Auf fremdem Land - Roman
ankamen, rannten Otniel und seine beiden großen Kinder zum Haus, versuchten erfolglos, mit den Händen den Regen abzuhalten. Gittit machte Tee für alle drei, nachdem Otniel gesagt hatte, er werde bei einem solchen Wetter nicht zur Feldarbeit hinausgehen, und versuchte, den Vertriebslieferanten Moran am Telefon zu erreichen. »Schaut mal!«, rief Gittit plötzlich aus der Küche. »Komm her, Jakir, komm und schau dir an, wie deine Freunde von der Armee uns schützen!«
Otniel und Jakir näherten sich und spähten aus dem Küchenfenster zu Omers Soldaten, die Mitteilungen an die Wohnwagen klebten. »Getilgt sei ihr Name«, zischte Gittit.
»Woher willst du wissen, was sie vorhaben?«, fragte Jakir aufgebracht. Otniel schmunzelte in seinen Bart. Er konnte sich gar nicht mehr erinnern, wie oft er schon Soldaten gesehen hatte, die Befehle und Ankündigungen an die Wohnwagen in der Siedlung hängten. Er drehte sich um und ging auf die Toilette.
Gittit und Jakir fuhren Schulter an Schulter fort, die Soldaten zu beobachten. Sie sahen, wie Neta Hirschson mit einer farbenfrohen Kopfbedeckung und einem langen Jeansrock herauskam und sie anschrie. »Wie zu erwarten«, lächelte Jakir.
»Was willst du, sie hat recht. Sie ist eine Gerechte«, entgegnete seine Schwester. Sie konnten sie nicht hören, doch das war nicht nötig. Die Hand- und Kopfbewegungen und vereinzelte Töne, die trotz Wind und Wetter durchs Fenster drangen, kündeten vom heiligen Zorn der Hirschson. Dann wandten die beiden ihre Aufmerksamkeit gemeinsam dem Brummen des Motors von Herzl Weizmann zu, der im knirschenden Schotter vor der Synagoge hielt.
»Das ist, als ob man einen Film sieht«, sagte Jakir, »ein Ereignis jagt das andere, eine Figur nach der anderen taucht auf dem Bildschirm auf, bis der Mann daherkommt, der den Gang der Handlung verändert.«
»Herzl Weizmann?«, fragte Gittit, und ihre Stimme verriet, was sie von der Möglichkeit hielt, dass der geschäftige Generalsanierer eine so wichtige Rolle haben sollte. Sie behielt recht: Noch ein Wagen kam langsam angerollt, glitt an dem Militärjeep und an Weizmanns Geländefahrzeug vorbei. Ein sauberer dunkler Wagen, mit Vorsicht gesteuert, wie die Fahrzeuge der respektablen Gäste, die von Zeit zu Zeit eintrafen. Der Wagen passierte die Spielplatzanlage und rückte in ihre Richtung vor, fesselte voll und ganz ihre Aufmerksamkeit. Er hielt neben ihrem Wohnwagen, die Tür ging auf, und eine Hand kam zum Vorschein, die einen großen, schwarzen Schirm aufspannte, und als Nächstes stach ihnen ein dunkler Anzug ins Auge, der einen hochgewachsenen, silberhaarigen Mann kleidete. Er ging durch das Tor und schritt den Pfad entlang. Gittit rief: »Papa?«
Otniel gesellte sich zu seinen Kindern, die ihn stumm ansahen. Dann öffnete er die Tür, noch bevor der Mann klopfen konnte, und einen Moment, nachdem die Worte: »Alles in Ordnung, Herr Asis?«, aus dem Mund des Mannes gedrungen waren, hatte Otniel schon begriffen, wer er war und wozu er kam. Es verstrichen ein paar lastende Sekunden, in denen er Erleichterung, Aufregung und Befürchtung empfand, eine Befürchtung, die immer größer wurde, je länger er die Augen des Gastes musterte, während er seine Hand ausstreckte, um die des Gastes zu drücken, und während jener lächelnd den Schirm zusammenklappte – die Befürchtung, dass ganz und gar nicht alles in Ordnung war.
Die Geschichte mit den Münzen hatte sich seit dem Sommer hingezogen. Dovid, Otniels Bekannter und Experte für Antiquitäten, war schon lange nicht mehr zum Hügel gekommen. Otniel hatte ihn am Telefon bedrängt. Schließlich, irgendwann im Herbst, hatte Dovid angerufen und berichtet, dass ein Großteil der Münzen nun aus dem Ausland zurückgekehrt sei. Die Untersuchung dort habe ergeben, dass die meisten Münzen allem Anschein nach aus der Zeit des Aufstands stammten. Es seien schlichte Bronzemünzen, die, wie es schien, keinen besonders hohen Wert hätten. Bezüglich zweier Münzen gebe es noch ein Fragezeichen, weshalb sie noch nicht zurückgegeben worden seien. Möglicherweise seien es Silberschekel aus der Zeit des Bar-Kochba-Aufstands, aber er warte darauf, den vollen Befund zu erhalten.
Otniel fuhr fort, ihm lästig zu fallen, und sein Bekannter, der Münzexperte, vertröstete ihn weiterhin unter diversen Vorwänden – noch eine Untersuchung, Warten auf eine Sendung, einen Experten, der eine Aussage dazu treffen müsse. Otniel wusste nicht mehr aus noch ein vor
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