Auf Tour mit Bob Marley
Marley nur ein Teil der Kompositionen sind und auch die Basslinie für den Erfolg oder Misserfolg der Songs verantwortlich ist. Der gesunde Menschenverstand lässt vermuten, dass Family Man mit seiner zentralen Rolle in der Rhythmusgruppe (aber auch andere Mitglieder der Wailers) einen gewissen Beitrag zu den Kompositionen leisteten. Trotz dieses Sachverhalts, der fast einstimmig durch eine ganze Reihe von Zeugen bestätigt wurde, folgte der High Court in London 2006 der Darstellung von Chris Blackwell und Rita Marley und entschied, dass die Ansprüche von Aston Barrett nicht berechtigt seien. Fams Barrett wurde durch die hohen Verfahrenskosten völlig ruiniert und kommentierte das grobe Fehlurteil wie folgt: »Es ist ein wenig, als ob die Beatles nur aus John Lennon bestanden hätten.« Der Marley-Biograf Roger Steffens wählte für seinen Bericht über das Verfahren den Marley-Titel »Is This Love« als Überschrift. Bei dem Verfahren soll es um 100 Millionen Dollar gegangen sein. Barret plant, gegen die Anwälte der britischen Krone zu klagen. Viel Glück, Fams!
[ 2 ] Im englischen Original »Ital Food«, abgeleitet von Vital Food, wobei die Rastas gerne den ersten Buchstaben weglassen, um das »i« zu betonen. Nicht zu verwechseln mit »Italian Food«, hat damit nichts zu tun. Vielmehr ist »Ital Food« eine Art religiöse, teils vegetarische Ernährungsvorschrift der Rastafari. Früchte und Gemüse sollten frisch geerntet verzehrt werden, weil dann noch viel Leben darin ist (»vital«). Gemüse wird schonend gekocht, vorzugsweise in der Schale, damit die Vitalstoffe erhalten bleiben. Grundsätzlich werden keine Aluminiumtöpfe oder -folien verwendet. »Totes Essen« fördert Krankheit, so die Auffassung. Schweinefleisch ist streng verboten, Fisch ist erlaubt. Drogen sind ganz verboten, wobei aber »Kräuter« nicht als Drogen gelten.
Bob Marley mit Family Man Barrett 1980, © Alberto Baschieri
Bob Marley in jungen Jahren in Jamaika, links Skill Cole.
Mark Miller und Al Anderson im Tourbus.
Way Lindo und “Family Man” Barrett. © Mark Miller
»Menschen ohne Wissen um ihre Herkunft und Vergangenheit sind wie Bäume ohne Wurzeln.«
Bob Marley
Nach einem kurzen Urlaub zwischen Ende 1979 und Anfang 1980 bereiteten wir uns Anfang 1980 auf eine Konzert vor, um das uns Omar Bongo, der Präsident von Gabun, gebeten hatte. Tatsächlich waren es wohl seine Töchter, die Bob Marley unbedingt im Land haben wollten. Also begannen wir in der ersten Januarwoche in Miami mit den Proben. Bei diesen Proben kam Bob eines Tages mit einer brandneuen elektro-akustischen Ovation-Gitarre an. Dennis und ich waren schon früh im Proberaum gewesen und hatten alles hergerichtet, als man uns sagte, dass eine deutsche Kameracrew kommen werde, um ein Interview mit Bob zu machen. Die Journalisten waren schon da und hatten ihre Kameraausrüstung aufgebaut, als Bob sich zu ihnen auf einen Stuhl setzte und »Redemption Song« spielte. Es war das erste Mal, dass ich den Song hörte. Es war so still im Raum, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können, als Bob den faszinierenden Text sang und sich auf der Gitarre dazu begleitete. Der Auftritt war phantastisch und wurde, soviel ich weiß, später auf der ganzen Welt im Fernsehen übertragen.
Dennis und ich bekamen den Auftrag, unsere gesamte Ausrüstung auf dem Flughafen von Miami in eine Privatmaschine zu verladen. Also fuhren wir zum Privatbereich des Flughafens, um alles zu organisieren. Als wir aber dann das Flugzeug sahen, das auf der Landebahn auf uns wartete, starrten wir uns fassungslos an. Das Ding sah aus wie aus einem alten Hollywoodfilm entsprungen. Es stammte offenbar aus den 1940er Jahren. Der Pilot, der vor der Ladeluke stand, hatte eine Pilotenmütze aus dem Zweiten Weltkrieg auf dem Kopf und eine alte Maispfeife zwischen den Zähnen. Während sich über ihm eine Rauchwolke bildete, überwachte sein »Erster Offizier« das Einladen der Transportkoffer mit unserer Ausrüstung. Auch dieser Typ ist der Erwähnung wert, weil sein Mundwerk keinen Augenblick stillstand. Dennis und ich betrachteten entgeistert das museumsreife Flugzeug und seine exzentrische Besatzung, dann rannten wir zu einem Taxistand und ließen uns zum nächsten Schnapsladen fahren.
Wir kauften zwei Kästen Bier und rasten zurück zum Flugzeug, wo sie schon auf uns warteten. Widerstrebend gingen wir an Bord und setzten uns auf die Transportkoffer, weil es außerhalb des Cockpits keine Sitze gab.
Weitere Kostenlose Bücher