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Auf Tour mit Bob Marley

Auf Tour mit Bob Marley

Titel: Auf Tour mit Bob Marley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Miller
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blieb. Aber ich glaube, das machte die Sache nur noch schlimmer. Ich fing an Wya nachzugehen, wenn er die Bühne verließ. Ken und Wya schlugen manchmal mit den Fäusten aufeinander ein, dann ging ich dazwischen.
    Nach einiger Zeit merkte ich, dass Wya wieder zurück auf die Bühne kam, wenn ich ruhig mit ihm sprach und ihm sagte, dass die anderen das Konzert nicht ohne ihn beenden könnten. Ich glaube, dass er erstarrte und die Bühne verließ, weil die Musik seiner Ansicht nach nicht richtig gespielt wurde.
    Es ist eine Schande, was Fams und Ken mit Wya machten. Sie nahmen ihm auf der Tournee all sein Geld weg; manchmal hatte er nicht einen Cent in der Tasche. Ich glaube für ihn war das die Hölle. Heute ist er auf keiner Tournee mehr dabei, und wie ich gehört habe, soll sich sein Gesundheitszustand verschlechtert haben. Ich wünsche ihm alles Gute. Er war eine einzigartige Erscheinung in diesem verrückten Musikgeschäft, aber heute lebt er mit seiner Frau ein ruhiges Leben in London, weit weg von all dem Wailers-Wahnsinn. Ich hoffe, dass es ihm dabei viel besser geht. Ich muss immer lächeln, wenn ich an ihn denke …
    Alvin »Seeco« Patterson
    Seeco war der sprichwörtliche Großvater der Tournee. Trotzdem war er eines der aktivsten in Bandmitglieder, was Frauen betraf. Ich glaube, er hatte sogar mehr Groupies als Fams. Auch er fügte der Musik von Bob Marley mit seiner Percussion eine eigene Dimension hinzu. Ich war immer wieder verblüfft, was für eine Bandbreite an Sounds und Rhythmen er hervorbringen konnte.
    Einmal hatte er bei einem Konzert ein paar von seinen Effektinstrumenten verlegt. Also schnappte er sich eine leere Bierflasche und verwandelte sie in ein Instrument, das man heute noch auf ein paar von den alten Aufnahmen hören kann. Für eine der Tourneen hatte Bob zwei Perkussionisten engagiert, Seeco und Devon Evans. Als die Wailers zu spielen begannen und beide Perkussionisten einsetzten, wurde die ganze Bühne lebendig. Sie brachten immer ein Zwischensolo mit Nyabinghi-Trommeln und erfüllten die Halle mit dem Sound von Jamaika – sehr mitreißend, das kann ich euch sagen. Später, nach Bobs Tod, stellte ich Seeco meinem Sohn Matthew vor, der sich sofort sehr für ihn interessierte.
    Seeco war unheimlich gut darin, einen entspannten Kontakt herzustellen, bei man sich wohlfühlte. Wie wir alle surfte auch Seeco auf der wachsenden Popularität der Gruppe, und ich glaubte er genoss jeden Moment davon.
    Al Anderson
    Launisch, grüblerisch und geheimnisvoll sind wahrscheinlich einige der Adjektive, die Al Anderson am besten beschreiben. Er ist einer der erstaunlichsten Musiker die ich kenne, und sein Gitarrenstil ist absolut einzigartig. Wer erinnert sich nicht an sein Gitarrensolo in »No Woman No Cry«?« Anfangs hatten er und ich eine angenehme Beziehung, die auf gegenseitigem Respekt basierte. Wie schon erwähnt, waren in der Regel Al, Junior und Dennis mit dabei, wenn ich mich nach den Konzerten noch ins Nachtleben stürzte. Wie viele Menschen hatte auch Al eine sehr dunkle Seite, aber wir alle ließen ihm seinen Willen, wenn er mal wieder den »Mysterious Man« spielte. Ich hakte die Sache einfach als den Spleen ab, den kreative Geister den Psychologen zufolge manchmal haben. Nachdem ich jahrelang mit ihm auf Tour war, kam ich allerdings zu dem Schluss, dass sein Verhalten einen tieferen Grund haben musste, der nichts mit seiner Musik zu tun hatte. Es gab immer Gerüchte darüber, aber ich will die damalige Zeit ehrlich gesagt mit großem Respekt in Erinnerung behalten, und deshalb will ich dazu lieber nichts sagen. Al ist ein großartiger Kerl, und in seiner harten Schale steckt ein goldenes Herz, aber er hat offenbar eine schwere Last zu tragen. Wenn er in Ordnung ist, ist er wirklich in Ordnung, aber wenn er zu viel Stoff nimmt, kann er sich in einen Albtraum verwandeln. Einmal waren wir in Europa mit dem Bus unterwegs, als der kleine Sohn von Jennifer Miller mit einer Pistole in der Hand den Mittelgang herunterrannte. Wir nahmen ihm die Waffe ab, und fragten ihn, wo er sie gefunden habe. »Unter Als Kopfkissen«, lautete die Antwort. Das war dieselbe Tournee, bei der die Presse berichtete, Tyrone habe sich bei einem Boxkampf den Kiefer gebrochen. Ich kam einmal zufällig dazu, als sich Al und Tyrone im Bus einen wilden Faustkampf lieferten. Danach ließ sich Tyrone im Krankenhaus untersuchen mit dem Ergebnis, dass Fams Al nicht mehr im Bus mitfahren ließ. Die Schlägerei war nicht das

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