Auf fremdem Land - Roman
Gebiet zu bestimmen – ob es sich um Staatsgrund handelte, der durch ein Kolonisierungsorgan zu Siedlungszwecken zugeteilt worden war (oder nicht zugeteilter Staatsgrund), Dispositionsland der staatlichen Grundstücksverwaltung (mit Prüfung der Eigentümerschaft), ob es privater Boden war, von Israelis erworben (falls ja, ob in der Grundstücksverwaltung Israels bestätigt), oder privater palästinensischer Grundbesitz. Otniel, Chilik und Nathan begleiteten die Gutachter, zwei Frauen in Anzügen und einen jungen Mann, und versuchten, der ehrenwerten Delegation auf allen erdenklichen Wegen zu erklären, dass sich der Grund, auf dem Ma’aleh Chermesch 3 saß, im Zuständigkeitsbereich von Ma’aleh Chermesch befände, trotz der Luftlinienentfernung von den Häusern dort. In den folgenden Tagen hörte Nathan Eliav von einem Kontaktmann, der im Team der »Blauen Linie« saß, dass die Ergebnisse nicht eindeutig waren. Es hatte sich herausgestellt, was bereits bekannt gewesen war, dass die Siedlung auf einem Land lag, das uneindeutigen Status besaß: ein Teil – im Eingangsbereich der Siedlung – war tatsächlich Staatsgrund, der im Zuständigkeitsgebiet von Ma’aleh Chermesch beinhaltet war; ein anderer Teil, im Bereich der Spielplatzanlage sowie das Zentrum des Hügels, wo die meisten Wohnwagen aufgestellt waren, war Dispositionsland der staatlichen Grundstücksverwaltung; der südliche Abhang, wo sich einige von Otniels Anbauflächen befanden, war der landwirtschaftliche Privatbesitz eines Palästinensers, der in Beirut seinen Wohnsitz hatte; und das Areal entlang der Felskante, das zum Wadi Nachal Chermesch hin abfiel, war generell als Naturschutzgebiet ausgewiesen, was hieß, zwar im Besitz des Staates Israel, jedoch nicht für Besiedlung und Bebauung zugelassen.
Wie zu erwarten, wurde die Eingabe beim Sicherheitsminister zurückgewiesen. Daraufhin reichten die Anwälte der Kommunalverwaltung eine Petition beim Obersten Gerichtshof ein. Die Hoffnung war, dass eine Weile verstreichen würde, bis man sich dort damit befasste, was ermöglichen würde, dass inzwischen weitere Familien kämen, dass Otniel seine landwirtschaftlichen Anbauflächen ausdehnen und die Siedlungsbewohner ihre Wohnwägen mit Steinen verkleiden könnten – eines Tages trafen Lastwagen ein, hochbeladen mit Steinen, Sandsäcken, Zement und Kies, und luden die Fracht ab, eine Freundlichkeit der Kommunalverwaltung, und fast alle Bewohner begannen eifrig mit der Außenverkleidung (»Die Verkleidung trägt zur Ästhetik bei, zur harmonischen Einfügung in die natürliche Umgebung, zur thermischen Isolierung und Sicherheit vor einer – der Herr bewahre – verirrten Kugel«, wie in einer Broschüre geschrieben stand). Man errichtete Lattengestelle, mischte Zement in einer einzigen Betonmischmaschine auf Rädern, die von Ort zu Ort rollte, oder per Hand in Blechwannen. Außer dem neuen Wohnwagen, dem der Armee und dem Wohnwagen Otniels, der bereits seit langem eine Außenverkleidung besaß, blieb auf dem Hügel kein Wohnwagen ohne Überzug. Die Bewohner hatten sogar angeboten, auch den Armeecaravan zu verschalen, doch Hauptmann Omer hatte mit der Begründung abgelehnt, dass dies als festes Bauwerk ausgelegt werden und sich die Armee nicht dem Verdacht einer festen Bebauung in ihrem Verantwortungsgebiet der Division Jehuda und Schomron ohne die entsprechenden Genehmigungen aussetzen könne, ganz sicher nicht zu einer Zeit, wo man auf die Entscheidung des Gerichtshofs wartete. Die Wände der Wohnwagen mutierten zu geologischen Schichten, die vom Verstreichen der Zeit erzählten: Gips, Isolierschaum, dünnes Aluminium, Zement, Jerusalemer Stein.
Eines Tages, als die Sonne hell und stark zwischen ein paar Wolken hindurchstach, trafen Inspektoren der Aufsichtsabteilung der Zivilverwaltung auf dem Hügel ein. Sie sahen wie zwei Brüder aus: dünn, lang, mit spitzen Nasen. Auf dem Schädel des einen ruhte eine Häkelkipa. Sie liefen etliche Zeit im Stützpunkt herum und hielten sich besonders in der nordöstlichen Ecke auf, die sich bei dem Besuch des Teams der »Blauen Linie« als Teil des Naturschutzgebiets Nachal Chermesch herausgestellt hatte, wo der Rohbau der auf dem Hügel allgemein »Gabis Zimmer« genannten Holzhütte stand, der in bewundernswertem Tempo voranschritt und bereits ein halbes geschrägtes Holzdach entfaltete. Die beiden Besucher umrundeten sie, warfen einen Blick auf die Spüle, die außerhalb der Eingangstür installiert worden
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