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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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Volk angetan habt!«
    Eine Demonstrantin antwortete ihr: »Landdiebe! Verbrecher! Ihr plündert den Etat! Bestehlt Entwicklungsregionen und Arme! Verschwendet die Zeit der Soldaten! Macht uns Schande in der Welt, der Staat hat euch satt, man erträgt euch nicht mehr!«
    Und Neta gab zurück: »Ihr Mondsüchtigen! Ihr interessiert keinen Menschen! Wie viel Selbsthass! Was für ein Rumgeschmuse mit dem arabischen Feind! Ihr habt keinen Gott, ihr habt keine Zukunft! Macht, dass ihr hier wegkommt, ihr werdet nichts erreichen, ihr Idioten!«
    Darauf die andere: »Ich verachte dich, du lebst auf unsere Kosten, von unseren Steuern und unserem Blut, lässt dich von unseren Kindern in der Armee schützen, und du willst dich beschweren? Schau dich doch an, bringst deinen Kindern Gewalttätigkeit und Hass bei! Was ist denn mit: Ganz Israel eine Familie? Was ist mit: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst? Schluss mit Hass, Schluss mit dem Trennzaun!«
    Ausgerechnet in diesem Punkt war Neta ungeteilter Meinung mit ihr. Sie hatte von Otniel und Chilik gehört, dass der geplante Zaun Flächen der Siedlung betreffen sollte, und überhaupt, dieser ganze Zaun, der eine Grenze schuf und der in Wirklichkeit den Prozess zur Gründung eines palästinensischen Staates auf dem Gebiet von Erez-Israel einleitete, war schon vom Prinzip her eine Schande. »Ja, Schluss mit dem Zaun!«, schrie Neta also, und die Linke schrie zurück: »Kein Trennzaun hier durch!«, und auch die Siedlerin brüllte: »Kein Trennzaun hier durch!« Für einen winzigen Moment vereinten sich die beiden wie Enden, die zu einem Kreis zusammenfanden, doch dann brach die Harmonie auseinander, denn ein Soldat trat auf die Demonstrantin zu, und sie schrie: »Wie heißt du, du Scheißkerl, du rührst mich gefälligst nicht an!«
    Neta beobachtete, wie die Demonstrantin sich entfernte, wobei sie, halb zu sich selbst, mit ermattender Stimme weiterbrummelte: »Habt keinen Gott« und: »Geht dahin, wo ihr hergekommen seid.« Dann warf sie einen Blick auf ihre Uhr und hastete nach Hause, zu einer dringlichen Vorschabbat-Mani-und-Pediküre, die sie einer Kundin aus Ma’aleh Chermesch zugesagt hatte.
    Abgesehen von Neta und ihrer Widersacherin war es eine ruhige Demonstration. Die Soldaten, die vom Stützpunkt aus eingetroffen waren, blieben unbeschäftigt. Als sich alles auflöste, folgte Roni der attraktiven Demonstrantin. Er sah, wie sie sich dem Palästinenser näherte, der sie vorher begutachtet hatte. Bastard. Irgendeine Verhandlung lief dort ab. Roni trat näher. Die Frau zahlte dem Palästinenser etwas und nahm einen großen Kanister entgegen. Und noch einer, mit einem »Schluss mit der Besetzung« auf der Brust, zog Scheine heraus und tauschte sie gegen einen großen Kanister ein. Roni rückte noch näher heran. Die Büstenhalterlose blickte ihn an, und er gab den Blick zurück. Sie stieß ein »Schämt euch!« aus und ging. Der Palästinenser sah ihr ein paar Sekunden nach, schaute dann Roni an und zwinkerte ihm zu.
    »Was ist das da?«, fragte Roni, wobei er auf die Kanister des Arabers deutete.
    »Olivenöl, spottbillig«, antwortete der Palästinenser.
    »Wie viel ist spottbillig?«
    »Achtzehn Liter dreihundert Schekel.«
    Roni stellte eine schnelle Berechnung im Kopf an. Etwas über fünfzehn Schekel pro Liter, weniger als vier Dollar. Wirklich billig.
    »Einigen wir uns auf zweihundertfünfzig?«
    Der Palästinenser lächelte. »Nein, dreihundert Schekel. Spottbillig.« Sie blickten einander an, Roni hielt den Blick und hoffte, der andere würde aufgeben. Er erinnerte sich an einen Vortrag in der Businessmanagementschule in New York. Der Dozent sagte, dass jede geschäftliche Verhandlung, egal ob es um Feilschen im Basar oder um eine Fusion riesiger Firmen ging, ein Duell war, in dem der Körpersprache eine entscheidende Bedeutung zukam. Der Araber gab den Blick zurück, gab nicht auf.
    »Wie heißt du?«, fragte Roni mit hochgezogener Braue.
    »Mussa Ibrahim«, sagte der Olivenbauer. Er war ein kräftiger Mann mit weißem Schnurrbart und weißem Haar, das hoch über seiner Stirn ansetzte und sich gegen seine sonnenverbrannte Haut abhob.
    »Klassisch. Sehr erfreut, Roni Kupfer«, sagte Roni und streckte eine Hand aus. Mussa drückte sie. »Du sagst also, es könnte unter Umständen sein, dass ich dich auf zweihundertfünfzig runterbringe?«
    Mussa lächelte. »Hab ich gesagt, dass es Umstände gibt?«
    Roni zog seine Brieftasche heraus, eine Brieftasche, die er

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