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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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neben seinem Haus, stieg aus und nahm eine peinlich genaue Untersuchung des Mitsubishis vor. Seine Frau Nechama kam beunruhigt heraus, als sie vom Fenster aus sah, was er machte, mit den beiden Kleinkindern im Schlepptau. »Was ist passiert?«, rief sie alarmiert.
    »Sie haben die Windschutzscheibe demoliert, die Hunde.«
    »Hundesöhne. Wo? Bist du verletzt?« Sie musterte ihren Mann besorgt: Die Kipa saß auf dem Kopf, das Haar war gescheitelt; die dünnrandige Brille war an ihrem Platz und der Bürstenschnurrbart ordentlich; das karierte Hemd, die dunklen Hosen und die Roots-Sandalen waren nicht befleckt. Abgesehen von dem feinen Schweißfilm auf der Stirn und dem Schrecken in seinen Augen wirkte Chilik heil und gesund.
    Einer nach dem anderen liefen die Nachbarn zusammen.
    » Ja habibi , mein Lieber, mein Lieber«, sagte Otniel und streichelte die Desert Eagle, die in seiner Hose hinten steckte, »der Terror erhebt wieder sein Haupt.«
    »Man muss dieses Haupt köpfen«, äußerte Josh und hob den Blick zu dem jungen Jehu, der auf seinem Pferd zum Dorf Charmisch hinüberblickte.
    »Waren das unsere guten Freunde von Charmisch? Wir können ihnen einen Höflichkeitsbesuch abstatten«, schlug Otniel vor.
    »Nein, es war unten, vor der Abzweigung. Madschdal Tur.«
    »Die Satanssöhne, getilgt sei ihr Name«, sagte Otniel.
    Jehu schüttelte langsam den Kopf, auf dem eine ausladende Kipa saß, was seine dicken, wild wuchernden Schläfenlocken zu beiden Seiten schaukeln ließ.
    Der Soldat Joni traf ein, anschließend kamen auch Roni und Gabi dazu und danach Rachel Asis und ihre Tochter Gittit mit dem Wagen vom Lebensmittelladen in Ma’aleh Chermesch.
    »Was ist passiert?«, fragt Joni.
    »Terroristen. Sie haben wieder Steine geworfen«, antwortete Nechama. »Dem Herrn sei gedankt, dass es Sicherheitsglas gibt, ich will mir nicht ausdenken, was sonst passiert wäre.«
    »Der Herr bewahre uns«, sagte Rachel und streichelte ihren Hals.
    »Ihr geht jetzt in ihr Dorf runter, verhängt eine Ausgangssperre und kämmt Haus für Haus durch«, befahl Otniel Joni, »sonst meinen die, sie dürfen machen, was sie wollen.« Joni murmelte, er würde mit Omer reden. Ein paar Minuten später begann sich die Versammlung langsam zu zerstreuen, allerdings nicht ehe Nechama und Rachel die Angst zu verdrängen versucht hatten, indem sie das Rezept eines scharfen Fischgerichts mit Kartoffeln und Tomatensoße austauschten.
    Joni rief Omer an, um ihm den Zwischenfall zu melden. Omer sagte, er würde eine Patrouille nach Madschdal Tur schicken, um Präsenz zu zeigen, und auf den Hügel kommen. »Inzwischen sagst du Otniel und seinen Kameraden, sie sollen keinen Unfug anstellen. Es gibt eine Armee, wir werden uns drum kümmern.«
    »Geht klar«, erwiderte Joni und schaute sich um, ob er Otniel noch in der Gegend sah. Außer ihm war jedoch nur noch Gittit Asis übrig geblieben, die zum Auto zurückgegangen war, um die Einkaufstüten zu holen. »Brauchst du Hilfe?«, fragte er das hochgewachsene, schlanke Mädchen mit dem glatten Haar und trat näher. »Ich muss deinem Vater was sagen, lass mich das tragen.«
    »Gut«, antwortete sie scheu. Er arrangierte den Schultergurt der Waffe, nahm alle Tüten an sich und lächelte sie an. » Jalla , gehn wir?« Sie lächelte zurück, errötend, und ging leichtfüßig an seiner Seite.
    Es fiel kein weiteres Wort zwischen ihnen auf dem kurzen Weg zum Haus. Vielleicht waren sie schüchtern, fürchteten sich, oder es fiel ihnen nichts ein, was sie sagen könnten. Doch dieser gemeinsame Gang, dem niemand außer ihnen beiden Beachtung schenkte, hatte einen frühlingshaften Duft, und von da an stand etwas anderes zwischen ihnen, sie waren aufeinander aufmerksam geworden.
    Seit Hauptmann Omer Levkovitsch, im Monat Schvat, sprich Februar, den Flächendemarkationsbefehl Otniels Händen übergeben hatte, war in Ma’aleh Chermesch 3 erhöhte Aktivität zu beobachten, wenngleich sie keinen tatsächlichen oder zumindest sofortigen Einfluss auf das Leben in der Siedlung hatte. Mit Hilfe von Rechtsanwälten der Kommunalverwaltung und Nathan Eliav, dem Gemeindesekretär von Ma’aleh Chermesch, wurde eine Eingabe gegen den Befehl beim Sicherheitsminister eingereicht. Infolgedessen wurde das Inkrafttreten des Befehls von den ursprünglichen acht Tagen auf unbestimmte Zeit verschoben, und im Stützpunkt traf ein Team der »Blauen Linie« der Zivilverwaltung ein, das dafür zuständig war, die Art der Bodenrechte in diesem

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