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Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition)

Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition)

Titel: Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Quinn
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aber bevor Bernie den Zündschlüssel drehte, öffnete er das Handschuhfach und sah nach, ob die 38er Special darin lag. »Meiner Meinung nach«, sagte er, »ist es einer, der sich rächen will, einer, den wir hinter Gitter gebracht haben.« Meinetwegen, auch wenn ich nicht genau wusste, worauf er hinauswollte. Wir stießen aus der Einfahrt und fuhren die Mesquite Road hinunter. »Erinnerst du dich an Victor Prole?«, fragte Bernie. Nein, aber da war Iggy, der am Fenster stand und kläffte. Ich antwortete mit einem Bellen. »Guter Junge«, lobte Bernie.
    »Wie soll man so einen Trottel auch vergessen? Haschisch-Dealer, Harley-Liebhaber, Waffennarr – und er ist vor zwei Wochen aus dem Central State entlassen worden.« Es klingelte immer noch nicht bei mir. Ich bellte noch mal, etwas anderes fiel mir nicht ein. Bernie fuhr mir über den Kopf. Ah. Sehr angenehm. Ich rückte ein bisschen näher zu ihm.
    Es war eine lange Fahrt, bis zu den großen Bürotürmen im Zentrum und noch weiter. Der Himmel verlor sein Blau, eigentlich jede Farbe, bis er nur noch ein blasser Dunst war, der die Spitzen der Bürotürme verschluckte. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei; schwer zu erklären. Beinahe hätte ich gewünscht, dass Bernie das Verdeck zumachte, aber das war nicht mehr möglich – irgendwas mit einem durchgebrannten Kondensator.
    »Das steht alles miteinander in Zusammenhang«, sagte Bernie. »Luft, Wasser, der Mensch. Warum sieht das eigentlich niemand?«
    Ich hatte keine Ahnung, wovon Bernie redete, und konnte es auch nicht sehen. Ich drückte mich noch näher an ihn heran und fühlte mich schon ein bisschen besser.
    Bald hatten wir die Bürotürme hinter uns gelassen und befanden uns in einem üblen Viertel mit zerbrochenen Fenstern und Leuten, die herumstanden und nichts taten. Einige von ihnen sahen uns hinterher. Ich saß aufrecht da und hatte den Blick starr geradeaus gerichtet. Wir waren bei der Arbeit, Bernie und ich, auch wenn ich nicht genau wusste, welche Arbeit. Und, hey, wer bezahlte uns eigentlich?
    Bernie bog in eine schmale Straße mit lauter Schlaglöchern ein und hielt neben einem kleinen quadratischen Haus mit fleckigen gelben Wänden und schwarzen Gittern vor den Fenstern. Er nahm die 38er Special aus dem Handschuhfach und steckte sie in seinen Gürtel. Ich hatte meine Zähne grundsätzlich dabei. Lustiger Gedanke. Ich versuchte den Grund herauszufinden, kam aber nicht drauf, und als wir ausgestiegen waren und durch den Vorgarten liefen, der komplett verdorrt und voller Unkraut war, hatte ich das Ganze wieder vergessen, was auch immer es gewesen war.
    Bernie klopfte an die Tür. Keine Antwort. Er sah sich um. Das hatte ich auch schon getan, aber niemanden entdeckt. Bernie klopfte noch mal. Rattatata. Hey! Das erinnerte mich an Adelina Borghese und den Princess-Auftrag. Was war damit noch mal? Was hatte Bernie …?
    Aus dem Inneren des Hauses drang eine Stimme. »Ja?« Die Stimme eines Mannes, grob, unfreundlich, möglicherweise irgendwie bekannt. Ich bekam ein seltsames Gefühl in meinen Zähnen, so, als müssten sie unbedingt auf irgendetwas draufbeißen.
    »Yo«, rief Bernie.
    »Hä?«, rief der Mann hinter der Tür.
    Manchmal habe ich Probleme damit, die Menschensprache zu verstehen, finde es sogar ein wenig frustrierend, und ich frage mich, was der ganze Unsinn soll. Ja, yo, hä: so was zum Beispiel.
    »Bist du das, Victor?«, fragte Bernie.
    »Nee.«
    »Victor Prole?«
    »Nee.«
    »Du hörst dich aber so an wie Victor Prole«, sagte Bernie. »Der mit dem vorstehenden Kiefer.«
    Das passierte mir manchmal bei Bernie: Ich konnte ihm einfach nicht mehr folgen. Ich stand da, starrte stur geradeaus und rührte mich nicht vom Fleck. Wir waren Partner, Schluss, aus, Amen. Was auch immer er vorhatte, egal wie haarig es war – bei unsereinem galt ja selbst für die Weibchen: je mehr Haare, desto besser –, ich war dabei und …
    Die Tür öffnete sich, und vor uns stand ein Mann, der ziemlich groß war. Ich fand, er hatte einen hübschen Kiefer, einen, der vorstand, genau wie es Kiefer tun sollten, aber selten bei Menschen taten. Der Rest von seinem Gesicht war nichts Besonderes – winzige Augen, flache Nase, Bartstoppeln. Ich schnüffelte kurz und erinnerte mich, ja, ich kannte Victor Prole: ein echter Gauner, den wir irgendwann geschnappt hatten, aber erst nachdem er Bernie in einem Aufzug in der Stadt eine verpasst hatte. Ich mag Aufzüge nicht – vermeide sie, wo es geht –, aber damals war ich

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