenheit seiner Frau, die eigentlich nur das Amt einer moralischen Krankenwärterin zu Grunde hatte, konnte von der sittlichen und politischen Seite allerdings ein verdächtiges Licht auf mich werfen, um das ich mich zu wenig bekümmerte, weil ich selten frage, wie kann das andern erscheinen? wenn ich vor mir selbst unbefangen oder gerechtfertigt dastehe. – Der Himmel weiß, welch treue Sorge ich für Forster trug. Ich wußte nichts von Theresens Planen. – Ende Dezember schrieb sie mir: Lieb und pflege Forster und denke vor dem Frühling nicht an Änderung des Aufenthalts, bisdahin läßt sich viel hübsches tun. Das war der einzige und letzte Brief seit ihrer Abreise – seitdem keine Silbe, weder an die Forkel noch mich. Ich erriet indessen ihre Absicht, und sah, wie vielmehr Forster bei jeder Verzögerung leiden würde, da er nichts zu ahnden schien – darum schrieb ich im Jänner an Huber, worauf er mir antwortet: ›Sie sind gut und brav mir so entgegen zu kommen, und ich danke Ihnen, daß sie mir noch fühlbarer machten, daß ein Aufschub unedel sei‹. Hierauf folgte auch bald ein Brief von ihm an George, dessen Überbringerin ich sein mußte. – Therese schrieb zur gleichen Zeit – und die Sache ward ausgemacht,

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