Auf fremdem Land - Roman
Tag.«
»Einen schönen Tag, Gavriel Nechuschtan!« Roni brach in Lachen aus, doch als sich die Tür hinter Gabi geschlossen hatte, erlosch sein Lächeln.
»Was für ein irrsinniger Morgen«, hörte Gabi Scha’ulit Rivlin zu Nechama Jisraeli sagen, als er an den beiden Schwangeren vorbeiging und ihnen zunickte, ohne sie direkt anzublicken. Die Morgensonne beschien angenehm seinen Nacken. Er passierte den neuen Wohnwagen, und danach die neue Spielplatzanlage. Welch ein Zaddik war der Herr. Wenn er ihm an einem Tag voll neuer, erfreulicher Anfänge für die Siedlung seinen Bruder schickte, musste ihm dies zum Segen gereichen. Etwas erregte seine Aufmerksamkeit. Ein kleiner Schuh. Er hob ihn von dem Rasenteppich am Spielplatz auf. Nimrod, Größe 23. Er trug ihn zum Kindergarten und setzte seinen Weg fort zu Otniels Hof, wo dieser bereits stand, mit einer Hand die Augen vor der Sonne beschattete und mit der zweiten das Telefon an sein Ohr presste. »Komm, komm, Nechuschtan!«, trieb Otniel ihn an, als er ihn sah. »Die Kisten für Moran müssen hergerichtet werden. Sekunde, ich bin am Telefon.«
Freitag war ein kurzer und schwieriger Tag, um Leute in Regierungsbüros zu erreichen, aber – dem Herrn sei Dank – Otniel hatte die Mobiltelefonnummern einiger wichtiger Personen, worunter die erste der Knessetabgeordnete Uriel Zur war, der gestern bei der Einweihungszeremonie der Spielplatzanlage gesprochen hatte. »Guten Morgen, Uriel, hier ist Otniel … ja … danke … Sag mal, weißt du was von diesem Flächendemarkationsbefehl, den wir gestern bekommen haben? Hauptmann Omer … Berkovitsch, nein, Levkovitsch … ja, nach der Zeremonie … gut, danke, danke. Aber vor dem Schabbat? Danke, danke dir.«
Er telefonierte noch lange weiter an diesem Morgen, während Gavriel neben ihm die Gemüsekisten und Milchprodukte für Moran, den Vertriebslieferanten, fertig machte. Was den Wohnwagen anging, hatte sich herausgestellt, wie Nathan Eliav, der Sekretär von Ma’aleh Chermesch, erklärte, der selbst Anrufe beim Gemeinderatsvorsitzenden Dov, beim Zentralkommando und irgendwelchen weiteren Funktionären getätigt hatte, dass ein Irrtum unterlaufen war. Er war für einen anderen Stützpunkt bestimmt gewesen, für Giv’at Jeschua, eine Erweiterung von Jeschua jenseits des Wadis, doch der Lastwagenfahrer hatte sich verfahren, mit niemandem geredet, den Wohnwagen an der erstbesten Stelle abgeladen, die ihm frei schien, und den Stützpunkt schleunigst verlassen.
Mit dem Abtransport des Wohnwagens aus der Siedlung konnte es jedoch noch eine Weile dauern. Gestern, berichtete Nathan, habe es eine Verladegenehmigung zur Überführung für diese Fracht gegeben, aber keine zum Aufbau und zur Herstellung der Versorgungsanschlüsse. Inzwischen sei zwar anscheinend eine Aufbaugenehmigung mit Hilfe »eines der Unseren« im Bau- und Wohnraumbeschaffungsministerium erreicht worden, doch der Sicherheitsminister habe sich persönlich eingemischt und sei nicht bereit, eine weitere Überführungsgenehmigung auszustellen – offenbar hat da jemand mit ihm gesprochen, ihm etwas hinterbracht, wer weiß, vielleicht gibt es einen Informanten vom Geheimdienst bei euch, äußerte Nathan Eliav abschließend dazu, und Otniel dachte, vielleicht hat er recht, überraschen würde es ihn nicht, aber wer? Vielleicht dieser Kerl, Gavriels Bruder? Er warf einen Blick auf Gavriel, der neben ihm arbeitete, erwog, etwas zu sagen, doch dann schwieg er. Woher sollte man das wissen. Jedenfalls, fuhr Nathan mit seinem Bericht fort, der Sicherheitsminister genehmige keine Verladung, so dass im Prinzip durch die siedlungsfeindliche Einmischung desselbigen der neue Wohnwagen auf einige Zeit im Stützpunkt verbleiben und es sich daher vielleicht lohnen würde, in die Warteliste zu schauen und einer neuen Familie anzubieten, ihn zu besiedeln.
Otniel wusste genau, in welcher Schublade zu Hause sich die Warteliste befand – seine Frau Rachel stand an der Spitze des Eingliederungskomitees der Siedlung, zusammen mit Chilik Jisraeli. Er beschloss, ein paar Tage zu warten, und wenn der Sicherheitsminister auf seiner Meinung, keine Verladegenehmigung zu erteilen, bestehen sollte, dann würden sie eine Familie einquartieren. Er ging, um Gavriel mit den Kisten zu helfen.
Der Knessetabgeordnete Zur rief ihn schließlich zurück. »Der Befehl hängt mit dem Trennzaun zusammen«, sagte er.
»Was?!« Otniel war verblüfft. Zwar trieben sich im Gelände alle möglichen
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