Auf fremdem Land - Roman
Frustration. Es war schon fast ein halbes Jahr vergangen, seit Debora die Münzen entdeckt hatte. Warum war es so schwierig, eine Antwort zu bekommen? Bis eines Tages, vor knapp zwei Wochen, das Telefon geklingelt hatte und Dovid in der Leitung war.
»Willst du erst die guten oder erst die schlechten Nachrichten?«
»Natürlich erst die schlechten«, erwiderte Otniel beunruhigt.
»Vergiss es, fangen wir mit den guten an. Es gibt eine endgültige Antwort zu den beiden letzten Münzen. Es handelt sich tatsächlich um Silberschekel vom Bar-Kochba-Aufstand. Eine aus dem Jahre zwei, die bis zu zehntausend Dollar wert ist, und die andere – jetzt pass auf – aus dem Jahre vier. Vierzigtausend grüne, Otni, kannst du mir folgen?«
»Und die schlechten?«
Es herrschte sekundenlanges Schweigen, wonach sich Dovid räusperte und sagte: »Ähh … schau mal. Es hat ein kleines Missgeschick gegeben. Ein Versehen. Einer der Anrufe, die ich gemacht habe, war bei meinem Freund, einem Experten für Numismatik, also Münzkunde, und als er mich zurückrufen wollte, hat er aus Versehen bei irgendeinem David angerufen, von der Altertumsbehörde, und ihm eine Nachricht hinterlassen. Und so ist die Behörde deiner Sammlung auf die Spur gekommen.« Hier hielt Dovid inne.
»Was soll das heißen, die Behörden sind meiner Sammlung auf die Spur gekommen? Warum muss mich das interessieren?«
»Klartext gesprochen, das braucht dich nicht zu beunruhigen. Schau, im Prinzip müsste jeder, der Münzen findet, es bei ihnen melden, obwohl sie wissen, dass das kein Mensch macht. Aber wenn es durchsickert oder sie ein Gerücht hören, müssen sie kommen und die Sache überprüfen. Sie sind hauptsächlich an der Dokumentation interessiert – fotografieren, katalogisieren, bestimmen. Solche Sachen. Sie werden dir die Münzen nicht wegnehmen, glaube ich.«
»Glaubst du?«
»Ich habe mit meinen Leuten in der Behörde für Altertümer gesprochen. Wird schon alles gut gehen.« Für Otniel hörte sich das alles andere als beruhigend an.
»Also, was passiert dann jetzt?«
»Du wirst Besuch von der Behörde kriegen. Sie werden Fragen stellen. In der Höhle herumschnüffeln. Lass sie machen, was sie wollen, und ich sorge von hier aus dafür, dass es glattgeht.«
»Ein Glas Tee?«, schlug Otniel dem Mann in dem Anzug vor, der sagte, er sei von der Behörde für Altertümer, dem Ressort zur Verhinderung von Antiquitätenraub.
»Danke.« Der Mann setzte sich auf das Sofa und öffnete seine Dokumentenmappe. Er grub darin, brachte einige Papiere zum Vorschein und reichte sie Otniel.
»Was ist das?«, fragte Otniel.
»Ich muss diese Unterlagen mit Ihnen ausfüllen, in Sachen Münzschatz, den Sie in der Chermesch-Höhle entdeckt haben. Anschließend gehen wir zu der Höhle und schauen es uns an. Wir werden das Team und die Ermittler des Ressorts rufen, klären, ob es dort noch weitere Funde gibt, den Fundort dokumentieren und, falls nötig, den Ort sichern. Danach werden wir eine exakte Untersuchung der Münzen durchführen, die gefunden worden sind.«
»Man hat schon Untersuchungen gemacht. Sie können die Ergebnisse kriegen, von D…«
»Wir führen die Untersuchungen gern selbst durch, im Labor der Spurensicherung«, unterbrach ihn der Mann und lächelte mit geschlossenem Mund.
»Und dann geben Sie mir die Münzen zurück?«
Der Mann legte die Papiere auf den Tisch und blickte dann wieder Otniel an. »Es besteht eine gute Chance«, erwiderte er. »Das hängt von einigen Dingen ab. Wir werden in dieser Angelegenheit ganz bestimmt in Kontakt bleiben. Und jetzt«, er deutete mit einem dünnen Stift auf die Papiere, »lassen Sie uns bitte anfangen, die Formulare auszufüllen.«
Die Identifizierung
Herzl Weizmann war in den letzten Monaten zum Generalbauunternehmer von ganz Ma’aleh Chermesch 3 geworden – ein vielseitig talentierter Allrounder, die Adresse, die es einem ersparte, Schweiß-, Instandhaltungs- und Pflasterarbeiten, den Installateur und die restlichen Handwerker getrennt zu beauftragen, die immer das Gesicht verzogen und die Preise wegen der Fahrt zu dem abgelegenen und ihrer Behauptung nach gefährlichen Hügel hochschraubten.
Der Hügel befand sich in einer Phase des Baubooms, soweit das im Rahmen der Einfrierung möglich war, welche die schwankende Regierung auf Druck der Gojim seit Mitte Kislev, sprich November, erzwungen hatte: Gabi hatte sein Zimmer fertiggestellt, Herzl baute eine Erweiterung für die Caravilla von Chilik
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