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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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war, auf die Toilettenschüssel an der Hinterseite der Hütte, und dann, am Ende eines kleinen Pfads, blieben sie auf einmal stehen. »Ich bin ja viel in den besetzten Gebieten unterwegs«, sagte der erste Lange, »aber so was habe ich noch nie gesehen. Was hat das mit dieser Badewanne hier auf sich?« Er trat zu der Badewanne, die im Gestein neben dem Felszahn eingebettet war.
    Gabi, der in dem Moment alarmiert worden war, als die beiden anfingen, auf seinem Bauplatz herumzuschnüffeln, sagte: »Sie sind eingeladen, sie zu benutzen. Sie werden im ganzen Leben kein Bad an einem schöneren Ort nehmen.«
    »Da bin ich mir sicher«, grinste der Verwaltungsmensch.
    »Aber was ist das überhaupt?«, fragte der zweite Inspektor, und sein Kinn deutete zu dem entstehenden Bauwerk hin.
    »Das ist das Besucherzentrum des Naturschutzgebiets Nachal Chermesch«, erwiderte Otniel, der natürlich nicht fehlte, und zwinkerte Gabi zu, der lächelte. Es herrschte eine angenehme Atmosphäre. Das bescheidene, hübsche Zimmer am Rande des Felsens erstrahlte im Sonnenlicht. Zur allseits großen Überraschung stellten die Inspektoren keinen Rapport aus, die Arbeit an dem Zimmer einzustellen. Sie sagten, sie würden die Sache prüfen, und zogen von dannen.
    Bisweilen trafen weiterhin Gäste ein, normalerweise begleitet vom Kommandeur des Sektors, Hauptmann Omer Levkovitsch, manchmal vom Regiments- oder Brigadekommandeur und ein- oder zweimal sogar vom Generalmajor, dem Befehlshaber des Zentralkommandos höchstpersönlich: Administrationsbeamte, Leute der Siedlungssektion, des Sicherheitsministeriums, Parlamentsmitglieder von links wie von rechts und natürlich Personen aus der Leitungsmannschaft der Sperranlagenverwaltung, mit Notizbüchern bewaffnete Bauunternehmer, Vermesser mit ihren sämtlichen Instrumenten und Geräten. Ein stetig tröpfelnder, langsamer Strom von Fachleuten und Sachverständigen, über Wochen hinweg.
    Der große Schabbat vor Pessach verstrich, und die Verhandlung am Obersten Gerichtshof näherte sich. Das Gesäuerte ward verbrannt, es endete die Sedernacht, in der man auf dem Hügel den Auszug aus Ägypten feierte, die Wanderungen und die Zufälligkeit der Niederlassung der Juden, die auf Generationen das Bewusstsein von Exil und Sehnsucht schürten. Die Verhandlung am Obersten Gerichtshof begann, und es endete die Verhandlung, und die Petition der Kommune wurde abgelehnt. Der Flächendemarkationsbefehl würde zu einem Zeitpunkt in die Tat umgesetzt werden, den das Sicherheitsministerium für richtig befände.
    »Jetzt«, sagte Otniel auf der Sitzung des Eingliederungskomitees, »müssen wir bloß die Daumen drücken und zum Herrn beten, dass der Zeitpunkt in den nächsten zwei Jahren nicht gefunden wird – dass es zu heiß oder zu kalt ist, schneit, regnet, politisch heikel, Misstrauensvotum in der Knesset, Sturz der Regierung, Gnadentage einer neuen Regierung, wirtschaftliche Krise – bis der Befehl seine Gültigkeit verliert.«
    Der Kommandeur des Sektors, Omer Levkovitsch, traf ein und erzählte Otniel, dass er Madschdal Tur einen Besuch abgestattet habe. Der Muchtar, der Dorfvorsteher, habe ihm versichert, dass es sich bei den Steinewerfern lediglich um ein paar Kinder handelte und er persönlich für Ruhe sorgen würde. Otniel protestierte: »Immer sind es bloß Kinder, und immer will der Scheich für Ruhe sorgen. Und dann noch ein Stein und noch ein Brandsatz, und eines Tages wird es, der Herr bewahre, mit mehr als einer zersplitterten Windschutzscheibe enden. Und was sagen Sie dann?« Sein Nachbar Chilik, Opfer des Angriffs, der den Jeep des Kommandeurs vor dem Haus seines Nachbarn entdeckt hatte und eingetreten war, nickte und streichelte seinen Schnurrbart.
    Omer kannte Otniel genau. Seine grüngrauen Augen blieben kühl gegenüber dem glühenden Blick des Siedlers. »Für uns alle ist es vorteilhafter, der Muchtar weiß Bescheid und verspricht Ruhe und gute Beziehungen, statt eine Ausgangssperre zu verhängen und eine Truppe zu beordern, um die Ausgangssperre zu überwachen, auf die sie sowieso von den Dächern Steine werfen würden und die sich dann mit Blödsinn beschäftigen müssten.«
    »Dann haut mit Gewalt rein, damit es keinen Blödsinn gibt. Es ist unerträglich, dass sie Steine auf Autos werfen.«
    »Wenn das für Sie unerträglich ist, müssen Sie es nicht ertragen. So lautet meine Entscheidung, und sie ist endgültig. Nicht mit Gewalt und auch mit sonst nichts.«
    »Gut«, versetzte Otniel mit

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