Auf fremdem Land - Roman
geblähten Nasenflügeln. »Dann dürft ihr euch nachher nicht wundern.«
»Drohen Sie mir nicht, und den möchte ich sehen, der es wagt.«
»Gut, gut, kommt, beruhigen wir uns. In Ordnung, Omer. Danke, dass Sie gekommen sind. Noch Kaffee?«, versuchte Chilik zu beruhigen. Otniel sprühte immer noch Funken.
»Nein danke«, sagte Omer und erhob sich, um zu gehen.
Er kehrte einen Moment später zurück. Ein Reifenplatten.
»Ach, tja, mein Lieber, ihr hättet doch besser aufpassen sollen in Madschdal Tur«, meinte Otniel. »Es gibt dort eine Menge Ninjas.« Omer lachte nicht. Im Hintergrund war das Trappeln der Hufe von Killer zu hören. Das Rad wurde gewechselt, und der Jeep fuhr davon. Im weiteren Verlauf des Abends wurden die Windschutzscheiben von zwei Autos in Madschdal Tur zerschmettert und der Reifen an einem in Brand gesetzt. Hauptmann Omers Patrouille wurde gerufen, und er betrachtete resigniert den Schaden und erstattete dem Hauptquartier über Funk Bericht.
Das Zimmer
Als Gabi-Gavriel Kupfer-Nechuschtan nach Ma’aleh Chermesch 3 gelangte und jedem, der daran interessiert war, seine Hilfe anbot, beschäftigte ihn Otniel Asis als Viehhirte. Alles, was Gabi anzubieten hatte, waren seine beiden Hände, die gute rein jüdische Handarbeit, genau das, woran Otniel glaubte und für seinen sich entwickelnden Landwirtschaftsbetrieb suchte. Gabi pflegte die Ziegen zum Grenzgebiet zu treiben, mit ihnen auf der Spitze des Hügels unter einem Baum oder neben einer Quelle zu sitzen und sie Stunden später, satt und zufrieden, in den Stall zurückzubringen. Er erfreute sich daran, religiöse Bücher zu lesen, die Schriften Rabbi Nachmans, zu beten und mit dem Herrn der Welt Gespräche zu führen. Im Lauf der Zeit jedoch wurde ihm langweilig. Wie lange kann man, auch in der schönsten Landschaft, allein mit seinen Gedanken sein? Ein Viehhirte ist wie ein Mönch: isoliert in Einsamkeit, hört nur den Wind, das Meckern der Ziegenherde und das Gebimmel ihrer Glöckchen, sieht nur Hügel. An irgendeinem Punkt gelangte er zu dem Schluss, dass er die Arbeitsstunden lieber mit richtiger Arbeit verbringen wollte, die Hände ermüden, den Körper einsetzen, mit Menschen reden. Und, was die Hauptsache war, seine verwundete Seele, die heftige Sehnsucht und seine schuldbeladenen Gedanken an Miki, seinen kleinen Sohn, ein wenig zur Ruhe kommen lassen wollte.
Mit Otniels Einverständnis wurde er vom Viehhirten zum Landarbeiter, wechselte zu den Anbaufeldern des Hofes Asis, die zunehmend größer wurden und die meisten in der Siedlung mit Arbeit versorgten – säen, jäten, ernten, aufladen und verpacken. Er hatte Erfahrung im Anbau von Feldfrüchten. Im Kibbuz hatte er einige Zeit bei den Tomaten gearbeitet, die er schrecklich hasste, und bei den Bananen, die er mochte, und daher war er sich nicht ganz schlüssig und hatte eine lange Unterredung mit Otniel über seine berufliche Ausrichtung.
»Hirten sind leichtfüßig, viel spontaner und unbeschwerter«, meinte Otniel, und Gabi stimmte ihm zu. Ein Hirte war nicht an einen Ort gebunden, er verließ einen sicheren, vertrauten Ort für das erhabene Ziel der Hingabe an die Schöpfung und das spirituelle Leben. Er sah die Welt und erweiterte seinen Horizont, wogegen ein Bauer verhaftet war, seinem Land und seinen anderen Besitztümern untertan. Gabi gestand, dass er in diesem Stadium seines Lebens offenbar das Bedürfnis nach einem sicheren Halt hatte. »Der Landarbeiter hat eine solide, beständige Basis«, Otniel konnte ihn gut verstehen. »Und er erzeugt auch etwas – steckt Samen in die Erde und gewinnt Frucht daraus. Er sitzt nicht nur im Schatten und lässt die Herde die Arbeit tun. Unser Volk lebt seit Anbeginn seiner Tage von diesen beiden Gegensätzen. Kain und Abel, Abraham und Isaak. Sogar Rabbi Eliezer war am Anfang seines Weges ein Landarbeiter, während Rabbi Akiva Viehhirte war. Nur Otniel Asis – ist beides!«
»Es ist vor allem langweilig, die ganze Zeit auf der Weide zu sitzen«, sagte Gabi, und Otniel lachte schallend und klopfte ihm auf die Schulter. Er versicherte ihm auch, dass die Arbeit mit den Cherrytomaten vollkommen anders als die mit normalen Tomaten sein würde.
Seinen Platz hatte Gavriel bei seinen zahlreichen Klausurgängen in den ersten Tagen am Hügel gefunden – eine Steinplattform auf dem Felsen, der zu dem Wadi Nachal Chermesch hin abfiel und über der Wüste thronte. Eines Nachts nahm er eine Decke mit und legte sich dort unter den Sternen
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