Auf Tour mit Bob Marley
einzige Mal, dass Al zu seinem eigenen Nachteil die Kontrolle über seine inneren Dämonen verlor.
Ich hatte ebenfalls einen Zusammenstoß mit ihm. Wir gaben mit den Wailers ein Konzert in der schweizerischen Stadt Interlaken, als ich eine Gasse hinter dem Club hinunterging und den Bandmitgliedern sagte, dass sie sich für den Auftritt bereit machen sollten. Ich stand gerade vor dem »Goldenen Anker« und wechselte ein paar Worte mit Senna Grant, da tauchte Al hinter mir auf und versetzte mir ohne ersichtlichen Grund einen Klaps auf den Hinterkopf. Als ich mich umdrehte, und fragen wollte, was los war, versuchte er noch einmal, mich zu schlagen. Ich hielt ihn fest und wir gingen zu Boden, wobei er mit dem Kopf so hart auf dem Boden aufschlug, dass er an diesem Abend einen rosa Fleck auf der Stirn hatte. Ich hatte ein paar kleine Kratzer von dem Sturz, aber sonst nichts. Al war so high, dass er vermutlich bis heute nicht weiß, warum er den Streit anfing. Aber was immer er heute denkt, Tatsache ist, dass er anfing. Ich mag ihn, man missverstehe mich nicht. Er hatte nur wie wir alle mit ein paar schlimmen Dämonen zu kämpfen. Mit denen muss er fertig werden, und ich hoffe, dass er es schafft.
Neville Garrick
Es gibt zwei Menschen, die nicht zur Band gehören und trotzdem die Anerkennung der Millionen Fans verdienen, die Bob Marley and the Wailers verehren: »Gilly« Gilbert und Neville Garrick, der bei vielen Plattenhüllen der Band für Grafik und Layout verantwortlich war und außerdem die riesigen Hintergrundbilder malte, die auf vielen Videos von den Tourneen zu sehen sind. Neville ist ein stiller Mann, der sein Talent gern für sich selbst sprechen lässt. Er war bei den Tourneen mit dabei und sagte Dennis und mir, wie wir die Hintergrundbilder aufhängen sollten. Nur wenige wissen, dass er bei vielen Konzerten von Bob Marley and the Wailers auch für die Beleuchtung zuständig war. Er war ein enger Vertrauter von Bob und immer da, wenn dieser ihn brauchte. Und er war auch immer da, wenn Dennis und ich Hilfe brauchten.
Nach einiger Zeit auf Tournee kam er außerdem gern auf die Bühne und spielte mit Seeco Percussion. Heute lebt er in den USA und ist Art Director, soviel ich weiß. Alles Gute Neville, wenn du das liest.
Antonio »Gilly« Gilbert
In der ganzen Zeit, als ich für die Wailers arbeitete, war ein ganz besonderer Mensch in Bobs Umgebung: »Gilly« Gilbert, Bobs Koch und persönlicher Assistent. Der große, bärenstarke und sehr liebenswerte Mann kochte Bobs Ital-Kost [2] , wenn wir auf Tournee waren, und baute in dem Konferenzraum, den Bob in jedem Hotel mietete, seine Küche auf. Das erste Mal, als ich mit den Wailers aß, servierte Gilly gerade das Essen, als ich in den Raum kam. Auf dem Tisch stand eine Reihe abgedeckter Rechauds, und als ich mich anstellte, war die Luft vom würzigen Geruch des Essens erfüllt. Als ich am Tisch entlangging nahm Gilly den Deckel vom ersten Rechaud, das »Reis und Bohnen«, ein jamaikanisches Standardgericht, enthielt. Gilly tat etwas davon auf meinen Teller, dann hob er den zweiten Deckel. Das zweite Rechaud enthielt gedämpftes Gemüse, das einen starken Thymianduft ausströmte. Nach dem Gemüse kam wie erwähnt die große Überraschung: Gilly hob mit einem Lächeln den Deckel vom letzten Rechaud, und es enthielt gekochte Fischköpfe, die fein säuberlich in Reihen geordnet waren und mich mit jeweils einem Auge anstarrten. Klar, dass ich auf dieses Gericht dankend verzichtete …
Gilly ist ein feiner Kerl. Als ich auf meiner ersten Reise in Kingston so frustriert war, merkte er es als Erster und fragte mich, was los sei … Ich erzählte ihm von den Schnorrern, die mir auf der Straße Angst machten, aber erst am dritten Tag, als Gilly mich dazu drängte. Er sprach mit Bob und von da an wurde ich völlig in Ruhe gelassen. Ich mochte Gilly sehr, und das gilt auch heute noch. Er war immer für Bob da und sorgte dafür, dass für alles gesorgt war, was Bob brauchte, und kümmerte sich auch um mein Wohlbefinden. Er bekam eine Abfindung, als Bob starb, und besitzt heute ein Tonstudio in Miami, Florida.
[ 1 ] Aston »Family Man« Barrett erhob Anspruch auf Beteiligung an den Tantiemen für einige Songs von Bob Marley, an deren Komposition er seiner Aussage nach mitgewirkt hatte. Ein wichtiges Thema, weil es dabei um riesige Summen ging. Wenn man weiß, wie wichtig der Bass im Reggae ist, kann man leicht zu dem Schluss kommen, dass die vielen Melodien von Bob
Weitere Kostenlose Bücher