Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition)
bedachte sie mit einem Blick, der auch scharf war, und setzte Princess vorsichtig auf dem Rollfeld ab. Hey: Princess hatte Beine. Sie streckte sie aus, was so ähnlich aussah wie das Ausfahren der Flugzeugtreppe – ein Gedanke, von dem ich dachte, dass er zu einem weiteren Gedanken führen würde, aber er tat es nicht. Uff. Ganz ruhig, alter Junge.
Ich ging es also ruhig an, ohne Princess aus den Augen zu lassen. Ihre winzigen Pfoten berührten den Asphalt. Reglos stand sie da, die riesigen, dunklen Augen auf nichts Bestimmtes gerichtet. Was würde ich in diesem Moment an ihrer Stelle machen? Ich würde mich schütteln. Wenn ich es mir recht überlegte, warum eigentlich nicht auch an meiner Stelle? Nichts dagegen einzuwenden, so wie ich das sah. Ich schüttelte mich zurückhaltend und bemerkte plötzlich, dass diese riesigen, dunklen Augen auf mich fixiert zu sein schienen. Und wissen Sie was? Im nächsten Moment schüttelte sich Princess auch. Wenn man es denn so nennen wollte: Die Bewegung war so winzig, eigentlich nur ein zartes Beben, als wäre ein Windchen in ihr Fell gefahren, so zart, dass ich es beinahe nicht gesehen hätte.
»Hat sie das schon einmal gemacht?«, fragte Adelina.
»Nicht, dass ich wüsste«, sagte Nance.
»Glauben Sie, dass etwas nicht in Ordnung mit ihr ist?«, fragte Adelina. »Vielleicht ist sie ja krank? Oh, Gott.«
»Macht doch einen ganz gesunden Eindruck«, fand Bernie.
Die großen dunklen Augen wandten sich Bernie zu. Das erste Mal, seit ich sie kannte, bewegte sich Princess aus eigener Kraft. Schwer zu beschreiben. Ihre kurzen Beine bewegten sich ziemlich schnell; man könnte es als schnellen Trab bezeichnen oder sogar Rennen, nur dass sie kaum dabei vorankam. Sie erreichte den Rand des Rollfelds …
»Nicht auf die Erde, Princess«, rief Adelina. »Die ist schmutzig.«
… und trabte weiter, um eine staubige Pflanze mit dicken Blättern herum – wo ich sicher das Bein gehoben hatte –, bis zum Porsche. Princess sah zu ihm hoch, dann trabte sie zurück, so schnell, dass ihre Beine ineinander verschwammen. Und ihre Augen: Sah sie etwa ängstlich drein? Ich bekam fast Mitleid mit ihr – ziemlich verrückt, was? –, als sie wieder das Rollfeld erreichte und unweit von Bernie stehen blieb. Dann, die Augen auf ihn gerichtet, aber jetzt erneut ausdruckslos, soweit ich das beurteilen konnte, hockte sie sich hin.
»Braves Mädchen«, lobte Adelina.
Langsam breitete sich eine gelbe Pfütze auf dem Asphalt aus. Der Geruch war – das muss ich zugeben – faszinierend. Aber darum ging es nicht. Es ging darum, dass die gelbe Pfütze erstaunlich groß wurde und dass Princess dabei die ganze Zeit Bernie ansah.
»Langer Flug, hm?«, sagte Bernie und trat einen Schritt beiseite.
Princess tat etwas, das ich noch nie gesehen hatte. Ohne sich aufzurichten, bewegte sie sich wie ein Krebs hinter ihm her.
»Sie scheint Sie zu mögen«, meinte Adelina.
»Eindeutig«, erwiderte Nance.
»Tja, nun«, sagte Bernie, und Princess streckte die Beine. Aus irgendeinem Grund stand die winzige rosa Spitze ihrer winzigen Zunge ein kleines bisschen heraus.
»Wie wäre es mit einem Leckerbissen für unseren kleinen Liebling?«, fragte Adelina. »Haben Sie Hundespaghetti dabei?«
»Offen gestanden, bin ich ein wenig besorgt wegen ihres Gewichts«, wandte Nance ein. »Die Schau ist doch schon bald.«
Ihr Gewicht? Unter Bernies Bett tummelten sich Staubmäuse, die mehr wogen als Princess.
»Einer wird schon nicht schaden«, sagte Adelina. »Sie hatte einen schweren Tag.«
Nance griff in ihre Tasche und holte einen Hundespaghetto heraus. So einen schönen, dicken Hundespaghetto hatte ich noch nie gesehen. Sie ging zu Princess, streckte die Hand aus und lächelte. Nance hatte sehr weiße und ziemlich große und ebenmäßige Zähne. Princess stand reglos da und ließ nur ihr Maul ein bisschen aufklappen, als sich der Hundespaghetto näherte, mehr nicht. Was dann in mich fuhr, kann ich mir eigentlich selbst nicht erklären. Fakt ist, dass ich plötzlich in der Luft war, die Ohren angelegt, alle vier Beine ausgestreckt, und mitten im Flug Nance den Hundespaghet to aus der Hand schnappte, gerade als sie ihn loslassen wollte, wobei ich womöglich Princess umwarf, aber wenn, dann war das keine Absicht, ehrlich. Das alles war eher Zufall. Was den Hundespaghetto anging: lecker. Ich raste über das Rollfeld, schluckte ihn runter, kam schlitternd vor den Rädern des Flugzeugs zum Stehen und hob das Bein. Keine
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