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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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kommt mir dermaßen bekannt vor.«
    »Wer? Gavriel?«
    »Gavriel?«
    »Ja. Gavriel Nechuschtan.«
    »Gavriel Nechuschtan.« Herzl rieb sich nachdenklich das Kinn. »Gavriel Nechuschtan«, wiederholte er den Namen, als brächte ihm das die Erinnerung zurück. »Nein. Der Name sagt mir gar nichts. Ist er schon lang hier?«
    »Ein paar Jahre, ich weiß nicht genau.«
    »Ein paar Jahre, eh?« Er fuhr fort, sein Kinn zu reiben.
    Nach dem Kaffee stieg er in seinen Wagen und legte seine eingegipsten Arme auf das Lenkrad. »Ich ruf dich an mit einem Preisangebot«, versprach er.
    »Danke«, gab Chilik matt zurück.
    » Jalla , haltet durch«, sagte Herzl und drückte auf das Gaspedal.
    Am Abend sah Gabi Chilik beim Abendgebet und sagte zu ihm: »Dieser Handwerker von dir kommt mir bekannt vor. Ist er aus dem Galil oder so was?« Chilik kicherte.
    »Wieso? Aus Mevasseret.«
    Gabi runzelte die Stirn und kehrte rasch zu seinem Gebetbuch zurück.
    Die Hütte
    Nir Rivlin, mit seinen rötlichen Haaren und Bart, saß am Küchentisch und trank Bier aus einer großen Goldstar-Flasche. Tränen rollten aus seinen roten Augen. Er murmelte unter Schluchzern Sätze wie: »Ich versteh nicht, was hab ich gemacht?«
    »Du hast gar nichts gemacht«, sagte Scha’ulit, während Zebuli gierig an ihr saugte, »und das ist ein Teil des Problems.«
    Nir war ein paar Minuten davor von der Veranda in die Küche gekommen, um die Bierflasche aus dem Kühlschrank zu holen. Die dritte an dem Abend, und sie hatten sich noch nicht einmal zum Essen hingesetzt. Er hatte in der letzten Stunde mit seiner Gitarre auf der Veranda gesessen und versucht, ein neues Lied zu verfassen. Doch außer der Zeile, »Jeder Schmerz ist noch ein Rasseln im Panzer«, die er in einem fort wiederholte, zwei Bieren und einem Joint war es ihm nicht gelungen voranzukommen, bis er es aufgab und »Berta« zu spielen begann. Während dieser Zeit hatte Scha’ulit Amalia und Tchelet gebadet, für sie das Abendessen zubereitet und sie mit Zebuli auf den Armen gefüttert, der ebenfalls Aufmerksamkeit und Nahrung einforderte (Amalia wollte helfen, doch sie war zu klein, um ihn hochzuheben, zu ungeduldig, um mit ihm zu spielen oder um länger als zwei Minuten auf ihn aufzupassen). Nach dem Essen hatte sie die Mädchen ins Bett gebracht, ihnen eine Geschichte vorgelesen, war in die Küche zurückgekehrt, um das Geschirr zu spülen und das Abendessen für sich und Nir zu machen. Während dieser ganzen Zeit wiederholte sich der misstönende Akkord, der Schmerz und das Rasseln im Panzer. In ihren Augen war jede Kränkung ein Rasseln im Panzer oder schlicht jede Minute. Manchmal jedoch bekam auch der härteste Panzer einen Sprung. Und dann hagelte es Sätze. Und Drohungen wurden laut. Und Nir, sie kannte ihn zur Genüge, wurde auf der Stelle zu dem kleinen Jungen, der in ihm steckte, das war sein Reaktionsmechanismus, und die Biere dienten dazu, die Verteidigungsmauern und das Selbstbewusstsein des Mannes zu schwächen, der er sein sollte. Danach flossen die Tränen, worauf sie sich entschuldigen und Mitleid haben sollte, aber an diesem Abend hatte sie es satt. Sie wusste, was kommen würde – das Bekenntnis, dass er in letzter Zeit in sich selbst versinke, die Entschuldigung, dass er nicht genug mithelfe, er wisse auch nicht, was mit ihm los sei, es sei furchtbar schwierig für ihn in seiner Kochausbildung (was ist so schwierig daran, hätte sie am liebsten geschrien, eine Gurke in ein Sushiröllchen zu wickeln? Eine Süßkartoffel zu schälen?), und dann diese Unsicherheit, was den Stützpunkt angehe, keiner wisse, ob das Haus über kurz oder lang noch existieren würde, Räumung ja, Räumung nein, er sei keiner von denen, die Kriege führten, aber sie sollten sich endlich entscheiden, diese Spannung … Er glaube, es würde bald vorbeigehen und dann könne er ihr mehr helfen. Er spüre, dass aus dieser Phase ein neues Werk hervorgehen würde und dass er diese Lieder aufnehmen könne. Sie wusste, dass er diese Lieder nirgendwo aufnehmen würde, es war Zeitverschwendung, seiner und ganz besonders ihrer Zeit, doch sie hatte nicht das Herz, trotz Zorn und Erschöpfung, hatte einfach nicht das Herz dazu, ihn anzuschreien und ihm das ins Gesicht zu sagen, wobei es vielleicht auch nur jahrelange Gewohnheit und Konditionierung waren, dass er so sein durfte und ihr auferlegt war, ihn zu ertragen, dass dies eben ihre Aufgabe und jenes seine war. Und nach den Tränen und der Beichte, dem Versprechen

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