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Auf keinen Fall Liebe

Auf keinen Fall Liebe

Titel: Auf keinen Fall Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Schuster
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schossen ihr die Tränen in die Augen.
    Es war weniger der Schmerz der Schnittwunde, sondern mehr der Schmerz über die Situation, in der sie sich befand, der jetzt aus ihr herausbrach. Unaufhaltsam rannen ihr die Tränen über die Wangen.
    »Tut es sehr weh?«, fragte Emily besorgt und lief zur Tür. »Ich gehe Dad holen.«
    Sie rannte über den Flur und betrat das Arbeitszimmer, wo Lucian an seinem Schreibtisch saß und noch ein bisschen Papierkram erledigte, da heute keine Hausbesuche anstanden.
    »Dad, Faith hat sich in den Finger geschnitten, es blutet und sie weint.«
    »Was?«
    Lucian sprang auf und eilte in die Küche. »Zeig her«, sagte er und nahm Faiths Hand, untersuchte vorsichtig die Wunde.
    »Es ist nicht schlimm, nur ein kleiner Schnitt«, sagte sie und wischte sich rasch die Tränen aus dem Gesicht.
    »Ja ich sehe es. Komm mit, ich mache dir ein Pflaster drauf.«
    »Brauchst du nicht«, wehrte sie ab, »Das geht auch so.«
    Er schnaufte und ging ins Labor hinüber, kam Sekunden danach mit einem Streifen Leukoplast zurück, und verarztete ungeachtet ihres Widerspruchs den Schnitt.
    »So ist es doch besser, wir wollen schließlich nicht dein Blut in unserem Salat haben«, scherzte er, und Faith verzog das Gesicht zu einem schiefen Lächeln.
    Wenig später saßen sie am Tisch. Lucian und Emily plauderten entspannt miteinander und alberten herum, Faith hingegen schob wortkarg das Essen auf ihrem Teller hin und her.
    »Du isst ja gar nicht«, bemerkte Lucian nach einer Weile, und sofort stiegen ihr wieder die Tränen in die Augen.
    Rasch stand sie auf, stellte ihren Teller auf die Spüle und ging zur Tür.
    »Ich fühle mich nicht gut, ich lege mich hin«, murmelte sie, ohne Lucian anzusehen.
    Stumm vor sich hinschluchzend lief sie die Treppe hinauf. Oben angekommen, wollte sie spontan in ihr Zimmer gehen. Doch ihr war klar, dass Lucian dann auf jeden Fall nachhaken würde, was los war, und das Letzte, worauf sie Lust hatte, war irgendeine Diskussion.
    Also betrat sie sein Schlafzimmer, zog sich aus, legte sich ins Bett und ließ ihren Tränen freien Lauf, bis sie irgendwann einnickte.
    Sie wachte auf, als Lucian gegen Mitternacht zu ihr unter die Decke schlüpfte. Mit dem Rücken zu ihm blieb sie reglos liegen, spürte, wie er an sie heranrutschte und zärtlich seinen Arm um ihre Taille schlang.
    »Was ist denn los?«, fragte er leise, »Das ganze Kopfkissen ist nass, warum hast du geweint?«
    Die Besorgnis in seiner Stimme und der weiche, liebevolle Tonfall ließen den bohrenden Schmerz in ihrem Inneren sofort wieder auflodern, und mühsam schluckte sie die aufsteigenden Tränen herunter.
    Sie war nicht fähig, etwas zu sagen, schmiegte sich nur schutzsuchend an ihn, und er drängte sie nicht weiter, nahm sie behutsam in seine Arme und hielt sie einfach nur fest.
    So lagen sie eine ganze Weile schweigend und bewegungslos nebeneinander, waren sich so nahe, wie sie es sonst nur waren, wenn sie miteinander schliefen.
    Nach einer halben Ewigkeit, wie es ihr schien, küsste Lucian plötzlich sanft ihren Nacken.
    »Ich muss mit dir reden«, murmelte er unsicher, und eine eiskalte Hand griff nach ihrem Herzen.
    »Nein«, schrie es in ihr, »ich will es nicht hören.«
    »Faith, ich …«
    In diesem Augenblick klingelte sein Handy. Er tastete auf dem Nachttisch herum, bis er es gefunden hatte, meldete sich und hörte kurz zu.
    »In Ordnung, ich bin gleich da«, versprach er und drückte das Gespräch weg.
    »Ich muss zu einem Notfall«, erklärte er, knipste das Licht an und kroch aus dem Bett.
    Blinzelnd drehte sie sich zu ihm um. »Soll ich mitkommen?«
    »Nein, es ist nichts Dramatisches.«
    Er streifte sich Jeans und ein T-Shirt über, schlüpfte in seine Schuhe. Dann beugte er sich zu ihr herunter, küsste sie sanft.
    »Ich bin bald wieder da, schlaf du inzwischen. Wir unterhalten uns morgen.«
    Spontan hielt sie ihn fest. »Lucian …«
    »Morgen«, unterbrach er sie, »morgen, ich muss jetzt weg.«
    Hilflos sah sie ihm nach, wie er mit großen Schritten das Schlafzimmer verließ.

50
    F aith war zu durcheinander, um richtig schlafen zu können. Müde döste sie vor sich hin, grübelte zwischendurch, was Lucian ihr hatte sagen wollen, und schaute immer wieder auf die Uhr.
    Die Stunden vergingen, schließlich wurde es hell draußen, und Lucian war noch nicht zurück.
    Allmählich begann Faith sich Sorgen zu machen, fragte sich, ob der Notfall vielleicht doch schwieriger war, als er zunächst angenommen

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