Auf fremdem Land - Roman
es.«
Roni gab keine Antwort, er trocknete nur ein Bierglas ab, während er Idan anstarrte, stellte im Kopf Berechnungen an und sagte zu sich, ja Allah , wie lange hab ich nicht mehr mit Onkel Jaron geredet. Genau da machte ihm eine hübsche Kundin ein Zeichen, und er beeilte sich, ihr lächelnd zu Diensten zu sein. Sogar Idan, der ihn kaum kannte, nahm wahr, dass sein Lächeln etwas gequält war.
Das Essen
Meschulam war mit Gabis Erfolg in New York zufrieden. Er erhielt begeisterte Anrufe von Jennifer Zimmerman-Schulman und ihrem Vater und freute sich über die Waldstiftung, die zur Spende ihres Vaters hinzugekommen war. Das sei ein vielverprechender Anfang, sagte er zu Gabi eines Abends, als er auf dem kleinen Grill im Hof Steaks briet und Bier aus der Flasche trank. Wenn Gabi nur wollte, könnte er in der Organisation vorankommen. »Am wichtigsten ist«, sagte der Boss, während er ein blutiges Steak mit einer Zange wendete und Blut- und Fettspritzer die Flammen unter dem Rost auflodern ließen, »dass du etwas für deinen Staat tust. Zionismus. Ja?«
Gabi hätte vielleicht selbst zugegeben, auch Jahre später, dass Meschulams Reden von Karriere und ganz sicher vom Zionismus irgendeine Saite in seinem Herzen zum Klingen brachten. Nur war sein Herz in jenen Augenblicken woanders, von Anna vereinnahmt. Der Glorienschein der vierundzwanzig Stunden, die sie zusammen verbracht hatten, hüllte ihn ein. Sie hatten gemeinsam den Höhepunkt erklommen und taten sich schwer, wieder auf den Boden der Wirklichkeit herabzusteigen – aus ihrer Sicht war die Zeit dort erstarrt, und ihre Gedanken fachten das Feuer an genau wie das Fett, das auf die orange glühenden Kohlen in Meschulams Grill tropfte. Gabi fragte Meschulam, ob er eine Freundin zu sich einladen könne, und verfolgte aus unmittelbarer Nähe seinen Gesichtsausdruck – überrascht, enttäuscht, beunruhigt –, als dieser antwortete: »Aber sicher.« Drei Wochen danach umarmten sie sich stürmisch, als sie am Flughafen mit einem großen Rucksack landete, der alles beinhaltete, was sie besaß, alles, was sie brauchte.
Und Gabi – alles, was er brauchte, war sie. Die kommenden Monate waren die perfekten Flitterwochen. Das angenehme Wetter Floridas, das ebenerdige Haus mit dem Garten, das schöne türkise Meer, an dem sie jeden Abend Hand in Hand spazieren gingen, die Filme im Kinokomplex. Normalerweise kochten sie abends zusammen zu Hause, und danach streckten sie sich auf dem Sofa vor dem Video aus. Ab und zu liehen sie sich von Meschulam das Auto und fuhren in Florida und Umgebung herum: Meer, Krokodile, südlich schläfrige Städtchen, die aus alten Filmen entsprungen schienen.
Anna arbeitete als Bedienung in einem Strandlokal, und manchmal gesellte sie sich zu Gabis Treffen mit den Spendern. Das war eine der Aufgaben, die Meschulam Gabi nach dem Erfolg in New York sehr gern übertrug, und auch Gabi war froh, die Büroroutine zu durchbrechen, die eine Menge Telefoniererei mit jüdischen Institutionen und potentiellen oder vorhandenen Spendern beinhaltete sowie die Organisation von Zirkeln in Privathaushalten für Meschulam oder ähnlicher Ereignisse. Die Begegnungen mit den Spendern hatten etwas Erfrischendes, und Gabi entdeckte, dass er viele der alten Leute mochte und es genoss, ihre Geschichten zu hören. Meschulam befürwortete die Idee, dass Anna an solchen Treffen teilnahm, denn er wusste, die Alten waren ganz erpicht auf die Gesellschaft einer hübschen jungen Frau, einer typischen, gebürtigen Kibbuzisraelin (der Freiwilligenvater wurde nicht erwähnt), und Anna und Gabi waren glücklich, denn sie verbrachten Mahlzeiten, teils auserlesen und reich an Wein, zusammen, für die sie nicht nur keinen Groschen zahlten, sondern auch noch ein Gehalt bekamen. Die Alten waren zumeist liebenswürdige, harmlose Gentlemen, glücklich über die Gelegenheit, einen Abend im Kreis junger Leute zu verbringen. Nur einer versuchte, sie im Anschluss zu einem Privatdate einzuladen, schlug sogar vor, einen Teil seines Erbes auf ihren Namen zu überschreiben. Meschulam gelang es, aus der peinlichen Geschichte mit Anstand herauszukommen.
Eines Abends waren sie mit Samuel Laks beim Essen, einem Juden aus reicher Familie. Sein Vater hatte nach dem Zweiten Weltkrieg ein Vermögen mit Immobiliengeschäften in Chicago gemacht, und der Sohn entwickelte das Geschäft weiter, war in andere Bereiche eingestiegen, in denen er kein weniger großes Vermögen machte, wie die Herstellung
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