Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf Inseln (German Edition)

Auf Inseln (German Edition)

Titel: Auf Inseln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel von Treppen
Vom Netzwerk:
anbeteten. Unsere Randlage schützte uns vor eindringender Göttlichkeit. Welten wie die unsere fand man zuletzt. Dort lag also die Zukunft und hier gab es keine Zukunft, aber das stimmte so nicht. Der Fortschritt hatte unsere Welt infiziert, sodass die Alten sich in unserer Welt nicht zurechtfanden, sie verstanden sie nicht mehr. Das, was ich von der Welt verstand, war ein ungenaues Bild von Vergangenem. „Fortschritt ist, wenn die Alten die Welt nicht mehr verstehen“, posaunte ich aus, erheitert wegen der gelungenen Definition. Katharina wollte Obszönitäten von sich geben, schien aber dann die Aussage zu begreifen, war froh, nicht alt zu sein und dachte an Momente in ihrem kurzen Leben, die sich eine Ewigkeit ausgedehnt hatten. In ihrer Hosentasche knetete sie das Zeug, das Zeitdilitationen ermöglichte, ohne dabei interstellare Raumfahrt zu bemühen. Wir alle hatten im Hinterkopf, dass sie so etwas in der Tasche hatte, so etwas wie der Stich einer Avignonwespe, der einem den Boden unter den Füßen wegnimmt, der die Welt in eine Halluzination überführt, um den ganzen Spuk dann mit einem heftigen Fieber anzutreiben. Das Zeug musste irgendwo schon milder sein und zu guter Letzt verursachte es kein Fieber. Auch Paul wollte von dem süßen Wahnsinn kosten, was mir zu denken gab. Sollte dies für ihn ein Vorgeschmack von dem werden, was ihn bei den Aborigines erwartete? Für mich war die Sache mit den Aborigines nicht weniger verführerisch, da neben dem Lohn und den Pluspunkten in der eigenen Akte Urlaub in New Havanna winkte. „Sind wohl mehr fünf Minuten als drei“, meinte ich zu Katharina, die sich gefallen ließ, dass Peters linke Hand auf ihrem Hintern verweilte. Neidisch schaute ich auf das Bild. Schließlich schloss ich die Tür auf, danach war eine Minute Treppen steigen angesagt, bis wir zu meiner Mansarde gelangten. Fast schon eine Wohnung, mit abgetrenntem Bad, alles in allem über zwanzig Quadratmeter groß. Üppige Raumverhältnisse sozusagen. Ohne mich zu fragen, ließen sich Peter und Katharina auf meinem Bett nieder. Ich organisierte Weißwein, aus dem Schrank vier Gläser und dachte damit meine Schuldigkeit getan zu haben. Katharina kramte aus ihrer Hosentasche ein braunes Etwas, das entfernt nach einem Brühwürfel aussah. „Was ist das, Katharina?“ - „Haschisch“ Das Wort hatte in unserem Neu-Englisch überlebt. „Und nun Geld auf den Tisch!“ Bei dem Begriff Geld wurde Paul etwas ängstlich. „Wie viel Geld, liebe Katharina?“, fragte er nervös. „Na sagen wir mal jeder fünf Dollar.“ Fünf Dollar war für Paul ein kleines Vermögen. Für fünf Dollar bekam man ein Schweineschnitzel mit Pilzsauce samt Beilage nebst einem Bier. „Die habe ich nicht!“ zeterte Paul, die Hoffnung der Physik auf unserem Planeten. Peter und ich guckten uns an. Warum mussten Frauen auch so raffgierig sein? Ich versuchte mich an meine Mutter zu erinnern, die mir anders vorgekommen war. Raffgierig war sie nicht, sie hatte mir die Kunst der Scheinheiligkeit gelehrt. Ich tat einen Fünfdollarschein und zusätzlich eine Dollarmünze dazu, eine, die auf der Rückseite ein Schwein zeigte, als Symbol für Wohlstand. Wir schauten Paul auffordernd an, der sich schließlich durchrang, einen Zweidollarschein rauszurücken. Katharina schaute auf das Geld und schien zufrieden. „Für zwei Dollar bekomme ich fünf Bier.“ Ich hatte von den Schwarzmarktpreisen für Cannabis, um das musste es sich handeln, keine Ahnung. Ich goss Paul zur Besänftigung ein Glas Wein ein, nachdem ich eine Weile mit dem Drehverschluss der Flasche gekämpft hatte. „Werden wir die Welt besser verstehen, nachdem wir von Deinem Kraut geraucht haben, Katharina?“ - „Was heißt Welt verstehen?“ Sie lächelte mich bei der Frage an. Wenn Frauen Geld im Sack haben, lächeln sie besonders gerne, dabei ist das Lächeln von ihnen angeboren. „Jungs, mir ist heiß hier“, sagte sie mit einem gewissen Grad an Selbsterkenntnis und zog ihren Pullover über den Kopf. Sie trug, vorschriftsmäßig, einen weißen BH. Wir waren perplex. Die braune Substanz schien eine befreiende Wirkung zu entfalten, ohne bisher mit unseren Gehirnen in Kontakt getreten zu sein. Aber vielleicht war es auch nur das Geld, das zu solch faszinierender Freizügigkeit führte. „Paul würde sich das weibliche Wesen aufgrund der objektiven Temperaturen in dieser Mansarde wohler fühlen, sozusagen befreiter, würde sie sich ihres BH entledigen?“ -“Objektiv

Weitere Kostenlose Bücher