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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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einmal im Schnee in New York gefunden hatte, und öffnete sie. » Wallah , mein Bruder, schau her, meinen letzten Schekel gebe ich für dein Öl aus.« Er kam auf haargenau 292 Schekel, in Scheinen und Münzen, und zuckte entschuldigend die Achseln. Mussa nahm verärgert die ganze Handvoll entgegen, und Roni lud den Kanister auf seine Schulter und drehte sich um.
    Der Schabbat
    Der Schabbat senkte sich über den Hügel wie eine Haube auf das Haar, angenehm und weich.
    Die Soldaten begaben sich zur Ruhe. Die Linken zogen ab. Der Kleintransporter von Moran, dem Vertriebslieferanten, war schon nach Westen abgefahren, ausgerüstet mit Kisten voller Spargel, Pilze, Cherrytomaten und Rucola sowie mit Ziegenjoghurt und -käse – alles trug den Stempel »Hof Gittit«, der Name der ältesten Tochter des Hauses Asis, und Morans Adresse in der Scharongegend. Gabi legte mit dem schmächtigen Jakir eine große Transparentbahn zusammen, auf der stand: »Schluss mit der Stützpunkterweiterung unter dem Schutz der Regierung«. Sie wollten damit Otniels Felder einzäunen, vor denen sich bereits Planen spannten mit »Schluss mit der Besetzung« und »Zwei Staaten für zwei Völker«; es war wie eine Antwort auf die große Plane mit dem Spruch »Na-Nach-Nachma-Nachman-aus-Uman«, die den Arabern von Charmisch bei der Olivenernte diente.
    Der Schabbat senkte sich über den Hügel wie ein Schleier auf die Schultern einer Braut, leise und luftig.
    Roni befand sich auf dem Weg zum Wohnwagen seines Bruders, der Achtzehnliterkanister Olivenöl schnitt auf seiner Schulter ein. Geruch nach Essen hing in der Luft. Das Rascheln von Wochenendbeilagen war zu hören. Ein kleines Mädchen, das in einer Hängematte im Hof in süßen Schlummer gesunken war. Die Hunde Kondolisa und Beilin kauten an Knochen. Ein staubiges Familienfahrzeug, beladen mit Taschen und Kindern, entlud eine Gastfamilie, die von irgendwoher gekommen war, um den Schabbat auf dem Hügel zu verbringen.
    Letzte profane Handlungen in Gabis Wohnwagen: Das Mobiltelefon wurde ausgeschaltet, Schalter wurden hinauf oder hinunter gestellt, Toilettenpapier wurde in gleichmäßige Stücke für die nächsten fünfundzwanzig Stunden gerissen. Der Schabbat senkte sich herab wie ein ausgefallener Generator. Der Generator fiel aus und erwachte wenige Minuten vor Schabbateintritt wieder zum Leben. Die Sirene zum Beginn des Schabbats von entfernten städtischen Vierteln war kaum zu hören.
    Der Schabbat senkte sich herab wie die untergehende Sonne, begleitet von stillen Winden.
    »Was ist das?«
    »Achtzehn Liter für zweihundertneunzig Schekel, ein super Deal«, sagte Roni. »Geht auf mich, Bruder, kannst du benutzen, so viel du brauchst. Das reicht für Monate.«
    »Ich hab gedacht, du hast kein Geld. Auf einmal gibst du dreihundert für Öl aus?«
    Roni zog eine Zigarette aus seiner blauen Packung. »Das hatte ich genau noch.«
    Gabi sah ihn mit ungläubigem Staunen an. »Du hast deine letzten dreihundert Schekel für Olivenöl ausgegeben?! Und was machst du jetzt?«
    Roni bückte sich und zog aus seiner Socke einen violetten Schein. »Nicht die letzten, siehst du, ich hab noch fünfzig. Und noch ein paar Dollar. Ich werde vorläufig eine kleine Unterstützung brauchen.«
    »Aber ich verstehe nicht. Wie soll ich dir denn was geben? Was ich verdiene, reicht mir für den Wohnwagen und fürs Essen. Und warum Öl von Arabern? Wir haben hier hervorragendes Olivenöl, einheimische jüdische Arbeit. Fehlt es an Olivenöl von Juden? Ich hab eins in der Küche.«
    Roni ging in die Küche. Er öffnete einige Schränke, bis er es fand. Das Preisschild klebte noch auf der Flasche. Er überschlug es im Kopf, und seine Augen weiteten sich. »Mensch! Das ist fast das Zweifache!«
    Gabi fuhr fort. »Und auch noch vor dem Schabbat? Du tauchst aus dem Nichts auf, ohne Ankündigung, erzählst nicht, was los ist, sagst, dass du bleibst. Willkommen, hab ich zu dir gesagt, aber jetzt möchtest du plötzlich auch noch Geld … Hast du nicht Millionen gemacht in Amerika? Was ist damit passiert?«
    Roni rauchte ruhig und starrte hinaus auf die Olivenhaine von Charmisch. Sein Gehirn fuhr fort, Berechnungen anzustellen.
    »Und ich würde es vorziehen, dass du nicht im Haus rauchst. Erst recht nicht am Schabbat.« Gabi ging in den anderen Raum und holte die feierlichen weißen Kleider aus dem Schrank.
    Roni drückte die Zigarette aus und rief ihm nach: »Da, ich hab sie ausgemacht.«
    »Warum bist du

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