Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition)
deshalb ist die Frage nach Nancy Malone womöglich relevant.«
»Ach«, spottete der Graf, »wieder mal der berühmte Fußtritt.«
»Hat es ihn gegeben?«
»Natürlich nicht.«
»Haben Sie es gesehen?«
»Etwas gesehen, das nicht passiert ist? Was für ein Detektiv sind Sie eigentlich?«
Ich wusste nicht genau, worum es in diesem Gespräch ging, aber eins wusste ich in diesem Moment: Ich hörte auf, den Grafen zu mögen.
»Jemand hat es gesehen«, sagte Bernie.
»Das ist eine Lüge«, widersprach der Graf. »Ganz behauptet , er hätte es gesehen – dieser Unterschied dürfte doch selbst Ihnen klar sein. Die arme Nancy hat das dumme Vieh kaum berührt.«
Vieh? Das waren doch Kühe und Schafe, oder? Mit denen hatte ich auch schon einige Abenteuer erlebt. Aber was hatten sie mit diesem Fall zu tun?
»Nicht nur, dass es ein Unfall war«, fuhr der Graf fort, »Babycakes ist auch nicht das Geringste passiert. Sie hätte ohne Weiteres an der Schau teilnehmen können.«
»Warum hat sie es nicht getan?«
»Wegen Ganz.«
»Warum hätte er sie nicht teilnehmen lassen sollen, wenn sie es konnte?«
»Er neigt zu – wie sagt man? – hysterischen Auftritten. Ist Ihnen das noch nicht aufgefallen?«
»Aber wenn Nance …«
Die Stimme des Grafen wurde lauter. »Das hier hat nichts mit Nance zu tun.«
»Stimmt es, dass sie für Ganz gearbeitet hat?«
»Haben Sie mich nicht verstanden?«, fragte der Graf, und seine Stimme wurde noch lauter. »Tun Sie, wofür ich Sie bezahle – finden Sie Princess!«
»Und Adelina?«
»Ja. Ja, natürlich. Sagte ich Princess? Das liegt am Stress. Ich meinte Adelina. Finden Sie sie. Und Princess auch.«
»Es wäre eine Hilfe, wenn …«
Klick.
Danach war Bernie lange still. Ein- oder zweimal murmelte er so was wie »Business-Plan, pah« und »Costa Smeralda, pah«, und irgendwie wusste ich, dass alles in Ordnung war. Wir fuhren durchs Valley, vorbei an Einkaufszentren und großen Supermärkten und Häuserreihen, die bis in die Canyons reichten, so weit ich sehen konnte – und irgendwo zwischen all diesen Canyons war unser Canyon mit unserem Haus und Iggy nebenan, meinem besten Kumpel, der einmal, noch vor dem elektrischen Zaun, einen Vogel gefangen hatte, dazu komme ich vielleicht später noch. Er hat ihn mitten in der Luft geschnappt! Und dazu gab es Golfplätze mit Wasserfontänen, die über den Putting Greens in die Höhe schießen – habe ich die Putting Greens schon erwähnt, meine allerliebste Rennstrecke, dieses unbeschreibliche Gefühl unter den Pfoten? –, Fontänen, über denen oft ein Regenbogen zu sehen ist. Konnte es einen schöneren Ort geben? Kaum vorstellbar.
Aber wir waren nicht auf dem Weg nach Hause. Das wusste ich, weil wir nicht die Ausfahrt vor der Reklametafel mit dem Longhornbullen nahmen – einem Riesenbullen, der aus einem Krug mit schäumendem Bier auftauchte, eines meiner Lieblingsbilder im Valley. Stattdessen fuhren wir weiter, und der Verkehr wurde immer weniger, während wir die Hügel auf der einen Seite rauffuhren und auf der anderen Seite runter in die Wüste.
»Bevor wir uns wieder der Arbeit zuwenden«, sagte Bernie, »wollen wir doch nur so zum Spaß mal sehen, ob der Graf tatsächlich in ein Flugzeug gestiegen ist.«
Klang das nach Spaß? Eigentlich nicht, und außerdem machte mir die Arbeit Spaß – ich hatte den besten Job der Welt –, aber Bernie verdiente schließlich auch ein bisschen Spaß. Einmal, als Suzie über Nacht dageblieben war, war ich aufgewacht und hatte sie durch die Tür zu Bernie sagen hören: »Wenn du nur nach dem Motto lebst: ›Erst die Arbeit und dann das Vergnügen‹, wirst du auf die Dauer gaga.« Ergab das irgendeinen Sinn? Schwer zu sagen. Ich wusste nur, dass Bernie bestimmt nicht gaga werden wollte, weil er nämlich immer ganz schnell umschaltete, wenn diese Lady im Fernsehen erschien, und dass ich Suzie vermisste.
»Wo zum Teufel steckt sie?«, fragte Bernie genau in diesem Augenblick. Wir waren eben Partner, Bernie und ich. »Wie versteckt man einen gelben Käfer?« Gute Frage. Den Rest der Fahrt beobachtete ich den Verkehr. Ich sah alle möglichen Autos, Laster, Busse, Motorräder, Wohnmobile und sogar ein ganzes Haus auf einem Anhänger – bestimmt war es toll, in einem solchen Haus zu wohnen –, aber keinen gelben Käfer.
Wir fuhren durch das Tor der Rio Loco Ranch – ich erinnerte mich an das Schild obendrüber und irgendeine Sache mit einem Bösewicht namens Hickok – und an der Koppel
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