auf Safari
ebenfalls den Tränen nahe. Sie fuhren und fuhren.
Unendlich lange. Es dauerte geraume Zeit, ehe sie hielten. Und bevor die Scheinwerfer verloschen, erkannte Mrs. Pollifax die Umrisse zweier einsamer, baufälliger Hütten, die auf einer Lichtung standen.
Der hinter ihr sitzende Mann sagte scharf: „Stell das Funkgerät auf, Reuben! Wir sind zehn Minuten zu spät.“
„Aber Simon…“
„Später. Stellt das Funkgerät auf – irgendwohin – aber schnell!“
Aus einer der beiden Hütten holten zwei Männer einen schweren, dunklen Gegenstand, setzten ihn ins Gras und beugten sich darüber. Eine Kerze wurde angezündet und Simon hockte sich vor den Apparat, zog die Antenne heraus und begann auf der Skala herumzusuchen. Als er sprach, war seine Stimme in der Stille der Nacht deutlich zu hören. „Simon an Grünen Vogel, Simon an Grünen Vogel…“ Plötzlich unterbrach er sich. „Hab’ ihn“, sagte er triumphierend und dann: „Alles in Ordnung hier, Grüner Vogel.
Könnte nicht besser sein. Was ist mit Ihrem Ziel?“ Er kicherte.
„Prima. Wir folgen wie geplant. Nach meiner Uhr ist es neun Uhr fünf… Richtig. Einundzwanzig Stunden ab jetzt am Standort B -
Letzte Meldung, Grüner Vogel. Ende.“
Er schob die Antenne ein und nickte zufrieden. „Alles glatt wie Seide, Mainza. Du und Reuben nehmt die Kerze und versteckt den Sender.“ Er hielt inne und sah sich um. „Ich nehme die Hütte rechts, Reuben, du bewachst die Tür.“
Er wandte sich ihnen zu und sagte munter: „Heraus, meine Damen. Steigen Sie aus und folgen Sie mir!“
Man brachte sie in die linke Hütte. Und im Laternenschein sahen sie, daß die Männer zweifellos schon hier gewesen waren. Außer dem Funkgerät gab es zwei Schlafsäcke, zwei Holzkisten und eine Plane. Die Hütte war kaum mehr als zweieinhalb Quadratmeter groß und die vierte Wand fehlte. Simon entfaltete die Plane und hing sie über das Rahmenwerk der zerfallenden Wand.
„Wer sind Sie?“ fragte Mrs. Pollifax, als die Laterne Simons Gesicht beleuchtete.
„Das ist nicht wichtig“, war seine Antwort.
„Aber Sie sind kein Sambier?“
„Nein“, sagte er lachend, „Sambier nicht.“ Er rollte einen Schlafsack aus, schob ihn Amy Lovecraft hin und sagte: „Sie – da drüben hin. Sitzen Sie still. Ich will diese Frau hier verhören.“
Amy Lovecraft trug ihren Schlafsack in die Ecke und setzte sich mit den Rücken gegen die Wand, ihre gefesselten Hände hielt sie im Schoß. Sie hatte die ganze Zeit geschwiegen und schwieg auch jetzt, aber ihre Augen beobachteten Simon genau. Vielleicht erwog sie die Möglichkeit, mit weiblichen Tricks zu arbeiten, dachte Mrs.
Pollifax.
Simon schob eine der Kisten mitten in die Hütte und befahl Mrs.
Pollifax, sich zu setzen. Sie überhörte es und sagte: „ Meine Handgelenke tun mir weh. Mrs. Lovecrafts Hände haben Sie vorn gefesselt. Warum meine nicht auch?“
Simon warf Amy Lovecraft einen Blick zu und zuckte die Achseln. „Reuben“, rief er. „Du bewachst diese Frau, während ich die Fesseln an ihren Gelenken ändere.“
Immerhin, dachte Mrs. Pollifax uns stellte sich einen Würgegriff von hinten oder einen Faustschlag auf den Solarplexus oder einen Handkantenschlag gegen die Halsschlagader vor, was sie ohne Anwesenheit der zweite Wache hätte versuchen können. Dennoch war sie dankbar, daß ihre Arme wenigstens nicht mehr hinten gebunden waren und das Gefühl der Entspannung in ihren Schultermuskeln war köstlich. Sie setzte sich. Und er setzte sich ihr gegenüber, so dicht, daß ihre Knie sich berührten. „Nun“, sagte er.
„Ja nun“, antwortete Mrs. Pollifax trocken. „Was wollen Sie von uns? Welche Art Lösegeld verlangen Sie?“
„Die Lösegeldforderungen sind schon der Fernsehstation in Lusaka übermittelt worden, Madam. Wir erwarten von Ihnen nur, daß Sie mit uns zusammenarbeiten. Es handelt sich um Fotos.“
„Fotos?“ wiederholte sie, plötzlich beunruhigt.
Er bemerkte ihre Reaktion nicht, sondern nahm aus einem Umschlag vier Hochglanzabzüge und Mrs. Pollifax erkannte sofort, daß es nicht ihre Bilder waren.
„Hier“, sagte er, legte sein Gewehr auf den Boden und reichte ihr die Fotos. „Sie werden mir sagen, welchen von diesen Männern Sie kennen.“
„Kennen?“ fragte sie verblüfft. „Ich bin doch erst seit Montag in Sambia. Wie könnte ich da schon jemanden kennen?“
„Sehen Sie sich die Fotos
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