Auf Schreckenstein geht's lustig zu
Sie verpflichten sich, innerhalb von zehn Tagen einen Vorschlag zu machen, wie die Schande getilgt werden kann. Gelingt ihnen das nicht, wird die Ritterversammlung über ihre Bestrafung beraten. Um Verrat zu vermeiden, bleibt dieser Beschluss geheim.“ Damit war die Versammlung geschlossen.
„Nie wieder mach ich einen Streich gegen ein Mädchenpensionat“, sagte Ottokar im Hinausgehen. „Quatsch nicht, jetzt musst du sogar einen machen!“ erwiderte Stephan barsch.
Die Ehrenrettung
Wie richtig es gewesen war, den Rittern die Wahrheit zu sagen, zeigte sich schon am nächsten Tag. Die Versammlungsteilnehmer hielten sich zwar merklich zurück, doch jetzt war das eine klare Sache, und die Hänseleien hörten auf. Nur der kleine Kuno, der kleine Eberhard und der kleine Herbert wussten nicht, was gespielt wurde; aber das machte nichts, denn sie richteten sich sowieso nach den Großen. Stephan zog aus der ganzen Geschichte seine Lehren. Überhaupt dachte er sehr viel nach, was Ottokar nachmittags beim Bau des Hochsitzes auffiel. Stephan sägte und hackte wie ein Wilder und tat gerade so, als sei Ottokar gar nicht dabei. Wenn der ihn etwas fragte, gab er nur sehr sparsame Antworten und hing gleich wieder seinen Gedanken nach. Dabei meinte es Ottokar nur gut. Er wollte besprechen, was zu tun sei, denn zehn Tage sind schließlich keine Ewigkeit. Aber so oft er auch einen Anlauf nahm, schnitt ihm der Freund mit einem: „Ach, lass mich in Ruh mit dem Quatsch“ einfach das Wort ab. Irgend etwas schien ihn zu beschäftigen, was er nicht sagen wollte. Ihre bisher so gute Freundschaft hatte plötzlich einen Knacks. Aber Stephan war nicht nur zu ihm so. Auch im Unterricht schien er auf eine ganz neue Art abwesend, wirkte nervös und kritzelte häufig unter der Bank. Als Ottokar in einer Pause nachschaute, fand er zu seinem größten Erstaunen ein Notenblatt. Der spinnt komplett, sagte er zu sich selbst, ich plag mich hier um unsere Ehrenrettung und der komponiert!
Als am dritten Tag immer noch nichts besprochen war, beschloss Ottokar, Ernst zu machen. Während sie zu ihrer Baustelle hinüberruderten, sagte er unvermittelt: „Stephan, so geht das nicht weiter, wir müssen uns endlich überlegen, was wir machen.“
„Daran hindert dich niemand“, gab er gelassen zurück. Jetzt platzte Ottokar der Kragen: „Nun hör endlich auf mit deinem dummen Getue. Dich betrifft es schließlich auch!“ Stephan gab keine Antwort.
Eine Weile ruderten sie schweigend, dann begann Ottokar erneut: „Also willst du jetzt oder willst du nicht?“
„Überleg du dir halt was, du hast sonst immer so gute Ideen!“ antwortete Stephan. Sie waren bei der Steinpyramide angelangt und Ottokar sprang aus dem Boot, um es auf den Strand zu ziehen.
Schweigend arbeiteten sie am Hochsitz und vermieden es, einander anzusehen. Erst als Stephan, ohne es selbst zu bemerken, plötzlich zu pfeifen anfing, hielt Ottokar inne und starrte ihn fassungslos an.
„Was schaust du denn so?“ fragte Stephan.
„Ach“, erwiderte der, „ich schaue nur, weil du pfeifst.“
„Warum soll ich nicht pfeifen?“
„Bei der Laune, die du seit drei Tagen hast, wird man sich ja noch wundern dürfen.“
„Das steht dir allerdings jederzeit frei“, antwortete Stephan und begann, das Geländer am Hochsitz anzunageln.
Ottokar schaute ihn misstrauisch von der Seite an: „Hm, deiner Stimmung nach musst du ja die Idee haben!“
„Du wirst lachen, die habe ich auch“, antwortete Stephan, ohne sich umzudrehen.
Am fünften Tag der Bewährungsfrist war der Hochsitz fertig. Mauersäge und der Rex wurden in feierlichem Geleitzug hinübergerudert. Der Rex hatte dem Grafen nur erklärt, die Jungen hätten eine Überraschung für ihn, um sich für die missglückte Feuerwehrübung zu entschuldigen. Mauersäge hielt es daher während der Überfahrt für angebracht, ein böses Gesicht zu machen, was ihm bei seiner Neugierde jedoch sichtlich schwer fiel. Als er endlich vor dem Bauwerk stand, fehlten ihm die Worte.
„Das hat ein... ks... Fachmann gemacht.“ Er wollte es einfach nicht glauben, dass ein Laie, wenn auch Sohn eines Jägers, den Platz so gut wählen konnte. Plötzlich sprach er wieder von „seiner Schule“ und wie stolz er doch auf „seine Jungen“ sei. Eigentlich war niemand erstaunt, als er schließlich erklärte: „Zum Dank für den schönen Hochsitz vermache ich euch die... ks... die... ks... die Feuerspritze.“ Damit war der innere Friede
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