Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition)
»Er ist so … burschikos.«
Burschikos? Wieder was Neues. Hatte das etwas mit einem kleinen Burschen zu tun, so einem wie Charlie zum Beispiel? Gar nicht so schlecht. Dann musste Adelina mich ja mögen. Ich bellte ein bisschen mehr, vielleicht ein bisschen zu laut, weil Adelina zusammenzuzucken schien. Sie wollte etwas sagen, aber in dem Moment ging die Tür des Flugzeugs auf, und eine Treppe erschien und senkte sich auf den Asphalt. Merkwürdig. Plötzlich hatte ich das Bedürfnis, ein Loch zu buddeln, und ich legte am Rand des Rollfelds los.
»Che-et?«
Ich blickte auf, eine Vorderpfote in die Luft gestreckt. Bernie schüttelte kurz den Kopf. Das war eines unserer Geheimzeichen. Es bedeutete: Nein. Ich würde später noch Löcher buddeln können, einen ganzen Haufen sogar. Plötzlich war ich in der Stimmung, lauter Löcher zu buddeln.
»Che-et?«
Bernie wackelte mit dem Finger. Das bedeutete: Komm. Ich trabte zu ihm, ein echter Teamspieler, wobei ich mich gleichzeitig fragte, ob es möglich war, ein Loch unter dem Zaun zu buddeln, der unseren Garten von dem des alten Heydrich trennte. Warum hatte ich eigentlich noch nie daran gedacht?
In der Tür des Flugzeugs erschien eine große Frau mit kurzen schwarzen Haaren, bis auf so komische graue Flecken an der Seite. In ihren Armen lag der Flauschball.
»Princess!«, rief Adelina und winkte mit ihrem Cowboyhut. Sie rannte zum Flugzeug. Bernie und ich hinterher. Die große Frau kam die Treppe herunter. Princess war noch kleiner, als sie auf dem Foto ausgesehen hatte, und reckte die Schnauze in die Höhe, die Augen halb geschlossen, ohne einen von uns anzusehen. Am liebsten hätte ich sie kurz gezwickt. Na, das fing ja gut an.
»Oh, Princess«, seufzte Adelina und nahm sie, kaum hatte der Fuß der großen Frau den Boden berührt. »Ich habe dich so vermisst.« Sie küsste Princess ein paarmal auf die Stirn. Wendete Princess etwa ihr winziges Köpfchen ab? Möglich. Und falls ein Schwänzchen wackelte, dann war das unter all dem Flausch nicht zu sehen.
»Das«, erklärte Adelina und wandte sich zu Bernie, »ist Princess.«
»Aha«, sagte Bernie.
»Sag schön Hallo zu dem netten Detektiv, Princess.«
Princess blickte wieder in den Himmel.
»Und das ist Nance, unsere Trainerin«, stellte Adelina vor.
»Bernie Little«, sagte Bernie und schüttelte Nance die Hand. Die Hände der meisten Frauen verloren sich in denen von Bernie, aber nicht die Hand dieser Frau.
Nance hatte ein sonnenverbranntes Gesicht, was in Kombination mit dem blauen Lidschatten eine merkwürdige Wirkung auf mich hatte. Am liebsten hätte ich das Blau weggeleckt, was ich aber niemals tun würde, versteht sich. Sie bedachte Bernie mit einem langen Blick und fragte: »Glauben Sie wirklich, dass Princess in Gefahr ist?«
»Nein«, sagte Bernie.
Nein? Schlicht und einfach nein? Was, wenn wir gefeuert werden? Zweitausend am Tag, Bernie!
»Dann …«, setzte Nance an.
»Aber gelegentlich erweist sich eine solche Drohung als real.«
»Richtig«, sagte Adelina. Sie drehte sich zu Nance, und ihre grünen Augen verwandelten sich in Schlitze.
Nance sah zu Boden. Die Beziehungen der Menschen zueinander sind oft kompliziert. Auch unter meinesgleichen – ein Völkchen von vielen in unserem Vielvölkerstaat, wie Bernie sagt – kann es ganz schön kompliziert werden, aber wir haben Methoden, mit denen wir die Lage viel schneller klären. Ich kannte diese unbehaglichen Menschenmomente, die ich fast immer interessant, sogar unterhaltsam fand. Ich öffnete mein Maul und rollte meine Zunge aus und wieder ein.
Adelina wandte sich Princess zu. Sie wären überrascht, wie oft Menschen unsereins dazu benutzen, diese unbehaglichen Momente zu beenden, wenn man Princess überhaupt zu unsereinem zählen wollte. »Braucht die kleine Princess vielleicht ein bisschen Zeit für sich?« Adelina hatte zwei Stimmen – eine Babystimme für Princess und eine Eiszapfenstimme für den Rest der Welt. Mir war die Eiszapfenstimme lieber. Jetzt gab es noch mehr Küsse. »Arme Princess, eingesperrt in dieses hässliche Flugzeug.«
Eingesperrt? Princess hätte noch in einem Briefkasten genug Auslauf gehabt. Ich sah zu Bernie: Er verzog keine Miene.
»Nance?«, fragte Adelina. »Ist es vertretbar?«
Nance bückte sich und legte die Hand auf den Asphalt. »Ja.«
»Nicht zu heiß?«, fragte Adelina. »Denken Sie an Barcelona.«
»Der Boden ist genau richtig«, sagte Nance, und ihre Stimme klang plötzlich scharf.
Adelina
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