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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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…«
    »Was heißt Geduld, was soll denn Geduld, wenn Sie den Staat an Fremde verkaufen und uns so verschachern?«
    »Verzeihung, meine Dame, konzentrieren Sie sich darauf, das Gesetz einzuhalten, und die Amerikaner werden keine Beschwerden haben.« Er richtete den Blick von Neta Hirschson auf einen höher gelegenen, allgemeineren Punkt hinter ihr. Er sah die nahezu weißen Wüstenhügel, die Felsspalten von Nachal Chermesch. »Schön hier«, äußerte er, fast überrascht. »Und es besteht keinerlei geteilte Meinung über unsere Rechte hier vor Ort. Doch wir müssen das Gesetz respektieren. Es wurden Fehler gemacht, auch von den Regierungen Israels. Es gibt zahlreiche ordnungsgemäße Siedlungen, aber es gibt solche, die an Orten errichtet wurden, wo sie nicht sein sollten. Was ich heute hier sagen möchte …«, er musterte das Publikum; die Sonne ließ große Schweißtropfen auf seine Stirn treten; er erstickte fast an seiner Krawatte; Malka reichte ihm eine Wasserflasche, und er nahm einen Schluck daraus, »… ist, dass wir ein paar Änderungskorrekturen vornehmen werden, und diese Korrekturen haben einen Preis …«
    »Wie können Sie es wagen?!«, kreischte Neta Hirschson dazwischen. »Was für Korrekturen? Was für ein Preis? Von was redet der?«
    »Meine Dame, lassen Sie mich ausreden.«
    »Lasst mich los!«, brüllte die Kosmetikerin die Soldaten an, die sie jetzt an den Armen ergriffen. Ihr Mann Jean-Marc schrie sie in Französisch an, erwähnte den Holocaust.
    »Leute, Leute, lasst sie …«, setzte der Minister an und wandte seinen Blick dem Generalmajor zu. »Giora … Meine Dame, lassen Sie mich zu Ende reden. Es wird Korrekturen geben, es wird einen Preis geben, aber die Regierung Israels wird nicht aufhören, ihre Unterstützung …« Nun wurde seine Rede von dem vehementen, tobenden Gebell eines großen sandfarbenen Hundes gestört.
    »Beilin, still, Beilin!«, schrie Gittit und versuchte, den Hund zu bändigen. »Beilin! Beilin!« Der Sicherheitsminister blickte sie mit zusammengezogenen Brauen an, doch dann vermochte er nicht an sich zu halten, und ein halbes Lächeln trat auf seine Lippen.
    »Wau! Wau! Wau!«, ereiferte sich Beilin ohne Unterlass, keiner menschlichen Stimme wäre es gelungen, ihn mit einer Rede zu übertönen, und Kondolisa schloss sich ihm an, sprang lauthals bellend herum, worauf Killer zu wiehern begann, die Ziegen in Otniels Pferch am Abhang des Hügels entsetzt meckerten und die Kamelstute von Sasson im Bereich des Torpostens neugierige Stielaugen machte, während sie energisch Sträucher zerkaute. Doch Beilins Gebell galt, so schien es, einem bestimmten Soldaten, der ihn ebenfalls anblickte.
    »Beilin?«, lachte der Soldat. Es war Jakobi, der mit dem Verstärkungszug aus der Basis in Hebron angerückt war. »So heißt er? Was hat er denn?«
    Neta Hirschson, die von den Soldaten auf Befehl des Generalmajors losgelassen worden war, fing wieder zu schreien an: »Schämen Sie sich, kommt hier an mit dem amerikanischen Botschafter und redet von Korrekturen. Welche Korrekturen, Sie unverschämter Kerl!!!« In ihrem Gefolge begannen Dutzende Siedlungssympathisanten Gespräche untereinander, fragten sich, ob der Minister die Bedeutung des Wortes tikun , das er gebraucht hatte, eigentlich verstand, denn mit Änderungskorrekturen wurden schließlich die Änderungen der Schreiber in der Bibel bezeichnet, ganz abgesehen von den tikun -Gebeten zur Wiederherstellung Israels, Heilung, Abbitte.
    Der Minister kapitulierte. Zu seiner Enttäuschung würde er heute nicht zu dem Satz kommen, der das so sorgfältig geplante Soundbyte hätte werden sollen – ein eingängiger und origineller Satz, der auf dem Höhepunkt seiner Rede fallen und danach in den Schlagzeilen erwähnt werden sollte, den der amerikanische Botschafter seiner Staatssekretärin zitiert und die wiederum dem Präsidenten übermittelt hätte, ein Satz, auf den er besonders stolz war, denn er hatte ihn sich ganz allein ausgedacht. Er drehte sich um und ging auf seinen Wagen zu, umringt von Sicherheitsleuten, schweißüberströmt, streckte einen Finger nach seinem Krawattenknoten aus und löste ihn, ihm war inzwischen egal, wer ihn fotografieren und was in der Zeitung erscheinen würde. Er zog das Jackett aus und vertraute es Malkas Händen an, während er stumm in sich hineingrollte.
    Neta Hirschson fuhr mit ihrem Geschrei fort und näherte sich ungehindert den Würdenträgern. Als der amerikanische Botschafter an der

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