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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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allerdings nicht mehr. Weniger Leute wurden eingeladen. Es wurde ihm weniger wichtig, Eindruck zu machen. Die Nächte, sie waren eben Nächte, die Menschen waren Menschen, die Geschichten Geschichten, und das Geld war nur Geld. Leiser Überdruss schlich sich in die Stunden des Morgengrauens, Langeweile, sowie das Gefühl, dass das alles eine Nummer zu klein für ihn war. Er setzte sein Studium fort, war kurz davor, das zweite Jahr abzuschließen, versuchte, Seele und Geist zu fordern, doch das Geschäft fraß an ihm, verlangte von ihm, hart weiterzuarbeiten, um den Erfolg aufrechtzuerhalten und zu vergrößern: sieben Tage die Woche, und zwar einen Großteil der vierundzwanzig Stunden, Gelegenheiten nutzen, große Kredite zu besseren Konditionen, die Einnahmen wieder in die Entwicklung des Geschäfts investieren. Das Unternehmen wuchs und gedieh – er machte mit Oren eine zweite Bar Barabush auf, diesmal mit einer 50%igen Teilhaberschaft, und danach verkaufte er einem der Unternehmer, die sich an ihn wandten, die Konzession für eine dritte Bar Barabush, unter seiner Kontrolle. Roni hatte eine erfolgreiche Barkette, aber er war nicht zufrieden. Er wollte aus der Partnerschaft mit Oren Azulai aussteigen, der sich als faul und überheblich entpuppt hatte, dachte daran, neue, eigene Lokale aufzumachen. Doch die gesamte Nachtwelt Tel Avivs schien ihn zu ersticken und nach getrockneten Bierpfützen zu riechen. Von seinem Platz hinter der Theke der Bar Barabush hielt er die Augen weit offen und hörte mit gespitzten Ohren von fernen Welten, weitaus größeren Möglichkeiten. Mit der Zeit wurde der Überdruss in neue Herausforderungen gelenkt und zu ehrgeizigen Bestrebungen ganz anderer Art umgemodelt.
    Ariel war einer der Stammgäste in seiner Bar, einer von den Nach-Mitternacht-Leuten, mit denen er gern redete. Ariel machte keine Frauen an, ernährte sich von Buchprüfung und sprach immer von Geschäftsinitiativen, die sich für Roni zum größten Teil phantastisch und irrelevant anhörten: Import von Suppenautomaten aus Japan, eine Fabrik für tragbare, persönliche Klimaanlagen, eine Nachtbar, die »Der geschlossene Garten« heißen und in der Nacht mitten in einem echten Kindergarten betrieben werden sollte, wenn dieser geschlossen wäre. Roni hörte leicht amüsiert zu, ein bisschen in der Hoffnung, dass irgendwann eine brauchbare Idee auftauchen würde.
    Eines Abends im Winter kam Ariel mit einem Freund herein. Es war ein ruhiger Abend an der Bar, und Roni steuerte ihr Eck an. Der Freund war zu Weihnachten aus Boston gekommen. Er arbeitete dort bei einer Strategieberatungsfirma. Roni begriff nicht ganz, was dieser Freund bei seiner Arbeit eigentlich machte, doch als er ging, sagte Ariel ihm leise, wie viel der Freund dieses Jahr verdient hatte und wie viel er im nächsten verdienen würde. Roni blickte sich in der Bar um und fühlte sich kümmerlich.
    Er hätte diese Episode vergessen, wenn Ariels Freund aus Boston nicht am nächsten Tag in Gesellschaft eines anderen jungen Mannes hereingekommen wäre, den Roni sofort erkannte. Es war Idan Levinhof, der einige Jahrgänge über ihm bei der Kommandoeinheit gedient hatte, und sie tauschten einen lächelnden Händedruck. Er hatte eine Businessschule besucht, zusammen mit dem zweiten jungen Mann, und lebte jetzt in New York, wo er als Investmentmanager bei Goldman Sachs arbeitete. »Und was ist mit dir?«, fragte er Roni und blickte sich um. »Tolles Lokal. Deins?« Roni nickte und fühlte sich so armselig wie am Abend zuvor. Es zog ihn wieder zu ihrem Eck an der Theke, wobei er die Hälfte von dem, was gesagt wurde, auch diesmal nicht verstand, aber als Idan auf die Toilette ging, flüsterte ihm der betrunkene Freund die Summe des Jahresbonus zu, den Idan kürzlich erhalten hatte.
    Nicht nur die Summen ließen seinen Puls schneller schlagen, sondern auch das Gefühl, dass diese Leute ein echtes Leben führten, ohne künstlichen Schnickschnack; sie waren im Zentrum der Dinge, an der Spitze der Welt; beschäftigten sich mit den echten Sachen, ernsthaftem Business, waren verantwortlich für millionenschwere Anlagen, berieten führende Firmen. Sofort nachdem die beiden gegangen waren, nahm Oren Azulai ihren Platz an der Bar ein und redete mit irgendeinem Vorstadttypen über die Eröffnung eines Mega-Nachtklubs in einem Hangar am Tel Aviver Flughafen. Azulai erschien ihm grotesk aufgeplustert vor Selbstwertgefühl und doch so kümmerlich klein.
    Idan, der Kämpfer aus der

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