auf Safari
sie, ihr Zeit zum Erholen zu lassen. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit Amy Lovecraft zu. „Ihn hinters Licht führen?“ fragte sie. Wenn Amy glaubte, sie könne Farrell identifizieren, dann wollte sie diesen Verdacht am besten gleich zerstreuen. „Ihn hinters Licht führen, Mrs. Lovecraft?“
„Nennen Sie mich doch Amy“, sagte sie ungeduldig. „Natürlich haben Sie ihn reingelegt, ich hätte es auch so getan, aber Sie können so nicht weitermachen. Was sollen wir tun?“
„Wir können gar nichts tun“, sagte Mrs. Pollifax und setzte sich ihr gegenüber. „Keiner dieser Männer war Mr. Farrell.“
„Simon schien seiner Sache ganz sicher.“
„Das ist sein Problem.“
„Sie müssen doch einsehen, daß wir beide in dieser schrecklichen Klemme stecken“, rief Amy. „Es ist so unfair. Sie haben etwas zu tauschen, aber ich, ich hänge völlig von Ihnen ab.“ Sie hob hilflos die gefesselten Hände, ihre Stimme zitterte. „Wer ist denn dieser Farrell überhaupt? Und wie kommt es, daß Sie jemanden kennen, der in Sambia lebt?“
„ Wenn er hier lebt“, erklärte Mrs. Pollifax und da sie hoffte, daß Simon hinter der Plane lauschte, sprach sie besonders deutlich.
„Tatsächlich war er vor vielen Jahren unser Nachbar in New Brunswick, New Jersey. Das liegt in den Vereinigten Staaten“, fügte sie hinzu. Ein ganz reizender junger Mann, nur daß er jetzt nicht mehr jung sein kann, denn ich habe ihn seit mindesten zwanzig bis fünfundzwanzig Jahren nicht gesehen. Damit Sie verstehen, was für ein netter Mann er ist, will ich Ihnen erzählen, daß er meinem damals zwölfjährigen Sohn Roger beim Bauen eines Seifenkistenautos geholfen hat. Er mochte Roger so gern.“ Sie merkte, daß Amy Lovecraft sie erstaunt betrachtete und verbreitete sich über Bubenstreiche, sprach von Familien, die wegzogen, so daß man den Kontakt verlor, und dann: „Es kam durch Mr. McGillicuddy“ – die Geschichte begann ihr Spaß zu machen -, den ich vor ein paar Wochen zufällig auf der Straße traf. Er war höchst erstaunt, als er hörte, daß ich nach Sambia auf Safari ging, und erzählte mir, John Sebastian lebe hier. Er wußte das, weil sie sich immer noch Weihnachtskarten schicken und er richtete die an John Sebastian an Barclays Bank.“
Amys Mund, der offen gestanden hatte, schnappte zu. „Und deswegen haben Sie in einer Zeitungsanzeige nach ihm gesucht?
Wie konnten Sie so etwas Törichtes tun? Jetzt sehen Sie, wohin das geführt hat.“
„Na, ich habe bestimmt nicht erwartet, daß es hierher führen würde“, erklärte Mrs. Pollifax. „Aber was Simon nicht versteht, ist eben, daß es schwer ist, einen Mann wiederzuerkennen, den man seit fünfundzwanzig Jahren nicht gesehen hat. Vielleicht würde ich ihn erkennen, wenn er hier hereinkäme, aber auf einem Foto nach fünfundzwanzig Jahren?“ Sie zögerte und berichtete dann mit liebevollem Lächeln: „Er nannte mich Herzogin, wissen Sie, im Spaß natürlich. Er war sehr liebevoll gegen Erwachsene und so gescheit.
Ein richtig netter Junge“, schloß sie und ihr sehnsüchtiges Lächeln war ganz echt. Sie hörte geradezu Farrells schallendes Gelächter über ihre Geschichte. Amy schwieg unentwegt. „Ich verstehe nicht, warum Sie mir nicht vertrauen“, sagte sie. „Ich glaube, daß Sie mir einen Haufen Unsinn erzählt haben. Sie waren diesem schrecklichen Simon gegenüber sehr tapfer, aber jetzt reden Sie nicht mit Simon. Ich glaube, Sie spielen Verstecken mit mir.“
Mrs. Pollifax wünschte sich, Amy würde etwas verständnisvoller sein und ihre Lage begreifen. „Meine Lippe blutet“, sagte sie, „mein Kiefer schmerzt und mir ist nicht nach Spielen zumute, daß können Sie mir glauben.“
„Aber Sie müssen einen dieser Männer kennen“, sagte Amy.
„Und ich nehme es Ihnen sehr übel, daß Sie mir gegenüber nicht offen sind. Es geht ja auch um mein Leben. Wir sollten miteinander reden - Pläne machen -, denn wenn Sie diesen Mann einmal identifiziert haben, bringen sie uns zur Safari zurück; dann haben wir diesen Alptraum hinter uns.“
Mrs. Pollifax bezweifelte das sehr. Sie fand es aber vernünftiger, die Fassade aufrechtzuerhalten, eine naive Frau zu sein, die nie Schlimmeres erlebt hatte als eine Zurechtweisung ihres Gartenklubpräsidenten, weil sie eine Flockenblume nicht hatte identifizieren können. Sie fand es ziemlich naiv von Amy zu glauben, daß Simon sie zur Safari zurückbrächten, wenn sie
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