Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition)

Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition)

Titel: Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Quinn
Vom Netzwerk:
der DVD ging, aber am Schluss sagte Bernie: »Kapiert? Der Roboter beherrscht uns alle.« Moment mal. Der Roboter beherrschte uns alle? Ich bekam einen Schreck, aber zu spät, denn die DVD war ja schon aus.
    Aber zurück zum Anrufbeantworter. Bernie drückte auf die Taste, und unsere Telefonstimme sagte: »Zwei neue Nachrichten.«
    Dann: »Hi, Bern, alter Kumpel.« Ich kannte diese nach außen hin freundliche Stimme: der Mann im Hawaiihemd aus dem Dry Gulch. »Hier spricht Chuck Eckel. Wie geht’s, wie steht’s? An der Zinn-Futures-Front gibt es leichte Turbulenzen – rufen Sie mich zurück, wenn Sie das hier abhören. Am besten gleich!«
    Und dann: »Hallo, Bernie.« Noch eine Stimme, die ich wiedererkannte. Diese war aber nicht nur nach außen hin freundlich, sondern durch und durch: Janie, meine Friseurin, die beste Hundefriseurin im ganzen Valley. Sie hatte ein tolles Geschäft mit einem tollen Business-Plan: Janie’s Hundesalon – Wir holen Ihren Liebling ab und bringen ihn zurück . Ich hatte sie eine ganze Weile nicht gesehen, wenn ich es mir recht überlegte. »Hier ist Janie. Ich wollte mich nur erkundigen, was die Tierärztin gesagt hat.«
    »Was?«, fragte Bernie. Er nahm den Hörer ab. »Janie? Bernie Little hier. Ich habe eben Ihre Nachricht abgehört. Was meinten Sie mit Tierärztin? Rufen Sie mich bitte zurück, wenn Sie Gelegenheit haben.« Er wählte noch eine Nummer. »Chuck? Bernie Little.« Bernie hörte zu. Da gibt es diesen Maler, den Bernie so gerne mag. Ich erinnere mich nicht an den Namen. Er malt Menschengesichter aus Teilen, die nicht ganz zusammenpassen. Und damit macht er Knete, sagt Bernie komischerweise dazu. Während Bernie jetzt am Telefon zuhörte, sah sein Gesicht immer mehr wie eins von diesen Bildern aus. »Ein Erdbeben? Ich weiß nicht … in Bolivien? Wie kann das …? Dreitausend? Aber …« Bernie hörte weiter zu, sein Gesicht, meiner Meinung nach das hübscheste Gesicht weit und breit, fiel noch mehr auseinander. »Was meinen Sie damit, absichern?« Ich hörte die Stimme am anderen Ende, die freundliche Oberfläche wurde rissig. »Sie haben nie …« Noch mehr Risse. »Die gesamte Investition könnte weg sein? So habe ich die Sache nicht … Wann brauchen Sie es?« Bernie legte auf, aber vorher hörte ich Chuck Eckel noch sagen: »Heute zu Geschäftsschluss, Kumpel.«
    Wenn sich Bernie aufregt oder sogar ein bisschen überfordert fühlt, dann reibt er sich mit den Handknöcheln die Augen. Ebendas tat er jetzt. Aber auch wenn ich weiß, dass Bernie nichts in dem Sinne jemals überfordert, kann ich es auch nicht mit ansehen, wenn er dasteht und sich die Augen so fest reibt. Ich trabte also rüber zu ihm und stupste ihn mit dem Kopf am Bein und dann noch mal, weil er es das erste Mal nicht gemerkt zu haben schien.
    »Hey, mein Junge«, sagte er. Er hörte auf, sich die Augen zu reiben, und sah zu mir runter. Ich sah zu ihm hoch. Unsere Blicke trafen sich. Sein Gesicht fing an, sich wieder zusammenzusetzen. »Wie wär’s mit einem Kaustreifen?«, fragte er.
    Ein Kaustreifen? Hatte ich irgendetwas getan, um mir einen Kaustreifen zu verdienen? Mir fiel die Sache auf dem Rollfeld wieder ein. Ich wusste, dass die Antwort auf die Kaustreifenfrage Nein lauten musste. Ich verdiente wahrscheinlich lange, lange Zeit keinen Kaustreifen mehr, ein oder zwei Tage oder so. Gleichzeitig spürte ich plötzlich einen Luftzug hinter mir, erstaunlich stark, und stellte fest, dass mein Schwanz wedelte.
    Bernie lachte. »Einen Kaustreifen kann man nur schwer ausschlagen, was, mein Junge?«
    Vermutlich gar nicht.
    Wir gingen in die Küche. Bernie öffnete den Hängeschrank über der Spüle und holte die Kaustreifen und den Bourbon raus. Er gab mir einen Kaustreifen, und ich fing an zu kauen. Schwer zu erklären, wie gut sich dadurch meine Zähne anfühlten. Und der Geschmack erst! Überirdisch – was das auch heißen mochte. In der Zwischenzeit hatte sich Bernie ein Glas Bourbon eingeschenkt, ein kleines Glas, wie ich beruhigt feststellte. Das kippte er runter und schenkte sich noch eins ein. Er nahm das Glas mit ins Büro. Ich folgte ihm und versuchte auf dem Weg, den Kaustreifen möglichst lange auszukosten, auch wenn er schon fast weg war.
    Bernie nahm das Niagarafälle-Foto ab und drehte am Zahlenschloss des Safes. Holte er wieder das Gewehr heraus? Keine Ahnung, warum wir es im Moment hätten brauchen können, aber das Gewehr herausholen war meiner Meinung nach immer eine gute Sache.

Weitere Kostenlose Bücher