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Auf keinen Fall Liebe

Auf keinen Fall Liebe

Titel: Auf keinen Fall Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Schuster
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hatte.
    Um Halbsechs hatte sie keine Ruhe mehr. Sie lief nach unten ins Arbeitszimmer und griff gerade zum Telefon, um Lucian anzurufen und zu fragen, ob alles in Ordnung war. Im gleichen Moment ging die Haustür auf.
    Erleichtert legte sie den Hörer wieder auf und machte einen Schritt auf die Tür zu. Entgeistert hielt sie inne, als ihr Blick auf Lucian fiel, der völlig übernächtigt aussah und ein Gesicht zog, als hätte er in eine Zitrone gebissen.
    »Ist etwas passiert?«
    »Frag lieber nicht«, knurrte er gereizt. »Ich brauche jetzt erstmal eine Dusche.«
    Ohne ein weiteres Wort ging er nach oben und kopfschüttelnd machte Faith sich daran, das Frühstück zuzubereiten.
    Wenig später saß sie allein mit Emily am Frühstückstisch, zum ersten Mal seit sie hier war, denn Lucian hatte sich mit einem gemurmelten »ich habe keinen Hunger« im Arbeitszimmer verkrochen.
    Während sie auf ihrem Toast herumkaute, der heute wie Pappe schmeckte, fragte sie sich unruhig, was geschehen sein mochte. Eine merkwürdige Angst wühlte in ihr herum, und seine nächtliche Ankündigung, dass er mit ihr reden wollte, trug nicht dazu bei, dass sie sich besser fühlte.
    Schließlich war Emily unterwegs in die Schule, und Faith ging hinüber ins Arbeitszimmer.
    Lucian saß an ihrem Schreibtisch, tippte mit düsterer Miene etwas in den PC, vermutlich die Daten und Notizen zu dem Noteinsatz.
    Als er sie hereinkommen sah, schloss er die Eingabemaske und stand auf.
    »Ich bin drüben im Sprechzimmer, schick mir dann bitte den ersten Patienten rein, sobald er da ist.«
    Er schaute sie dabei nicht an, verschwand augenblicklich, und verstärkte dadurch Faiths Befürchtungen um ein Vielfaches.
    »Will er die Scheidung, und weiß nicht, wie er es mir beibringen soll?«, grübelte sie, während sie sich an den Schreibtisch setzte. »Aber er war heute Nacht doch noch so ruhig, was ist bloß passiert?«
    Einer plötzlichen Eingebung zufolge suchte sie nach dem letzten Datenbankeintrag, und als sie sah, dass er unter dem Namen Valerie Harper abgespeichert war, stieg eine bittere Ahnung in ihr auf. Sie öffnete die Akte, scrollte zum Ende der Datei, und las die Notiz, die Lucian vor wenigen Minuten gemacht hatte:
»22.9.2011, 00:25 - 01:10, Hausbesuch wg. Schmerzen im Bauch, Fieber, Ursache unklar«
, dahinter stand in Großbuchstaben:
»KEINE WEITERE BEHANDLUNG!!!«
    Faith hatte plötzlich das Gefühl, der Raum um sie herum würde sich drehen. Sie schloss die Augen, atmete ein paar Mal tief durch, bis sich der Schwindel gelegt hatte.
    Danach starrte sie wieder auf den Bildschirm.
    Lucian hatte heute Nacht also Valerie Harper besucht. Eine Dreiviertelstunde, wenn sie die Fahrzeit abzog, etwa fünfundzwanzig Minuten.
    Weshalb war er dann erst am Morgen nach Hause gekommen? Hatte er nach seiner Untersuchung die restliche Nacht bei ihr verbracht? Wollte er sie deswegen nicht mehr behandeln? Um seine ärztliche Zulassung nicht zu gefährden, weil er ein Verhältnis mit einer Patientin hatte? War es das gewesen, worüber er mit ihr sprechen wollte?
    Tausend beißende Gedanken schossen ihr durch den Kopf, Bilder von Lucian und Valerie zogen in rascher Reihenfolge vor ihrem inneren Auge vorbei. Bei der Vorstellung, dass er mit ihr die gleichen Dinge getan haben könnte wie mit ihr, dass er sie genauso leidenschaftlich geliebt haben könnte wie sie sonst, wurde ihr beinahe übel.
Der erste Patient erschien und riss sie aus ihrem schmerzlichen Gedankenkarussell.
    Sie brachte ihn ins Sprechzimmer und kehrte dann an ihren Schreibtisch zurück, erledigte mechanisch die anstehenden Arbeiten, während sie überlegte, was sie nun tun sollte.
    Sollte sie ihn zur Rede stellen?
    Nein, dazu hatte sie kein Recht, sie hatten schließlich nie von Liebe und Treue gesprochen.
    Sollte sie darauf warten, dass er von sich aus zu ihr kam, und ihr eine Erklärung abgab?
    Nein, denn sie war sich sicher, dass er das nicht tun würde. Er hätte nach seiner Rückkehr bereits Gelegenheit dazu gehabt, aber er war ihr ausgewichen, und warum sollte er sich vor ihr rechtfertigen, für etwas, das sie nichts anging.
    Sollte sie einfach ihre Sachen packen und verschwinden?
    Ja, vermutlich wäre das die beste Lösung. Es wäre das Beste für alle Beteiligten, wenn sie gehen und die Scheidung einreichen würde. Lucian wäre frei für eine Beziehung mit Valerie Harper, und sie selbst würde eben zusehen müssen, wie sie mit der Situation klarkam.
    Der nächste Patient erschien und

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