Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition)
mit in diesem Aufzug gewesen, und das war auch gut so.
Die winzigen Augen wanderten von Bernie zu mir und zurück zu Bernie. »Du bist es«, sagte er.
»Gefall ich dir von Angesicht zu Angesicht besser?«, fragte Bernie. »Oder durch das Zielfernrohr?«
»Zielfernrohr?«, fragte Victor Prole.
»Auf deiner .30-06«, sagte Bernie.
Victor Prole verzog das Gesicht und kniff die Augen zusammen: kein hübscher Anblick. »Ich versteh kein Wort«, behauptete er und wollte die Tür zumachen.
Nicht mit Bernie! Sein Fuß schoss nach vorne und hinderte Victor daran. Eines hatte ich bei Bösewichten, Bandenmitgliedern und Gaunern festgestellt: Es bedurfte nicht viel, um sie wütend zu machen. In diesem Fall reichte die kleine Fußbewegung von Bernie. Victor Proles Gesicht wurde rot, sein Mund verzog sich zu einer fiesen Grimasse, aber am auffälligsten war, dass einer seiner Arme hinter die Tür griff, wo ich ihn nicht mehr sehen konnte. Dann ein silberner Blitz, und Victor schwang einen schweren Schraubenschlüssel durch die Luft. Ich kannte Schraubenschlüssel von dem Tag, als Bernie beschlossen hatte, ein neues Klo einzubauen, eines von denen, die Wasser sparen, wobei wir an diesem Tag ganz schön mit Wasser geprasst haben.
Ich sprang los, auf Victors Handgelenk zu, aber als meine Kiefer zuschnappten, war das Handgelenk nicht mehr da. Victor lag aus irgendeinem Grund schon auf dem Boden, Bernie auf ihm drauf. Alles passierte sehr schnell. Toll! Ich warf mich auf die beiden, und wir rollten zu dritt herum, bis Victor brüllte: »Aufhören, Scheiße noch mal!« Bernie hatte Victor den Arm auf den Rücken gedreht. Das kannte ich schon; damit war der Spaß jedes Mal vorbei.
»Wo ist das Gewehr?«, fragte Bernie.
»Hä?«
»Das Gewehr, mit dem du im Canyon Zielschießen auf uns veranstaltet hast.«
»Zielschießen? Ich hab nicht geschossen. Ich hab ja nicht mal ein Gewehr.«
»Das sieht dir aber gar nicht ähnlich«, sagte Bernie.
»Du brichst mir gleich den Arm«, stöhnte Victor.
»Tut mir leid«, sagte Bernie. »Ich spiel einfach nicht gern Zielscheibe, macht mich ganz nervös.«
Victor lag noch immer auf dem Boden und machte einen verwirrten Eindruck. Mittlerweile hatte ich einen Hauch von Haschisch aufgeschnappt. Ich folgte dem Geruch – das ist einfach, so als folgt man einem plätschernden Bächlein – zu einem Sofa vor einem Fernseher. Und unter dem Sofa – nicht ganz leicht, mit der Pfote drunterzukommen – ein in Plastikfolie gewickelter Haschischbrocken. Ich brachte ihn zur Haustür, wo Victor gerade sagte: »Ich war heute Morgen gar nicht im Canyon. Ich hatte einen Termin bei meinem Bewährungshelfer im Zentrum.« Bernies Hand, mit der er Victors Arm festhielt, entspannte sich ein bisschen. »Ich schwöre es«, erklärte Victor. »Dieses Mal bleibe ich sauber. Ich hab sogar mit Yoga angefangen.« Aus irgendeinem Grund sahen sie in diesem Moment beide zu mir her. Ich ließ den Brocken fallen und wedelte mit dem Schwanz.
Bernie rief Victors Bewährungshelfer an. Victors Alibi hielt stand. Wir ließen ihn wegen des Haschischs nicht hochgehen, nahmen es ihm nicht einmal weg. Wir nahmen nur den Schraubenschlüssel mit – keine Ahnung, warum. Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, dass man mit einem Löffel keine Messerstecherei anfängt. Was anderes konnte ich mir jedenfalls nicht vorstellen.
Bernie schwieg, als wir im Auto saßen. Ich spürte, wie er nachdachte. Seine Gedanken waren wie sanfte Brisen; sie kamen auf, dann ließen sie wieder nach, sehr entspannend. Nach einer Weile holte er tief Luft und sagte: »Darum werde ich mich später kümmern müssen.« Er sah auf seine Uhr. Ich mochte Bernies Uhr nicht, mochte allgemein nicht, dass sich die Menschen immer mit irgendwelchen Maschinen umgaben. Plötzlich überkam mich das dringende Bedürfnis, die Uhr zu zwicken, und ich beugte mich sogar schon ein bisschen vor – wobei ich zutiefst überzeugt bin, dass ich so etwas letztlich nie tun würde –, als Bernie zu mir rübersah und sagte: »Princess landet in zwanzig Minuten.«
Ich richtete mich gerade auf.
Kapitel 5
»Die Probleme fangen an«, sagte Bernie, »wenn die Reichen zu reich werden.« Probleme? Vermutlich hatte wir welche, aber im Moment fielen mir keine ein. Wir befanden uns an einem Ort, an dem ich noch nie gewesen war – das war immer lustig –, ein Rollfeld mitten in der Wüste, wo eine Menge kleiner Flugzeuge standen und in der Sonne schimmerten.
»Hast du eine Vorstellung
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